Rotorman's Blog

Schießende Schafe im Wolfspelz: Jäger
steigen in kommerzielle Fellverwertung ein

klein-Fuchs-Kombi

Reineke-Chic als Ladenhüter: Das entsprechende Angebot an pelzigen Textilien ist zwar groß, doch so richtig laufen tun die Kollektionen nicht. Trotzdem wollen die deutschen Jäger jetzt in den Markt einsteigen, mit hochwertigen Produkten, hergestellt aus den Fellen von tierschutzgerecht und mit Liebe erlegten Kreaturen.

Von Jürgen Heimann

Vielleicht wird es beim Deutschen Jagdverband (DJV) ja mal langsam Zeit für einen Paradigmenwechsel. Denn nur mit einem Fellwechsel allein lassen sich auf Dauer keine Sympathien und Blumentöpfe gewinnen. “Fellwechsel” heißt das neueste Kind der bewaffneten Pirschleute. Das ist eine GmbH. Wobei dem in diesem Kürzel enthaltenen adjektivischen “beschränkt” wohl die größte Bedeutung zukommt. Die Firma ist nicht nur in ihrer Haftung beschränkt, sondern sie ist es auch aus sich heraus. “Es handelt sich um ein junges Unternehmen im Bereich nachhaltiger Nutzung natürlicher Ressourcen” verkündet der DJV. Was ja erst mal nicht schlecht und durchaus positiv klingt. Nachhaltigkeit kommt nämlich immer gut (an). Aber: Eine genauere Betrachtung entlarvt das nicht zur Nachahmung empfohlene Pilotprojekt als Luft- und Lachnummer mit der Lizenz zur  Bauchlandung. Aber es ist nicht zum Lachen. Ein verzweifelter Versuch, verlorenes Terrain zurück zu erobern. Dafür würde es aber bei keiner Kreissparkasse auch nur einen Cent Existenzgründerkredit geben. Weil: Das Unternehmen soll einen Markt bedienen, den es gar nicht gibt und hoffentlich auch nicht (mehr) geben wird – den der textilen Pelzmode aus freilaufender Bodenhaltung und kontrolliertem biologischen Anbau….

Zigarettenautomaten an den Hochsitzen

Dass die Wildtöter jetzt in den Rauchwarenhandel einsteigen wollen, bedeutet nicht, dass künftig an jedem Hochsitz ein Zigarettenautomat angebracht wird. Als Rauchwaren, österreichisch auch Rauwaren genannt, werden “zugerichtete”, gegerbte und noch nicht zu Pelz verarbeitete Tierfelle bezeichnet, verlautete aus gewöhnlich gut unterrichteten (Wikipedia-)Kreisen. Aber wer seinen faltigen Hals heute mit einem daraus generierten und veredelten Kragen schmückt oder seinen Revue-Körper in einen Mantel zwängt, der früher mal ein Wildtier war, muss mit Bashing und Anfeindungen rechnen. Zu Recht. Die sächsische CDU-Landtagsabgeordnete Daniela Kuge kann ein Halali davon singen. Siehe auch hier:

Wem die Felle davon schwimmen

klein-Waschbärenkombi

Auch Waschbären können durchaus ansehnlich sein – sofern sie nicht mehr leben und post mortem zur Zierde des Menschen gereichen. Aber bitte bei der Rohstoff-Beschaffung ein „balgschonendes Kaliber“ verwenden. Sonst werden die Einschusskrater zu groß. „Schupp“- Pelzjacken mit einem Bratpfannen-großen Einschlagstrichter will niemand haben.

Nun treten die ihre Felle-davon-schwimmen-sehenden Nimrods an, ihrer blindwütigen Schießerei in Wald und Feld wenigstens den Anschein von Sinnhaftigkeit zu geben. Im Jagdjahr 2015/16 hatten die Jungs (und Mädels) im grünen Wams beispielsweise 466.186 Füchse über den Regenbogen geschickt. 128.103 Waschbären folgten den Reinekes nach. 12.035 mehr als in der vorangegangenen Spielzeit. Und 5.487 Baummarder, 43.137 Steinmarder, 9.063 Iltisse und 27.842 Marderhunde ereilte das gleiche Schicksal. Das ist ein riesiger, bislang brach liegender Pool, aus dem sich, so die Überlegung der organisierten Waldschrate, Umsatz und finanzieller Honig saugen ließe. Zumal da auch noch die Nutrias, Minks und Bisams wären, die die hochmunitionierten Naturschützer auf dem Kieker und im Visier haben.

Für dieses Massentöten muss es ja irgendwie eine belastbare und vernünftige Rechtfertigung geben. Was aber bis dato nicht der Fall ist. Es fällt den Schützen zunehmend schwerer, der kritischer werdenden Öffentlichkeit plausibel zu erklären, warum sie so vehement durch die Gegend ballern. Zumal es da ja auch noch das Tierschutzgesetz gibt. Bereits in dessen § 1 heißt es wörtlich: “Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen”.

Verbal-Kosmetik: In der Praxis ändert sich nichts

Fellwechsel

Wer’s glaubt, wird selig!

 Gut, oder eher nicht gut, diese Vorgabe scherte die Weidleute bislang einen feuchten Kehricht. Und wird es vermutlich auch weiterhin nicht tun. Aber auf Dauer läuft es auf ein PR-Desaster hinaus, würde man dieses Gebot völlig ignorieren. Was aber nicht bedeutet, dass sich in der Praxis etwas ändern soll. Die wird nur durch ein neues Mäntelchen verbrämt und durch etwas Verbal-Kosmetik dekorativ aufgehübscht. Das wiederum ist Sinn und Zweck der neuen Edelpelz-Verwertungsgesellschaft mit Sitz in Rastatt. Die soll nämlich die Felle, die den Opfern nach dem finalen Rettungsschuss über die Ohren gezogen werden, zentral sammeln, aufbereiten, vermarkten und verticken. Was natürlich nicht gelingen wird, da man damit völlig an den Marktbedürfnissen vorbei plant. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht also eine klassische Fehlgeburt. Aber da wäre er immerhin, der vom Gesetz eingeforderte Grund.

Hochwertige Produkte aus räuberischen Ekelbestien

Angewandeter Naturschutz

Angewandter Naturschutz.

Wer, bitteschön, soll sich aber eine solche Laus in den Pelz setzen bzw. mag in einen solchen schlüpfen? Zumal dann, wenn er auch noch von einer räuberischen Ekel-Bestie stammt, der man ja gerne alle möglichen Krankheiten anhängt. Von der Tollwut angefangen über Staupe und Räude bis hin zum Fuchsbandwurm. Und plötzlich werden diese Viecher zu Rohstofflieferanten eines hochwertigen Produktes. Nee, Danke. So was kommt mir nicht an den Kragen! Der schwillt und platzt höchstens. Da können die Veranstalter von “Jagd und Hund”, Europas größter Spielwarenmesse für den tapferen Heger, noch so viele und gut aussehende, in pelzigen Chic aus deutscher Wildnis gekleidete Models über den Laufsteg scheuchen. Diese absurde Kollektion ist ein absolutes “No Go”. Mag sie als Ladenhüter in den Auslagen der einschlägigen Boutiquen und F(l)achgeschäfte vermodern.

Dennoch, die Freunde entsprechender Accessoires und Komplett-Outfits können schon heute aus dem Vollen schöpfen. Nicht nur bei ebay oder Amazon werden sie fündig und haben, ob sie nun auf “Racoons” oder Foxies stehen, die Qual der Wahl. Da gibt es “wärmende, bequeme und aufsehenerweckende Pelzkragen, die die Dame von Welt noch stilvoller und eleganter aussehen lassen”, oder halt “süße Stirnbänder, die Ihnen ein magisches Aussehen verleihen, was von jedem, dem Sie über den Weg laufen, bewundert werden wird”. Kann aber auch passieren, dass man deren Trägerin in der Fußgängerzone verachtungsvoll anspuckt.

Was darf’s sonst noch Pelziges sein? Mollige Schals, fesche Kapuzen, elegante Westen, Ohrenschützer, chice Mäntel, Mützenbommel, Handschuhe, Schlüsselanhänger, Fahrzeug-Sitzbezüge, Waschbär-Pulswärmer oder Fuchs-Stulpen? Kein Problem. Alles en masse auf Lager. Und das in allen Preislagen. Überwiegend aus Zuchtfarmen. Aber da darf der Kunde auch mit ruhigem Gewissen zuschlagen: “Wir sind Waschbär-Experten und bieten ihnen geräumige Einrichtungen sowie nahrhaftes Futter, um ihr Wohlsein sicherzustellen”, heißt es in einer Produktbeschreibung. Was sich jetzt aber auf die Tiere, nicht die Käufer bezieht.

Pelzige Fliegermütze für den Bruchpiloten von heute

Oder wie wär’s mit einer “gestrickten, eleganten und exquisit verarbeiteten Fliegermütze aus Fuchspelz” für den Bruchpiloten von Welt? “Weich, kuschelig und flaumig für einen warmen und glamourösen Winter”. Da lassen wir das Flugzeug doch lieber gleich im Hangar stehen und verzichten auf den Rundflug. 170 Euermänner kostet das luxuriöse Mantel-Jacket aus echtem Rotfuchs-Pelz für dämliche Damen. Wichtig vor dem Kauf: “Zur Wahl der falschen Größe zu vermeiden, kontaktieren Sie uns bitte mit Ihrer Oberweite oder BH”. Voll krass! Sprechende Büstenhalter gibt es also auch schon. Wobei der Anbieter noch Wert auf folgende Feststellung legt: “Das gesamte Material von Haustieren auf dem Hof ist, nicht wilde Tiere, schützen wir wilde Tiere”. Hier handelt es sich ganz offensichtlich nicht um Ware “made in Germany”.

Wer sich der Do-it-yourself-Fraktion zugehörig fühlt und stattdessen selbst Hand anlegen möchte, findet bei Amazon auch die passende Hardware. Lebendfallen von Moorland oder Krap Trap kosten  zwischen 44,99 und 109,99 Euro. Sind die zugeschnappt, muss der Fallensteller die folgende Drecksarbeit natürlich eigenhändig erledigen.

Dekoratives vom Isegrim für die stattliche Frau

Wolfspelze

Wer eher auf Isegrim- Mode steht, braucht auch nicht lange zu suchen. Entsprechende Angebote gibt es bei den Kleinanzeigen von ebay genug. Da sind echte Schnäppchen dabei, die aber meist aus dem Nachlass von Tante Frieda stammen.

Wolfsfelle und aus solchen gefertigte Textilien gibt es natürlich auch. Man muss nicht lange danach suchen. Bei den ebay-Kleinanzeigen lässt sich dahingehend so manches Schnäppchen machen. Teilweise schon für 60 Euro. Aber mitunter muss der Interessent auch schon mal ein klein wenig mehr hinblättern. Eine warme, aber luftig leicht zu tragende Jacke mit entsprechend pelzigem Kragen- und Ärmelbesatz “für die stattliche Frau”, die immerhin mal 20.000 Euro (oder Mark?) gekostet hat (die Jacke, nicht die Frau), soll der Anbieterin 790 EUR einbringen. Ist sie aber wert, zumal sie, die Jacke, auch keinerlei Haarverlust aufweist, nicht riecht und aus einem tier- und rauchfreien Haushalt stammt. 1111 Euro kostet ein Mantel in Größe 54 mit sehr schöner Zeichnung. Ist schon etwas älter, aber sehr gut erhalten und nur einmal getragen. Dass der leibhaftige Vorbesitzer die Omma vom Rotkäppchen aufgefressen hat, dürfte schon viele Jahre her sein.

Modisch taillierte Erbstücke von Tante Frieda

Es handelt sich hierbei grundsätzlich um “gut erhaltene, kaum getragene Erbstücke” aus Tante Friedas Nachlass, versichern die Verkäufer. Aber bereits modisch tailliert und Waschmaschinen-resistent. Also keine Neuware, aus Isegrims generiert, wie sie in Brandenburg, Sachsen und Niedersachsen immer mal wieder auf mysteriöse Weise ums Leben kommen oder verschwinden. Dahingehend halten sich die Jägersleut’ aber bereits vorausschauend alle Optionen offen und fordern weitsichtig, wie sie nun mal sind, eine Aufhebung des generellen Abschussverbotes für Wölfe. Daraus könnte ein weiterer Business-Zweig erwachsen.

Tierschutzgerecht und mit Liebe erlegt

Fuck you

Wehrt Euch! Und zeigt Euren Häschern den Stinkefinger!

Die Konkurrenz für unsere als Schafe im Wolfspelz getarnten Nimrods ist groß und schläft nicht. Da müssen die sich ganz schön zur Decke strecken und Strecke legen, um da mithalten zu können. Aber jeder hat schließlich mal klein angefangen. Zumal ja auch das Gütesiegel “tierschutzgerecht und mit Liebe erlegt” selbst skeptische Kunden milde stimmen dürfte. Da weiß man doch, was man hat bzw. bekommt. Lieber eine Qualitätsjacke, die aus dem Fell eines von einem wackeren deutschen Jäger erlegten Tieres stammt, als eine solche, deren ursprünglicher Träger von einem zwielichtigen, verschlagen dreinblickenden Wilddieb in den Karpaten abgeknallt oder wahlweise unter fragwürdigen Bedingungen in einer dieser schrecklichen Pelzfarmen aufgepäppelt wurde, um schließlich ebenfalls massakriert zu werden.

Das ist das Kalkül: Die DJV-Strategen wollen Tierprodukte aus kontrolliert ökologischem deutschen Forstanbau als moralisch unbedenklich etablieren und sich somit gegen die üblen Mitbewerber abgrenzen. Letztere sind nämlich nicht um das Tierwohl besorgt. Die Jäger hingegen schon.

Sauerstoffmangel bei den Eidgenossen

Diese Nummer zieht auch im Eidgenössischen. Heinz Lienhart, der Präsident des Schweizer Tierschutzes STS, rät “tierfreundlichen Konsumenten” ausdrücklich zum Tragen von aus regionalen Fuchsfellen zusammengeflickten Klamotten. Das könnten die nämlich mit gutem Gewissen tun. Weil: Den Tieren ging es ja blendend im Leben, wenn das dann auch, kleiner, aber zu vernachlässigender Wehrmutstropfen, ein jähes und vielleicht etwas schmerzliches Ende gefunden hat. Der in der Luft enthaltene Sauerstoffgehalt nimmt mit zunehmender Höhe ab. Das verkrümmt die Synapsen, was wiederum Auswirkungen auf bestimmte, das Denken beeinflussende biochemische Prozesse im Hirn hat. Je nachdem, in welchen Gipfellagen Leinhart seinen Erstwohnsitz unterhält, könnte das erklären, wie man auf so etwas kommen kann.

Bei uns in Deutschland war es bislang üblich, die kompletten Kadaver erschossener “Predatoren” irgendwo zu verbuddeln oder in einer Tierabfallbeseitigungsanlage zu entsorgen. Was dann stets die Frage aufwarf, warum man diese Kreaturen denn überhaupt erst in solchen Massen meuchelt, wenn man das, was von ihnen übrig bleibt, sowieso nicht gebrauchen kann.

Zwischen Bölkstoff und Wertschöpfung

Die Brisanz dieser Frage hofft man jetzt wenigstens ein klein wenig entschärfen zu können. Im Jägerjargon klingt das dann so: “Ziel ist es, einen natürlichen Rohstoff, der im Rahmen der Jagdausübung und aus Gründen des Artenschutzes gewonnen wird, einer Verwertung im Sinne einer transparenten Wertschöpfungskette zuzuführen”! Boa ey! Beim Ausformulieren dieses Satzes muss eine Menge Bölkstoff geflossen sein. In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich auch die Frage, wie dieses neue Geschäftsfeld mit dem “Tiererzeugnisse-Handels-Verbotsgesetz” kondom geht. Demzufolge dürfen seit dem 31. Dezember 2008 nämlich keine Hundefelle oder Produkte, die solche enthalten, mehr verkauft werden. Und zwar EU-weit nicht. Und Füchse sind ja auch Hunde, nur eben Wildhunde….

Auerhahn-Projekt

Im Schwarzwald macht man den Leuten seit 2014 weis, sie würden durch den Kauf von den Pelzen aus „nachhaltiger Jagd“ den Naturschutz fördern. Dafür gib es sogar ein „Gütesiegel“. Und die Landesregierung ist Teil dieser Schmierenkomödie.

Aber lange Rede, gar kein Sinn: Die vom Deutschen Jagd- und dem Baden-Württembergischen Landesjagdverband getragene GmbH ist nur ein Deckmäntelchen mit Alibifunktion. Sie handelt mit Produkten, die keiner braucht, und versucht zudem den Eindruck zu erwecken, das Abknallen bestimmter räuberischer Wildtiere sei auch deshalb notwendig, um andere bestandsgefährdete Arten zu schützen. So einfach ist das. Exemplarisch beobachten lässt sich das am „Auerwildprojekt Schwarzwald“. Dort sterben seit 2014 Tausende Füchse, Marder und Dachse für einen guten Zweck. Um nämlich 300 Raufußhühnern das Überleben zu sichern. Deren Rückgang allerdings ganz andere Ursachen hat. Und die Landesregierung spielt mit bei dieser schäbigen Schmierenkomödie. Dafür gibt es sogar inzwischen ein Gütesiegel: „Schwarzwaldpelz aus nachhaltiger Jagd“. Wer also einen solchen kauft, tut sich etwas Gutes – und dem bedrohten Federvieh auch. Fellverwendung sei schließlich angewandter Naturschutz. Es soll Menschen geben, die diesen Blödsinn tatsachlich glauben. Nicht nur im „Black Forrest“.

Selbst Tierschützer fallen auf Primitiv-Dialektik herein

Einer vergleichbaren Primitiv-Dialektik ist auch die Vorsitzende des Tierschutzvereins im Kempten auf den Leim gegangen. Hier müssen Fuchs und Co. noch nicht einmal andere Arten einschüchtern und bedrohen. Maria Anna Peter-Sigg  reicht es schon, dass sie ihr Leben gelebt haben, um sich post mortem mit ihrem Gewand schmücken zu dürfen. Entsprechend  hatte sich die Frau zum Schulterschluss mit der hiesigen Lodenfraktion überreden und zu folgender, im Duett mit dem Kreisjagdverbandsvorsitzenden verbreiteten Aussage hinreißen lassen: “Haben Tiere gut gelebt, darf man (ihre) Pelze verwerten”. Herr vergib’ ihnen, denn sie wissen nicht, was sie sagen!

“Fellwechsler” bitten um “naturnahe Anschubfinanzierung”

Das mit dem „gut gelebt haben“ mag ja sogar stimmen. Das Dolce Vita hatte sich aber spätestens in dem Augenblick erledigt, als die Beute einem Jäger vor die Büchse getrabt war. Und damit war auch sie erledigt, die Beute, nicht die Büchse oder der Jäger. Ihm habe immer das Herz geblutet, wenn erlegte Füchse in der Tierkörperverwertung gelandet seien, hatte Kemptens Oberpirscher Karl-Heinz Schrader noch eins drauf gesetzt. Geblutet hatten zuvor zwar andere, was aber ursächlich wiederum nicht Auslöser für seinen Herzschmerz war.

Selbst innerhalb der Jägerschaft, die sich zunächst ehrenamtlich und unentgeltlich für die gute Sache auf die Lauer legen soll, ist dieses Schnellschuss-Projekt nicht unumstritten. Später einmal, so heißt es, könnte es zwar durchaus sein, dass die Kameraden für ihre Mühen finanziell entlohnt und für die abgelieferten Felle bezahlt würden. Aber zunächst brauche man mal deren „naturnahe Anschubfinanzierung“.

 Bitte nur “balgschonendes” Kaliber verwenden

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Der Verbraucher hat die Qual der Wahl.

So steht es in einem Schreiben der wechselnden Fell-GmbH an die DJV-Mitgliedsvereine. Und bitte, ganz wichtig: Möglichst nur Schrot oder „balgschonendes“ Kaliber verwenden. Es dürfen natürlich, noch besser, auch Fallen sein. Aber auf keinen Fall mit Kanonen auf Spatzen feuern. Ist die Munition zu fett, reißt das zu große Löcher ins wertvolle Material. Und eine Waschbär-Pelzjacke mit einem Bratpfannen-großen Einschlagstrichter will niemand  haben.

Mit dem Fuchs in die Disco und die Krabbelgruppe

Dahingehend scheinen die weidmännischen Trendsetter aber nicht auf der Höhe der modischen Zeit zu sein. Klamotten mit künstlich von Herstellerseite aus erzeugten Lecks sind ja beliebt. Je zerrissener und durchlöcherter Kleidungsstücke daher kommen, umso mehr werden sie ver- und gekauft. Allerdings meist nur von jungen Leuten. Die sind als Zielgruppe aber zunächst einmal nicht erste Wahl. Vielleicht aber kann man die Kids früher oder später als Konsumenten gewinnen. Eine aus Fuchsfell hergestellte Robe macht sich beim Abrocken in der Disco sicherlich auch ganz gut. Und mit einem aus entsprechendem Material produzierten Schweißband ist dessen stolzer Träger in der Gymnastikrunde seiner Vorschul-Krabbelgruppe der umschwärmte King. Cool!

“Dynamischer und zukunftsfähiger Sektor”

Was die jagende Basis etwas irritiert ist auch der Umstand, dass wesentliche und zentrale logistische Fragen noch gar nicht geklärt, geschweige denn überhaupt thematisiert worden sind. Da muss sich jetzt wohl jeder Hegering zusätzliche Tiefkühltruhen zulegen, in denen die künftige Pelzmode qualitätsschonend gelagert wird, bevor sie die verbandseigene Spedition “Blattschuss & Knall” abholt, um die Ware zur “Projektstelle” nach Rastatt zu karren. Deren jagdscheinpflichtiger Leiter, dem man immerhin gemäß Ausschreibung “eine abwechslungsreiche und herausfordernde Führungsposition mit der Option zur innovativen  Weiterentwicklung des Konzeptes in einem dynamischen und zukunftsfähigen Sektor” versprochen hat, will ja auch bezahlt sein. Da wird wohl einiges aus den Mitgliedsbeiträgen der Jagenden abgezwackt werden müssen. So lange jedenfalls, bis die Firma Gewinn abwirft. Was hoffentlich nie der Fall sein wird.

 

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