Von Jürgen Heimann
Das Leben ist mitunter kurz. Vor allem für Füchse. Kaum geboren, geht’s auf direktem Weg in die ewigen Jagdgründe. Wie viele andere Wildtiere sind auch die Reinekes derzeit mit der Aufzucht ihrer Jungen beschäftigt. Doch das Familienidyll ist meist nur von kurzer Dauer. Der Tod lauert bereits vor dem Bau. Wenn die Welpen diesen das erste Mal verlassen, kann es für sie zugleich auch das letzte Mal gewesen sein. Ihnen das Lebenslicht auszublasen, treten die Jäger in diesen Tagen wieder verstärkt an, unter Bemühung fadenscheiniger Gründe. An dieser Praxis wollen die “Heger” festhalten, komme da was wolle.
Gegen diese brutalen Massaker regt sich aber zunehmend Widerstand. Der wird inzwischen von dem bundesweit agierenden “Aktionsbündnis Fuchs” kanalisiert, einem Zusammenschluss von 60 deutschen Natur-und Tierschutzorganisationen. Die Initiative streitet für ein generelles Abschussverbot für Füchse – und gewinnt zunehmend Unterstützer. Andererseits können Länder wie Nordrhein-Westfalen das Knie gar nicht tief genug vor der allmächtigen Jäger-Lobby beugen. Hier sind seit dem Regierungswechsel paradiesische Zeiten für die bewaffnete Lodenfraktion ausgebrochen. 50.000 Wildhunde haben die Flur- und Heckenschützen alleine in der vergangenen Saison vom Erdboden getilgt. Was ihnen aber noch nicht reicht. Besonders fragwürdige Praktiken wie die Bau- und Fallenjagd sowie die Abrichtung von Jagdhunden an lebenden Füchsen sollen den Nimrods das tödliches Handwerk weiter erleichtern. Ziel einer Online-Initiative ist es, dahingehend das Schlimmste zu verhindern und die jagdaffine Agrar- und Umweltministerin Christina Schulze Föcking von weiteren Aufweichungen des ökologischen Jagdgesetzes abzuhalten. Hier geht es zur Petition:
Erst die Kleinen, dann die Großen
In etwa der Hälfte der deutschen Bundesländer haben Füchse bis dato keine festgelegte Schonzeit. Nur Elterntiere, die mit der Aufzucht der Jungen beschäftigt sind, werden durch §22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes pro forma vor Nachstellungen geschützt. Allerdings liegt es im Ermessen der Jagdbehörden, darüber zu befinden, wie lange die Welpen der elterlichen Fürsorge bedürfen. Was zur Folge hat, dass teilweise bereits im Juni wieder das “fröhliche Jagen” auch auf die erwachsenen Tiere beginnt. Zu einem Zeitpunkt also, an dem der Nachwuchs noch längst nicht selbstständig ist. Er wird es dann meist auch nicht mehr. Die Kleinen verrecken jämmerlich, weil sich die Eltern ja nicht mehr um sie kümmern können.
Die bayerische Masche
In einigen Teilen Bayerns, aber auch andernorts hat man dieses System inzwischen perfektioniert. Mit stillschweigender Duldung der Behörden knallen die bewaffneten “Naturfreunde” frühzeitig erst einmal die Nachwuchsfüchse eines Baus komplett ab. Damit entfällt der Grund für die gesetzlich verbriefte temporäre Schonung der Alten. Ist doch ganz einfach.
Das ganze Jahr unter Beschuss
In 12 von 16 Bundesländern dürfen Fuchswelpen ganzjährig getötet werden. Von dieser Möglichkeit wird auch reger Gebrauch gemacht. Viele Vertreter dieser tierischen Zielgruppe trifft es bereits beim Spiel am elterlichen Bau. Sie sind tapsig, unaufmerksam und arglos. Wissen nicht um die Gefahr, in der sie schweben. Die Minis werden mit Schrot zerfetzt oder in speziellen Drahtgitterfallen gefangen. Dazu zählt die berüchtigte „Eberswalder Jungfuchsfalle“. Sie wird direkt am Bauausgang montiert, um die Welpen gleich beim Verlassen des Quartiers abzufangen. Sie brauchen anschließend nur noch eingesammelt zu werden, um sie dann zu erschießen oder zu erschlagen.
Fadenscheinige Begründungen
Solches sei notwendig, verkünden die Jagdorganisationen Mantra-gleich. Man müsse die Fuchspopulationen “regulieren”, sonst nähmen die Räuber überhand und würden das Gleichgewicht der Natur durcheinander bringen sowie bestandsgefährdete Arten ausrotten. Dieser Blödsinn wird auch durch ständiges Wiederkäuen nicht plausibler, zumal solche und ähnliche absurde Thesen längst wissenschaftlich widerlegt sind.
Luxembourg kann als Vorbild dienen
In Gebieten, in denen der Fuchs keiner jagdlichen Verfolgung ausgesetzt ist, explodieren seine Bestandszahlen auch nicht. Im Gegenteil. Sie bleiben konstant oder sind sogar leicht rückläufig. Siehe Luxembourg. Dort sind Füchse seit 2015 geschützt. Und kein einziges damals von der Jägerlobby formuliertes Untergangszenario ist eingetroffen. Das kleine Großherzogtum hat das Jagdverbot unlängst um ein weiteres Jahr verlängert. Warum wohl?
Wo die busch-schwänzigen Wildhunde jedoch exzessiv gejagt werden, steigt ihre Population. Durch Zuwanderung aus anderen Revieren oder eine erhöhte Geburtenrate. Das hat die Natur so eingerichtet. Das ist bei anderen Tierarten übrigens so ähnlich. Bei Wildschweinen beispielsweise. Diese Erkenntnis zu akzeptieren, hießeallerdings für die Jäger, sich selbst in Frage zu stellen. Aber das wäre ja auch zu viel verlangt, oder? Zumindest vom Gesetzgeber erwartet das Aktionsbündnis den Willen und die Bereitschaft, den unsinnigen Genozid an einer überaus nützlichen Tierart endlich zu stoppen, statt sich den durchsichtigen Interessen der Jagdlobby zu beugen.
Und was sagt Deutschlands prominentester Förster, der Bestseller-Autor Peter Wohlleben, dazu? Das Aktionsbündnis Fuchs hat ihn gefragt:
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