Ein Medaillen- und Pokal-reiches Jahr für die Wettbewerbs-Piloten der Breitscheider Luftsportler. Da mag der traditionelle Hessensternflug, bei dem sich die LSG-Besatzungen im Frühsommer u.a. den dritten Rang und den „Pott“ des Deutschen Aero-Clubs gesichert hatten, in der Rückschau nur eine kleine Aufwärmübung gewesen sein. Die richtig großen Herausforderungen sollten erst noch folgen. Und da ließen sich die Teams vom Westerwald nicht lumpen. Die Ausbeute: Ein Deutscher Meistertitel und ein dritter Platz im Präzisionsfliegen sowie, tatataa, Silber bei der Rally-Weltmeisterschaft im polnischen Torun. Könnte also durchaus sein, dass es im Trophäen-Schrank der Luftsportgruppe bald zu eng wird.
Der zweite WM-Platz ist der bislang größte Erfolg für die ambitionierten Motor-Aeronauten von der „Hub“. Vizeweltmeister nennen können sich das Geschwisterpaar Carla Moses und Robert Deppe. Für beide war es in dieser Konstellation die erste Teilnahme an einem solchen World-Championat. Und ihre Freude über diesen Titel wird auch durch die Tatsache nicht geschmälert, dass sie sich diesen mit ihren Kollegen Thomas und Alexandra Kirchner aus Berlin-Brandenburg teilen. Vater und Tochter sowie Bruder und Schwester waren in der Advanced-(Fortgeschrittenen-)Klasse gestartet. Aus dem 2. und 6. Platz in der Einzelwertung errechnete sich dann für die deutschen Teilnehmer der 2. Rang in der Mannschaftsbenotung. Das ist auch insofern bemerkenswert, da es seit vielen Jahren das erste Mal war, dass sich deutsche Besatzungen an diesem wiederum von den Osteuropäern dominierten „World Rally Flying FAI Championship“ beteiligten.
Noch dünner ist die Luft in der „Unlimited“-Fraktion, der, wenn man so will, Königsklasse dieses anspruchsvollen fliegerischen Wettstreits. Dort ist die Konkurrenz aus Osteuropa, aber auch die aus Frankreich, nahezu erdrückend. Astrid und Marcus Ciesielski, die flugsportlichen Aushängeschilder der LSG Breitscheid, dürfen deshalb mit ihrem 19. Rang durchaus zufrieden sein. Zumal ihnen da auf nationaler Ebene, also im Land des deutschen Michels, kaum jemand das Wasser reichen kann. Das hatte sich zuvor wieder bei den Deutschen Navigationsflug-DM in Neubrandenburg gezeigt, wo sich die beiden unangefochten den Meistertitel hatten sichern können. Die Breitscheider waren dort mit drei Crews angetreten. Carla Moses und Robert Deppe landeten auf dem dritten Rang, Oskar Deppe und Frank Thielmann auf Platz 11.
Wettbewerbe nach Rallye- bzw. Navigationsflug-Kriterien folgen im Prinzip den gleichen Bedingungen und Regeln, sind also, vereinfacht ausgedrückt, letztlich nur zwei verschiedene Begriffe für ein und dieselbe Sache. Die Besatzungen müssen (unter Zeitdruck) und basierend auf für Außenstehende krytpisch erscheinende Informations-Happen komplizierte Kursberechnungen, die bis zu 14 verschiedene Wendepunkte enthalten, anstellen. Die Aufgaben sind in einem versiegelten Umschlag niedergeschrieben, die die Crews kurz vor dem Start ausgehändigt bekommen. Sie enthalten eine Karte mit diversen Ordern, die es unterwegs abzuarbeiten gilt. Die Flugroute und Wendepunkte müssen die Teilnehmer anhand spärlicher Informationen selbst ausknobeln und zusätzlich, himmlische Schnitzeljagd, unterwegs bestimmte Bilder und Geländemarken wie Gebüschgruppen, Kreuzungen oder Waldränder, identifizieren. Das allen in einem Sekunden genau vorgegeben Zeitrahmen. Unter- oder Überschreitungen werden mit Abzügen geahndet.
Geflogen wird unter Sichtflugbedingungen und ohne aufwändige technische Hilfsmittel. GPS beispielsweise ist verpönt. Stattdessen ist noch Hand- und Kopfarbeit gefragt. Den Abschluss bildet die finale Ziellandung, die möglichst auf dem Punkt in einem nur zwei Meter breiten Feld zu erfolgen hat.
Das alles sieht jetzt nicht gerade spektakulär aus, wie es beispielsweise beim Kunstflug der Fall ist. Aber gerade diese Manöver fordern vom Piloten alles, höchste Konzentration und Know-How sowieso. Und es sind Fertigkeiten, die jeder Flugscheininhaber in der täglichen Praxis beherrschen sollte. Und je mehr das können, umso sicherer ist es am Himmel.
Im nächsten Jahr steht dann wieder die Präzionsflug-WM ins Haus. Bedingungen und Aufgabenstellungen folgen einem vergleichbaren Muster. Der Unterschied zum Navigations- oder Rallyewettkampf besteht darin, dass es sich dabei um eine Ein-Mann- bzw- Ein-Frau-Show handelt. Pilot/Pilotin sind auf sich alleine gestellt, haben keinen „Sidekick“, also keinen „Co“, der sie unterstützt und ihnen diverse Aufgaben abnimmt. Braucht der Breitscheider Robert Deppe eigentlich auch nicht. Der 29-Jährige war im vergangenen Jahr bei der 21. „Präzi“-WM in Bautzen als Novize aus dem Stand auf dem Treppchen gelandet und wurde in der Einsteigerklasse (Best Low Experienced Pilot) Dritter. Den Titel gilt es 2015 zu verteidigen.