Reden zu halten, samt und sonders vor einem großen Publikum, ist nicht jedem gegeben. Da hat sich auf der Suche nach dem roten Faden schon so mancher selbst mit eben diesem stranguliert. Derweil sich seine langweilenden Zuhörer die Zeit damit vertrieben, die Schuppen auf den fleckigen Krägen ihrer Vorderleute zu zählen. Das Ergebnis wurde dann, wohl wissend, dass Glatzen FKK auf höchster Ebene sind, durch die Anzahl der Kahlköpfigen im Saal geteilt. Woraus sich dann ein Tipp für die nächste Lottoziehung generieren ließ. Geholfen hat’s natürlich nix. Eine Richtige mit Zusatzzahl. Mehr war nicht drin. Auf Arabisch heißt Glatze übrigens Hattamahaar. Besser eine solche, als gar keine (Haare). L’Oréal hat jetzt auch ein Spezial-Shampoo dafür bzw. dagegen entwickelt. Die Inder (Ein Inder mit Zünder lebt ohne gesünder) sagen hingegen: „Bei einem guten Redner fangen die Zuhörer an, mit den Ohren zu sehen“. In diesem Fall hilft aber Ohropax.
Oder das Zwerchfell bebt, was aber je nach Anlass und Ort schon mal etwas unangemessen sein kann. Unvergessen in diesem Zusammenhang die am offenen Grab gehaltene Abschiedsrede für einen verstorbenen Sangesbruder des MGV „Heiserkeit“ aus Angelburg-Lixfeld. Der zweite Vereinsvorsitzende sagte wörtlich: „Lieber Karl, Du weißt, ich war nie ein Freund großer Worte. Drum mach’s gut und bleib‘ gesund!“ Weiter kam er nicht…
Es gibt, wenn auch nicht unbedingt im Deutschen Bundestag, oder in der Dillenburger Stadtverordnetenversammlung, Dampf-Plauderer, die ihr Publikum von der ersten Sekunde ihres Vortrags an in den Bann ziehen. Bei diesen Rhetorik-Tycoons („Reden ist Schweigen, Silber ist Gold“, oder wie das heißt) sitzt jede Pointe, da hinkt nix, auch kein noch so abenteuerlicher Vergleich. Geschickt umschiffen sie auf dem glitschigen Konsonanten-Parcours jede Untiefe zwischen rollendem RRR und schnarchendem Och. Das Um-sich-Schlagen mit Worten erhöht nämlich die Zufälligkeit der Trefferquote. Mit den Floskeln der Alltäglichkeit baggern sie Worte in die Zeit hinein, die den reichen satten Mutterboden ihrer Seelensprache ins Schuttloch der Beliebigkeit entsorgen. So hat es die mir allerdings leider nur flüchtig bekannte Christa Schyboll einmal formuliert – sinngemäß jedenfalls.
Die Kunst, beredet nichts zu sagen, besteht darin, das Auditorium zu fesseln, ohne verbindlich-konkret zu werden. Apropos: Fesseln Ist ja seit „Fifty Shades of Grey“ wieder in. Wenn das Publikum, nach dem frenetischen Schlussapplaus nicht mehr weiß, was der Vortragende soeben eigentlich gesagt hat bzw. sagen wollte, hat dieser das Klassenziel erreicht. Da ist dann im Meer der Geschwätzigkeit jedes Wort von Gewicht sofort untergegangen. Motto: Besser Quark essen als reden. Man könnte auch sagen: Bier trinken ist zielführender als Quark reden. Oder, anders ausgedrückt: Wenn man mehr Getreide und weniger Phrasen dreschen würde, gäbe es auf der Welt bald kaum noch Hungrige. Man könnte es auch mit August Graf von Platen Hallermund ausdrücken: „Nur stets zu sprechen, ohne was zu sagen, das war von je der Redner größte Gabe“.
Psychisch de- und engagiert
Der CEO der mittelhessischen Früh- Dauer- und Gelegenheitsrentner ist so eine begnadete Labertasche. Auf der letzten Gläubigerversammlung der genossenschaftlich organisierten, pensionierten Nebenerwerbs-Inkontinenzler mit Migrationshintergrund hat der polyglott aufgewachsene, aber psychisch de- und engagierte Mann eine bemerkenswerte, zukunftsweisende Ansprache nicht gehalten – auf Suhaeli bzw. Swahili. Seine Ausführungen wollte er als „geistige Start- und Landebahn für die philosophischen Luftschiffe der Zukunft“ verstanden wissen. Ready For Take-Off! Seine verschwiegenen Ausführungen seien hier in wörtlicher Simultan-Übersetzung wiedergegeben. Weiterverbreitung oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des taubstummen Referenten.
Sehr genervte Damen und Herrschaften, verwehrte Kollegen, liebe verhinderte Mitglieder mit und ohne Glied,
die Lage ist noch nie so ernst gewesen wie immer! Wenn wir, das heißt, auch wenn wir nicht, sollten wir, also Sie und ich, gemeinsam und jeder für sich alleine, deshalb auf alle Fälle gegebenenfalls! Daran führt kein Weg zurück. Grundsätzlich und prinzipiell könnten wir aber unter Abwägung gewisser irrelevanter Eventualitäten und unter Einbeziehung derselbigen keineswegs oder zumindest niemals! Darüber herrscht, glaube ich, Nonsens.
Und damit ich mich nicht falsch verstehe: Ich bin nicht, oder doch nur mit Einschränkung, grundsätzlich der felsenfesten Ungewissheit, dass man bzw. frau unter Berücksichtigung des Ganzen besonders jene versorgnisberegenden Aspekte, die damit nichts, wenig, dafür aber umso mehr bzw. kaum etwas, ignoriert bzw. ihnen zu viel Aufmerksamkeit abwägt. Alleine sind wir alle nämlich nur jeder. Aber in der Gruppe sind wir mehrere. In der Masse sind wir am meisten. Und am Vielsten sind wir, weil am wenigstens fehlen. Das heißt im Umkehrstuss: Besser oben ohne als unten gar nichts. Zumal die Alternative zum Minuswachstum ja logischerweise die Plusschrumpfung wäre. Daraus folgert: Ein Defizit ist, was man hat, wenn man weniger hat, als man hätte, wenn man gar nichts hat! Deshalb nennt man einen Liliputaner mit 9 Kindern ja auch Fruchtzwerg.
Sichtbar heller getrübter Blick
Das wiederrum lenkt aber, pauschal ausgedrückt, ohne zu verallgemeinern, den Blick vom Wesentlichen hin oder trübt ihn zumindest sichtbar hell. Da drückt sich nämlich, psycho-aromatisch betrachtet, ein Auge am anderen Gliedmaß vorbei. Und das wäre kontraimpulsiv und hieße letztlich schlafende Hühner zu auch. Alles wird gut, aber nix wird besser. Die Realität ist, wie Sie wissen, oft ja noch viel schlimmer als die Wirklichkeit, womit die Frage, wie viel Volt eine Legebatterie könnte, noch gar nicht gestellt, geschweige denn unschlüssig verhoben werden sollte bzw. wäre. Wir könnten und müssten deshalb an dieser und auch an jeder anderen alle Viere gerade verbiegen, oder es zumindest annähernd. Wenigstens, wenn nicht sogar vielleicht! Entweder kaum oder oder! Aber das spielt letztlich auch keine Kontrolle.
Sollen ohne zu müssen
Meine Herren, einmal Hand aus der Hose: Wer würde denn sollen, wenn er könnte ohne zu müssen? Es sei denn, er dürfte, ohne dass er es wollte, um dann doch nicht zu können was er sollte. Dann sähe die Situation wieder ganz anders oder zumindest ähnlich und genauso ein. Hier schließt sich das Quadrat. Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin und keiner ginge, um einmal zu schauen, wohin man käme, wenn wir gingen! Andererseits stellt sich aber auch die Frage, wo wir hingingen, wenn jemand käme um nachzuschauen, wo wir geblieben sind, weil wir doch kommen wollten. Anders abstrahiert: Wir wissen zwar nicht, wohin wir wollen, sind dafür aber schneller dort. Prof. Dr. phil. Miroslav Koi, der an der Fachhochschule für angewandte Abstraktion in Castrop-Rauxel-Ost kohärente Fraktalarithmetik lehrt, verhauptet in diesem Zusammengang, dass die elfdimensionale Raumzeit im reziproken kosmischen Quantenschaum nie und nimmer vielleicht grundsätzlicht. Eine gewagte Diözese, wie ich nicht meine.
Solide Basis als beste Grundlage
Aber wir entfernen uns schweifend vom Thema zurück. Die elementare Frage ist doch, ob wir denn wenigstens, wenn keiner so richtig gerade dann? Gegebenenfalls niemals oder immer nur mit Einschränkungen? Zumal eine erregte Unbekannte, um mir selbst ins Wort zu fallen, im metaphorischen Sinne immer noch besser sein mag, als es ein bekannter Erreger jemals war. Wie schweigt doch gleich der Volksmund nicht? Der fette Vogel bricht den Ast! Schließlich hat jedes Pro und Contra auch sein Für und Wider! Und die Frage, wann der Niagarafall endlich gelöst wird, steht auf einem ganz anderen Karton. Die beste Basis ist immer noch eine solide Grundlage. Eine eventuelle Bejahung dieser These würde ich persönlich jedenfalls nicht von vorneheraus verneinen wollen, auch ohne mich zuvor eingehend im sokratischen Sinne dialektisch damit identifiziert zu hätten. Aber missverstehen Sie mich bitte nicht falsch. Es geht doch nicht an, dass alle, niemand, keiner oder ausschließlich jeder, wenn er nicht zumindest würde, auch dürfte. Dann könnte er weder, noch müsste er nicht. Und das definiert auch die poetische Funktion als Projektion des Aquivalenzprinzips auf der Achse der Kombination. Einer, der nichts weiß und weiß, dass er nichts weiß, weiß mehr als einer, der nichts weiß und nicht weiß, dass er nichts weiß. Dahinter führt kein Weg daran zurück. Das ist wie mit den Teigwaren. Teigwaren sind ja Teigwaren, weil sie, die Teigwaren, einmal Teig waren! Diese Anamnese gilt ohne Ansehen der Person bis zum Verweis des Gegenweils.
Immerhin, aber auch das wäre noch zu sollen, könnte man sein oder auch tatsächlich weniger, vorausgesetzt, es ginge wirklich keiner, um zurück zu könnten. Doch die Frage, ob niederträchtig tatsächlich das Gegenteil von hochschwanger ist, bliebe somit ebenfalls unausgesprochen, geschweige denn verantwortet. Denn, anders queruliert: So sechs wie wir fünf sind keine vier anderen, weil wir drei die zwei einzigen sind. Ein eckiges Etwas ziehe ich da immer noch einem runden Nichts vor. Man ist, vereinfacht ausgepresst, ja auch nicht gleich bahnbrechend, nur weil man in den Zug kotzt. Ich weiß, dass Sie jetzt glauben, Sie wüssten, was ich Ihrer Ansicht nach gesagt habe. Aber ich bin nicht sicher, ob Ihnen klar ist, dass das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meinte bzw. glaube. Aber um das nicht verstehen zu können, sollten Sie versuchen, vegetarisch zu denken. Nix geht nämlich über eine blühende Fantasie! Es gilt das erbrochene Wort. Glück ab!