Rotorman's Blog

Aufgerüstet: Die Eichhörner starten mit
zwei „Wuchtbrummen“ in die neue Saison

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Wuchtig, schnell und laut: Walter und Toni Eichhorn boxen ab dieser Saison in einer neuen Gewichtsklasse. Mit des Seniors geliebter T-6 (unten) und Tonis neuer Flamme, einer 1425 PS starken T-28 „Trojan“ (oben), starten Vater und Sohn in die neue „Spielzeit“. Foto: Sven Vollert

Von Jürgen Heimann

Die einen specken ab, die anderen legen zu. Und wir reden hier nicht nur von ein paar läppischen Kilos, sondern von Tonnen. Von 6,2, um genau zu sein. So viel bringen die beiden „Wuchtbrummen“, mit denen Familie Eichhorn ab dieser Saison den europäischen Luftraum beschallt, gemeinsam auf die Waage. Damit wären die Zeiten, in denen die Piloten aus Bad Camberg ihr Fluggerät mit einer Hand aus dem Hangar ziehen konnten, definitiv vorbei. Sie boxen künftig in einer ganz anderen Gewichtsklasse.  

Die Überflieger aus dem Hessischen Kneippkurort haben (einseitig) aufgerüstet und mit ihrer Extra-Ära abgeschlossen. Mit ihren beiden EA 330 LT hatten Vater (80) und Sohn (45)  in den vergangenen vier Jahren auf unzähligen Airshows im In- und Ausland für Furore gesorgt, aber sich nebenbei immer noch ein Hintertürchen offen gehalten. In Gestalt der guten alten, 1942 gebauten North-American T-6, von der sich der Senior einfach nicht hatte trennen können. Mit selbiger und einer zweiten baugleichen Maschine hatte das Team zuvor Jahrzehntelang geritten. Jetzt hat der eine nach dem Musterwechsel noch verbliebende US-amerikanische Warbird-Trainer, unter dessen Cowling 600 Pferdchen wiehern, ein Schwesterchen bekommen.

Stärker, wuchtiger, schneller, lauter

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3,8 Tonnen „Lebendgewicht“ bringt Toni Eichhorns neue „Wuchtbrumme“ auf die Startbahn. Im Gepäckfach des imposanten, 62 Jahre alten Brummers kann ein Erwachsener bequem aufrecht stehen. Die Maschine ist zwar nicht so wendig, aber deutlich schneller als ihre Vorgängerin. Foto: Sven Vollert

Wobei: Das mit dem „chen“ ist geschmeichelt. Die deutlich adipösere T-28 B “Trojan”, Baujahr 1955,  stammt aus dem gleichen Stall wie die “Harvard” und war Ende der 40-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts von North American Aviation als Nachfolgemodell für die T-6 entwickelt worden. Sie ist wuchtiger, höher, länger, stärker motorisiert und vor allem schwerer als die Erstgeborene. Die dralle Duttengretel, in deren Gepäckfach ein ausgewachsener Mann bequem aufrecht stehen kann, bringt, für Weight-Watchers ein Alptraum, vollgetankt und beladen 3,8 Tonnen “Lebendgewicht” auf die Startbahn. Beflügelt wird sie von einem 1425 PS starken Sternmotor. Und der macht in hochtouriger Antriebslaune Stimmen wie ein gepimpter, mit 80-prozentigem Stroh-Rum gedopter Lanz Glühkopf-Bulldog. Ein irrer Sound, der durch Mark und Bein geht.

Es war Liebe auf den ersten Blick

Toni Eichhorn hatte seine neue Flamme im Sommer vergangenen Jahres durch Zufall in Belgien entdeckt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Und für ihn war es sowieso mal Zeit für einen Equipment-Wechsel. Unterschlupf fand die kapitale Neuerwerbung auf dem Siegerlandflughafen, weil der Hangar daheim in Elz dafür deutlich zu niedrig war. Die “Trojan” ist natürlich nicht so wendig und spritzig wie ihre filigran designte deutsche Vorgängerin, dafür aber wesentlich imposanter und, zumindest im Reiseflug, auch deutlich schneller. 200 Knoten – das sind rund 370 Sachen – sind im Reiseflug allemal drin. Und im Sturzflug zeigt die Tachonadel kurzfristig auch schon mal 350 kts (648 km/h) an. Dafür gab sich die Extra aber auch mit einem Viertel der jetzt benötigen Spritmenge zufrieden. Man kann eben nicht alles haben.

26 Jahre gemeinsam am Himmel unterwegs

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Nie ohne weißen Schal: Die T-6, Baujahr ^1949, ist und bleibt Walter Eichhorns Favorit. Foto: Wilfried Birkholz

26 Jahre lang sind Vater und Sohn Eichhorn jetzt schon gemeinsam am Himmel unterwegs. Ihr präziser Formationskunstflug zählte europaweit zu den besten und am kreativsten choreografierten seiner Art. Aber das ist nun erst einmal Geschichte. Der Musterwechsel machte als Konsequenz eine programmatische Trennung erforderlich. Heißt: Die beiden marschieren zwar weiterhin gemeinsam, schlagen aber getrennt zu – jeweils als Solisten. Was für das jeweilige Display natürlich ganz neue Perspektiven eröffnet. Bei der Syncron-Aerobatic müssen sich die Partner hundertprozentig aufeinander verlassen können, sich aus Sicherheitsgründen aber auch in jeder Sekunde gegenseitig im Auge behalten, um gegebenenfalls unvermittelt auf die kleinste Abweichung des andern reagieren zu können. Das setzt dem Operationsradius gewisse Grenzen und engt den operativen Spielraum ein. Als One-Man-Artist ist der Pilot da schon freier und kann Manöver fliegen, die im Team so ohne weiteres nicht möglich oder zu riskant sind.

Die neuen Möglichkeiten auskosten

Die neuen Freiheiten nutzen die beiden Ausnahme-Piloten natürlich weidlich. Für sie hat die Saison 2017 längst begonnen.  Ihren Einstand hatten sie bereits am zweiten Aprilwochenende bei der AERO in Friedrichshafen gegeben. Bis Ende September ist der Terminplan, der auch Auftritte in Tschechien und Dänemark vorsieht, dicht gefüllt. Hierzulande wird man die Eichhörner in der neuen Konstellation am 4. und 5. Juni beim Tag der offenen Tür des Flugsportvereins Ailertchen auf dem Westerwald erleben können.

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Vier Jahre lang sorgten die Eichhörner mit ihren beiden „Extras“ 330 LT am europäischen Airshow-Himmel für Furore. Diese Ära ist zu Ende. Eine dieser wendigen Maschinen hält „der Alte“ aber noch in Reserve. Foto: Sven Vollert

 

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