Von Jürgen Heimann
Die Gebeine des Heiligen Bonifatius ruhen seit1.200 Jahren in der Krypta des Fuldaer Doms. Und es ist wohl kaum zu befürchten, dass sich der Mann im Grab umdreht, wenn seine stimmgewaltige Inkarnation nur ein paar Meter entfernt die Donar-Eiche kappt. Winfreth, der legendäre Missionar, hätte bestimmt seine helle Freude an dem Spektakel, das seinen Namen trägt. Und das kommt im Sommer nächsten Jahres als größter Musical-Event Deutschlands daher. Dahingehend hat Produzent Peter Scholz den Mund wohl nicht zu voll genommen. Welche Inszenierung bitteschön erreicht denn auch pro Vorstellung 4.300 Zuschauer? So etwas gibt es nur in der osthessischen Bischofsstadt.
Die dortigen Musicalmacher wollen neue Maßstäbe setzen und ihr grandioses Erstlingswerk, mit dem 2004 der Siegeszug der Spotlight-Musical-GmbH begonnen hatte, auf ein neues, nachgerade gigantisches Fundament stellen. Anlass ist das 1275-jährige Stadtjubiläum im nächsten Jahr. Ein gewisser Sturmius hatte anno 744 mit der Gründung des hiesigen Klosters die Keimzelle gelegt. Klar, dass der Knabe jetzt erneut ran muss. Dem wackeren Mönch kommt ja eine nicht unerhebliche Rolle in dem Stück zu.
Spektakuläre Neu-Inszenierung unter freiem Himmel
Lange Rede, kurzer Sinn: “Bonifatius” wird in der Zeit vom 22. bis 25. August 2019 im Rahmen einer spektakulären Neu-Inszenierung open-air aufgeführt. Wobei, entsprechende Resonanz vorausgesetzt, Zugaben am 26. und 27. 8. optional drin sind. Es ist davon auszugehen, dass es eine solche Verlängerung auch tatsächlich geben wird. Und eine passendere Kulisse als die des Doms kann man sich für dieses ambitionierte Projekt ja auch nicht vorstellen. Eine 52 Meter breite und 15 Meter hohe Bühne, die dank transparenter Elemente den Blick auf den imposanten Sakralbau frei lässt, bietet an beiden Seiten Raum genug für ein großes Live-Orchester nebst Maxi-Chor. Und damit auch die Zuschauer in den hinteren Reihen stets im Bilde sind, wird das Geschehen von drei Kameras eingefangen und auf zwei 32 Quadratmeter große LED-Walls projiziert, die beiderseits über der Bühne angebracht sind.
Es kann nur einen geben: Der Missionar aus Österreich
Reden wir mal übers Personal. Ist ja heute nicht immer leicht, gutes zu finden. In diesem Fall aber brauchten die Gastgeber nicht lange zu suchen. Es kann nur einen geben. Für die Titelrolle kam nur Reinhard Brussmann in Frage. Der österreichische Publikumsliebling hatte ja schon bei der Welturaufführung des Stücks als Axt schwingender Missionar in der ersten Reihe gestanden. Da fiel die Entscheidung leicht. Zumal der Mann in Fulda sowieso ein Heimspiel hat und hier theoretisch seinen Zweitwohnsitz anmelden könnte. In der diesjährigen Spielsaison tanzt der vielbeschäftigte Künstler hier auf gleich zwei Hochzeiten: Aktuell als griechischer Gelehrter Aeskulapius in “Die Päpstin” und ab 14. Juli dann wieder als Chefarzt im Klinikum in Isfahan, wo er dem künftigen Medicus das kleine OP-Einmaleins beibringt.
Bühnen-Traumpaar: Sabrina Weckerlin und Friedrich Rau
Ja und da wäre noch die deutsche Antwort auf Pia Douwes: ein blondes Schwarzwaldmädel mit jeder Menge PS in der Kehle. Sabrina Weckerlin. Auch sie seit Jahren mit Fulda verwachsen, wie sich derzeit wieder bei der Päpstin zeigt. Die zierliche Vokalgranate hat schon bei allen auf den Melodien von Erfolgskomponist Dennis Martin basierenden Musicalinszenierungen die weibliche Hauptrolle getragen. Seit der Heiligen Elisabeth gilt sie hier als Joker.
Bei “Boni” macht die beliebte Künstlerin als “Alrun” Bonifatius-Schüler “Sturmius” schöne Augen. Das Duett mit selbigem, “Wenn das wirklich Liebe ist”, gehört zu den schönsten und packendsten Balladen, die das Genre in den vergangenen Jahrzehnten hervorgebracht hat. Ihr Gesangspartner in 2019 ist Friedrich Rau. Auch dieses Multi-Talent hat in Osthessen bereits Eindruck hinterlassen – unter anderem als Dr. Rob Cole.
Der Kartenvorverkauf beginnt am kommenden Montag (26. Juni). Tickets gibt es u.a. bei eventim.de
Der Rächer der Enterbten läuft sich warm
Dieser Musicalsommer 2019 wird in die (regionale) Geschichte eingehen. Scholz und Co. feuern aus allen Rohren. Neben bzw. vor dem Dom-Spektakel läuft das Programm im nicht weit davon entfernten Schlosstheater unvermindert weiter. Dort legen die Päpstin und der Medicus zwischen dem 14. Juni und dem 8. August noch einmal nach. Bevor der Rächer der Enterbten und Beschützer der Witwen und Waisen im Jahr darauf seine Pfeile aus dem Köcher zieht. “Robin Hood” verlegt dann den Sherwood Forest kurzerhand in den „Niesiger Forst“. Den passenden Soundtrack liefert kein Geringerer als Weltstar Chris de Burgh.