Von Jürgen Heimann
So manche kleinere Ortsfeuerwehr könnte angesichts dieses Fuhrparks schon etwas neidisch werden. Da hat die Luftsportgruppe Breitscheid-Haiger viel Geld in die Hand genommen, um, was den Brand- und Katastrophenschutz anbelangt, den Vorgaben des Gesetzgebers entsprechen zu können. Es ist ja statistisch erwiseen: Flieger ist die sicherste Fortbewegungsart schlechthin. Aber, es kann trotzdem immer mal etwas passieren. Beim Start, bei der Landung oder zwischendurch. Und für solche Fälle will man gerüstet und vorbereitet sein, um im entscheidenden Moment und ohne Zeitverlust das Richtige zu tun. Ist man auf der „Hub“ auch.
Gut, die Flughafenfeuerwehren auf dem Rhein-Main-Flughafen oder die der Freunde auf Siegerland mögen noch einen Tick besser ausgestattet sein, aber für einen kleinen zivilen Verkehrslandeplatz wie den der Breitscheider ist das Equipment, das die Verantwortlichen für den Fall der Fälle vorhalten, schon recht stattlich.
Flaggschiff der mobilen Eingreiftruppe ist ein „TroTLF-16“. Das ist jetzt keine Codebezeichnung für einen neu entwickelten Corona-Impfstoff, sondern steht für „Trocken-Tanklösch-Fahrzeug 16“, basierend auf einem Mercedes 1017 A.
An Bord führt der roten Brummer 750 Kilogramm an Löschpulver mit sich, das im Ernstfall über beidseitig mündende Schläuche ausgebracht werden kann. Hinzu kommen 1800 Liter mit Schaummittel angereichertes Löschwasser, das über zwei Schnellangriffs-Kanonen verblasen wird. Zur Ausrüstung gehören ferner diverse Rettungswerkzeuge, Krankentragen, vier Handfeuerlöscher und Erste-Hilfe-Rucksäcke.
Aufgerüstet uns viel Geld in die Hand genommen
Den Brummi haben die Westerwaldpiloten den Florianern in Brockdorf abgerungen und anschließend für ihre Zwecke aufwändig modifiziert und umgerüstet. Theoretisch kann der Bolide Gefahrensituationen mit Flugzeugen bis zu 14 Tonnen Abflugmasse stemmen. Dennoch hätte es durchaus auch eine Nummer kleiner sein können, weil der Airport ja nur für Maschinen bis zwei 5,7 Tonnen zugelassen ist. Wiegt ein fliegendes Etwas, das hier landen möchte, aber mehr als zwei Tonnen, greift die sogenannte PPR-Regel.
Das Kürzel steht in der Fliegersprache für „Prior Permission Required“ und heißt wörtlich übersetzt „vorherige Genehmigung erforderlich“. Die Platzherren müssen also jedesmal erst ihr O.K geben, bevor ein Flugzeug dieser Gewichtsklasse die Runway küssen darf. Das gilt beispielsweise auch für Absetz-Supervan der am Platz ansässigen Skydiver. Die bringt mehr als zwei Tonnen auf die Waage und fällt somit unter das PPR-Statut. Und weil das so ist, musste halt langsam mal ein größeres Gefährt her als das bislang genutzte her. Das war bzw. ist ein auf einem Unimog 416 aufgesetztes Trockenlöschfahrzeug („TroLF 750“ ).
Die aktuelle Löschflotte kann und soll im Ernstfall aber natürlich nicht die Hilfe und den Einsatz der Freiwilligen Wehren aus der Nachbarschaft ersetzen oder gar überflüssig machen. Auf deren Know-How Tatkraft ist und bleibt man angewiesen.
Zwei hauptamtliche Brandschützer eingestellt
LSG-Chef Markus Holighaus und Platzwart Philipp Reichel weisen darauf hin, dass zahlreiche Mitglieder der Luftsportgruppe und von Skydive Westerwald in den vergangenen Wochen entsprechend geschult und in die Handhabung des neuen Brummis eingewiesen worden seien. So kann das Fahrzeug bei Flugbetrieb ständig mit eigens dafür ausgebildetem Personal bestückt werden. Und selbst dann, wenn mal, wie’s der Teufel so will, keiner von den Freiwilligen Dienst schieben kann, ist man immer noch auf der sicheren Seite. Die LSG hat eigens zwei neue, als hauptamtlich tätige Mitarbeiter eingestellt, die sich auf der „Hub“ ausschließlich um den Brand- und Katastrophenschutz kümmern. Und sollte der rollende Watz mal verschüttet gehen bzw. sich verfranzen, lässt er sich ganz leicht wieder seinem eigentlichen Standort zuorden. Das Kennzeichen lautet „EDGB 122 530“. Die vier Buchstaben sind identisch mit dem ICAO-Code des Breitscheider Flugplatzes. Ein solcher wird von der Internationalen Zivilen Luftverkehrsorganisation vergeben und dient zur eindeutigen Identifizierung des jeweiligen Airfields. Und bei den Ziffern handelt es sich um nichts anderes als die Funkfrequenz des Lufthafens.
Das „TroTLF-16“, das mit dem Covid-Impfstoff-Namen, hat übrigens noch einen kleinen Bruder. Ein so sogenanntes „KLF“ (=Kleinlöschfahrzeug). Der auf einem auf Subaru-Justy aufgesetzte kleine rote Flitzer komplettiert die LSG-Einsatzflotte, die aber hoffentlich nie ausrücken muss.