Freitag, der 13. – das Datum war kein schlechtes Omen. Am Abend dieses September-Tages 2019 hat Bürgermeister Götz Konrad in Hirzenhain die große historische Erlebnis-Ausstellung eröffnet. Motto: „Des guck‘ aich mir o“. Sie ist noch bis einschließlich 21. September täglich und bei freiem Eintritt von 15 bis 18 Uhr zugänglich. Die Eröffnung markierte zugleich den offiziellen Startschuss für die Feierlichkeiten zum 750-jährigen Ortsjubiläum. Schauplatz der umfangreichen Präsentation: das Evangelische Gemeindehaus in der Ortsmitte neben der Kirche. Auf drei Etagen verteilt findet sich hier Sehenswertes, Seltenes, Wichtiges und Informatives zur Geschichte des Segelfliegerdorfes.
Wertvolle und rare Exponate, großformatige Fotos, Gebrauchsgegenstände und Arbeitsgeräte von anno dazumal, alte Trachten, historisches Sportgerät, Bilderserien, alte Flur- und Gemarkungskarten, Urkunden, Dokumente – den Besuchern bietet sich die Gelegenheit für eine spannende und sicherlich auch lehrreiches Zeitreise zurück in die Vergangenheit. Wie unsere Vorfahren gelebt, gearbeitet, gewohnt und gefeiert haben, wie der Nachwuchs im Kindergarten betreut wurde oder unter welchen Bedingungen er die Schulbänke drücken musste. Zu sehen ist auch eine Nachbildung des berühmten Hirzenhainer Keltensteins. Eine figürlich geritzte Darstellung eines Menschengesichtes auf einer Steinstele aus Diabas. Entdeckt worden war sie 1956 in unmittelbarer Nähe des alten Sportplatzes „Auf den Gleichen“.
Schon am ersten Tag kamen mehrtere hundert Besucher. Organisiert und zusammengestellt wurde die außergewöhnliche Exposition in monatelanger Vorbereitungszeit von einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von Pfarrer Michael Brück und Heiko Holighaus.
Exponate, Videos, Fotos und Urkunden
Unterteilt ist die facettenreiche Sammlung in die Themenschwerpunkte Dorfhistorie, Kindheit und Jugend auf dem Dorf, Feiern und Feste, alltägliches Leben, Landwirtschaft, Glaube und Kirche, Steinbrüche und Steinmetzindustrie, Handel und Handwerk, Bau der Eisenbahn und Entstehung des Ortsteils Bahnhof. Auf einem großen Monitor laufen parallel und nonstop Video- und Fernsehdokumentationen aus und über Hirzenhain.
„Wer kennt (noch) wen?“
„Wer kennt (noch) wen?“ ist eine Aktion betitelt, bei der die Besucher aufgerufen sind, Personen auf alten Fotos zu identifizieren. Auf Aufnahmen, die bei Hochzeiten, Einschulungen, Konfirmationen und öffentlichen Veranstaltungen entstanden sind. Hier sind vor allem die älteren Gäste gefragt, die sich bestimmt noch an das ein oder andere dieser Ereignisse erinnern könnten bzw. es selbst miterlebt haben. Im „Erzähl-Café“ besteht dann Gelegenheit, sich bei Kaffee und Kuchen über die vielen Eindrücke auszutauschen.
Für viel Würze in dem Viel-Gänge Menü sorgen zudem der Bergbau- und Feldbahnverein Schelderwald, der Segelflieger-Club „Hihai“ und der hiesige Ski-Club. Die drei Vereinigungen repräsentieren ja jeder für sich und seine Weise ein prägendes Stück Hirzenhain.
Im Untergrund und in der Luft
Die „Gruwweloi“ bitten unter Tage und zeigen anschaulich, wie hart sich die Bergleute früher ihr Brot in der Unterwelt verdienen mussten. Auch Generationen von Hirzenhainern haben in den Gruben des Schelderwaldes malocht. Und es gibt wohl keine Familie im Ort, die nicht irgendwie mit den Segelfliegern verbandelt wäre. Die Luftikusse haben den Namen des Dorfes in alle Welt getragen. Ihr Verein ist der zweitälteste Segelfliegerclub der Welt. „Hirzenhain – das fliegende Dorf“ ist die Sonderausstellung betitelt. Am Mittwoch, dem 18. September, bietet sich die Möglichkeit, im Segelflugsimulator virtuell ein paar luftige Kreise über dem Ort zu ziehen.
In unmittelbarer Nachbarschaft erinnert der Ski-Club in einer dritten Sonderpräsentation („Ski und Rodel gut“) daran, wie sich der Ort zu einem bekannten Wintersportzentrum gemausert hat. Dass der Verein mit Tina Hermann eine mehrmalige Skeleton-Weltmeisterin hervorgebracht hat, gehört dazu. Die Spitzenathletin wird am Freitag, den 20. September, zu Besuch erwartet.
Täglich Kirchenführungen mit Turmbesteigung
Darüber hinaus gibt es täglich Führungen durch die alte (in ihrer heutigen Form) 1725 erbaute Ortskirche mit ihren wertvollen Wand-, Decken und Balkenbemalungen, Besteigung des Glockenturms inklusive. Tatsächlich ist das Sakralgebäude wesentlich älter, wie alte Fragmente und Inschriften belegen. Die älteste, noch aus vor-reformatorischer Zeit stammende („Marien“-)Glocke, tut heute immer noch Dienst. Sie wurde 1452 gegossen. In der Kirche selbst wird dann auch täglich zum Ausklang eine Abendbesinnung angeboten. (jh)