Rotorman's Blog

Die “Ösis” und ihre “AirPower 2016”: Davon
können deutsche Luftfahrtfans nur träumen!

Patrulla Aguila - Red Bull Contentpool

Impressionen von der letzten Airpower. Die Publikumsmassen sind unüberschaubar. In diesem Jahr werden 300.000 Besucher erwartet. Foto: Red Bull Content Pool

Von Jürgen Heimann

So etwas kriegen unsere Jungs hier im Michel-Land nicht gebacken. Wollen bzw. dürfen sie auch nicht. Was große Flugshow-Ereignisse anbelangt, ist Germanien ein Entwicklungsland. Da sitzen wir am Katzentisch. Und auf der Speisekarte steht meist nur Vegetarisches. Geschlemmt wird woanders. Gut, wir haben die Internationale Luftfahrt-Ausstellung (ILA), aber gegen das, was unsere europäischen Nachbarn abziehen, wirkt diese Aeromesse an der Spree wie ein müdes Seniorenkränzchen mit Hopfenblütentee und Diät-Plätzchen. Da sind andere schon deutlich weiter und zeigen uns, wo der wirkliche Hammer hängt. Die magischen Orte auf der Landkarte der Fans, bei deren Nennung selbige feuchte Hände und Flugzeuge im Bauch bekommen, heißen Duxford, Old Warden, Ebenfluh, Roskilde (nächste Airshow vom 11.bis 13. 8.), Fairford, Leeuwarden, Diyarbakir – und Zeltweg! 

Apropos Zeltweg. Ein klangvoller Name, an exponierter Stelle in der himmlischen “Hall of Fame” eingemeißelt. In knapp vier Wochen blicken die in deutschen Landen entmündigten und bevormundeten Luftfahrt-Enthusiasten wieder sehnsüchtig und neidisch gen Österreich. Oder fahren gleich selbst hin.  Mit der “AirPower 2016”  präsentieren die “Ösis” (nicht Ossis und auch nicht Ösil) am 2. und 3. September die größte und spektakulärste Flugtagveranstaltung Europas. Sie findet in zweijährigem Turnus statt. Mehr als 300.000 Besucher werden dazu in der Steiermark erwartet. Programmstart an beiden Tagen ist jeweils um 9 Uhr. Bis 17.30 Uhr geht es nonstop Schlag auf Schlag. Davon können wir uns im Klein-Klein verzettelnden Piefkes nur träumen.

Hier der offizielle Video-Trailer zur Veranstaltung:

Hierzulande sehen die Genehmigungsbehörden schon das Ende der Welt nahen, wenn ein Segelflugverein zum “Tag der offenen Tür” bittet. Das ambitionierte Ansinnen der Veranstalter, am Rande des Flugfeldes außerdem eine Waffel-Bude aufstellen zu dürfen, zieht dann einen monatelanges Antrags-, Prüf- und Genehmigungsverfahren nach sich. Zwischen Kiel und Konstanz, Aachen und Bitterfeld ist es ein verkümmerter Rest unentwegter ziviler Idealisten, der es noch wagt,  Flugtage, und seien sie noch so bescheiden, allen Widrigkeiten und ins Unermessliche steigenden Auflagen zum Trotz zu planen. Wenn überhaupt, reicht es dann allenfalls für ein paar Segel- und Motorflug-Jonglagen oder zahme  Überflüge von Militär- oder Privatjets. Mehr ist (meist) nicht drin. Da ist alles strengstens reglementiert und restriktivsten Auflagen unterworfen. Selbst bei einem harmlosen „Fly-In“, also einer Art Familientreffen gleich gesinnter Piloten, drehen die Luftaufsicht’ler schon am Rad.

Die Deutschen backen kleine Brötchen

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Politisch herrscht Eiszeit zwischen Europäern und Türken, aber Fliegen verbindet – normalerweise. Drei Wochen vor Beginn der AirPower 2016 haben die „Turkish Stars“ ihre Teilnahme jetzt abgesagt. Sie sind einige der wenigen Teams, die ihre Shows mit Überschallflugzeugen fliegen – NF-5A-Kampflugzeugen. Foto: Bundesheer/Horst Gorup

Symptomatisch und charakteristisch für das bei uns vorherrschende Klima ist, dass jetzt auch den Kunstflug betreibenden Piloten mächtig die Flügel gestutzt werden. Sie müssen, so steht es in einem von der Deutschen Flugsicherung als “AIC VFR 04/16” verbreiteten Erlass, ihre Aktivitäten drastisch einschränken, nicht nur örtlich, sondern vor allem zeitlich.Ihr Aktionsspielraum wird um bis zu 50 Prozent beschnitten. Ein weiterer Sargnagel für den hiesigen Luftsport. Und das in einem Land mit einer derart großen Luftfahrttradition. Die Freunde jenseits unserer Grenzen haben mehr Rückgrat.

Da geben sich die “Alpen-Lümmel” deutlich souveräner – und wissen sich uns um Lichtjahre voraus. In Österreich und anderen Ländern sind Aishows gesellschaftlicher Konsens und Ausdruck nationaler Ehre. Auf dem Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg beispielsweise proben das Bundesheer, das Land und der Energydrink-Multi Red Bull wieder den Schulterschluss und stemmen dieses einzigartige Spektakel gemeinsam. Sie teilen sich auch die Unkosten, die auf 3,75 Millionen Euro beziffert werden, brüderlich. Der Eintritt hier ist übrigens komplett frei!

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Nicht kleckern, klotzen! Die Flying Bulls „fahren“ in Zeltweg ganz groß auf. Im Hintergrund ihre B-25 „Mitchell“, vorne die Chance Vought F4U-4 „Corsair“. Foto: John M. Dibbs

Politisch unumstritten ist das Ganze zwar auch nicht, doch letztlich hat der steirische Landtag auch in diesem Jahr mehrheitlich wieder grünes Licht gegeben und die Finanzierung abgesegnet. Während die Befürworter auch auf die wirtschaftliche Bedeutung der “AirPower” für die Region verweisen, halten Kritiker wie Grüne, FPÖ oder Sozialistenjugend dagegen und rügen neben den hohen Kosten die Umweltbelastung durch Autos und Flugzeuge sowie vor allem die Werbung für das Militär. Die “Schluchtis” sind ja für ihre aggressive Kriegstreiberei in der ganzen Welt berüchtigt. In der Diskussion trifft, alle Jahre wieder, Pragmatismus auf Ideologie.

240 Flugzeuge am Start oder im Static Display

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Die Flying Bulls schicken auch ihre prächtige P-38 „Lightning“ ins Rennen. Foto: Flying Bulls

240 Flugzeuge, Jets und Oldtimer, Transporter und Fighter, Aufklärer, Seeraumüberwacher und Bomber, Helikopter, Glider,  Reise- und Acro-Maschinen sind in Zeltweg am Start oder im Static Display zu bewundern. Können auch ein paar mehr sein. Die Crème de la Crème der globalen Aerobatic-Elite ist vertreten, die besten Kunstflugstaffeln der Welt geben sich die Ehre. Seien es nun Spitzenteams wie die Frecce Tricolori und Patrouille de France,  das Team Orlik  oder die Patrulla Aguila. Die “Turkish Stars” (“Türk Yıldızları”), eines der wenigen Teams weltweit, das seine Shows mit Überschall-Kampflugzeugen (in diesem Fall solchen vom Typ NF-5A) fliegt, haben ihre Teilnahme drei Wochen vor Beginn abgesagt. Es herrscht Eiszeit zwischen Europa und dem Land am Bosporus.

Die Historien-Abteilung ist mit Fouga Magister, Hurricane, Me 262, Sea-Fury, Lockeed P-38 “Lightning”, B 25, P-51 “Mustang”, Spitfire, Saab 35 “Draaken” oder Bf 109 ebenso exquisit und opulent besetzt. Einge der schönsten Exemplare steuern die Flying Bulls zur “Set-List” bei. Aber auch die Fraktion der aktueller Militär-Jets kann sich sehen lassen: Eurofighter, F 16, F 18. MIG 29, Tornado, Saab “Gripen”, Suchoi SU-22 oder Northrop F-5. Da bläst Jet-Noise, wie es ihn bei uns ja nur in kleinen homöopathischen Dosierungen gibt, die Gehörgänge des Publikums frei. Und da wären ferner die P-3 C Orion, ein AWACS-Überwacher der Nato (Boing E-3A), die Aermacchi M-346 oder der Alpha-Jet, die Douglas DC-6, eine de Havilland “Vampire”, die Fokker D.VII sowie Alouette-, Hind-, Eurocopter-, Bell- oder Sikorski-Hubschrauber in Hülle und Fülle. Nicht kleckern, klotzen! Und alles unter dem Motto: Wir fliegen für Österreich! Dem halten wir hierzulande ein beherztes “Wir backen kleine Brötchen für Deutschland” entgegen.

Spektakulärer „Crosslauf“ der „Vogelmenschen“

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Das gab es bisher noch nie in Europa: Vier Wingsuiter hüpfen zeitgleich aus einem Helikopter, um sich in Folge einen rasanten himmlischen „Crosslauf“ durch einen Slalom-Parcours zu liefern. Die Hindernismarkierungen werden dabei von Hubschraubern des österreichischen Bundesheeres getragen. Foto: Joerg Mitter/ Red Bull Content Pool

Alle Informationen rund um das Großereignis in der Steiermark gibt es hier: http://www.airpower.gv.at/ Das gilt auch für Anreise-Empfehlungen  und, soweit noch vorhanden, Übernachtungs- und Campingmöglichkeiten. Mit zu den spektakulärsten Elementen des mit Highlights vollgestopften Programms dürfte, erstmals in Europa, ein von Red Bull organisiertes Luftrennen zwischen Wingsuitern gehören.  Vier “Vogelmenschen”, die zeitgleich in 2.130 Metern Höhe aus einem Helikopter abspringen, jagen durch einen Slalomparcours. Das ist so etwas wie ein himmlischer Snowboard-Cross-Lauf in der Luft. Die Hindernismarkierungen werden dabei von Hubschraubern des österreichischen Bundesheeres getragen. Durch den farbigen Rauch an den Beinen der Akteure lässt sich gut verfolgen, wer die Tore richtig passiert hat, wer in Führung liegt und vor allem, wer welche Linie gewählt hat. Das macht das Ganze für die Zuschauer nachvollziehbar und spannend.

 TV-Live-Stream: Wir sitzen in der ersten Reihe

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Die Patrulla Aguila aus Spanien macht gehörig (Paraffin-) „Dampf“. Die „Torros“ sind mit CASA C 101 Aviojets unterwegs. Foto: Bundesheer/Horst Gorup

Auch diesmal dürften sich wieder viele Hardcore-Fans aus Deutschland auf den langen Weg in die Alpenrepublik machen. Doch es geht auch bequemer. Willkommen im Pantoffelkino! Das österreichische Servus-TV sendet am 3. September live vom Ort des Geschehens, und zwar von 10 bis 12.30 Uhr, von 13.30 bis 15 und von 16 bis 17:30 Uhr. Zu empfangen ist der Sender via Satellit und Kabel.  Das Ganze gibt es auch als Live-Stream auf der Servus-Webseite:  http://www.servustv.com/de Da sitzen auch wir in der ersten Reihe!

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