Wir auf dem Berg in Hirzenhain haben bzw. hatten ja auch so einen „Fratzenschneider“, so ein Digital-Display, das einem die rote Karte zeigt, wenn man zu schnell fährt. Gibt’s ja mittlerweile in vielen Orten. Installiert war„unsere“ Signalanzeige in Höhe des Feuerwehrgerätehauses, Fahrtrichtung Lixfeld auf der linken Seite. Peste man um die Linkskurve, gab‘s bereits kurz nach dem Passieren des Blumenladens eine Ermahnung. In diesem Bereich ist Tempo 30 vorgeschrieben. Und das ist, um es mit WoWei zu formulieren, auch gut so. Der Kindergarten befindet sich in unmittelbarer Nähe. Und wir wollen (oder sollen) die Kleinen doch nicht gefährden. Nicht, dass am Ende noch ein Vorschulkind unter die Räder kommt.
Die Signalanlage war relativ einfach gestrickt und in ihrem optischen Output leicht verständlich. Mit 34 cm hohen Geschwindigkeitsanzeigeziffern, großer Textmatrix und ultrahoher Helligkeit. Das kapierte selbst der Dümmste. Erschi,en „Rot“ auf dem Display, begleitet von der entsprechenden km/h-Visualisierung, runter vom Gas! Gut, andernorts sagen die Installationen noch freundlich „Danke“, wenn man sich regelkonform verhält. In Eschenburg, und in Hirzenhain erst recht, wären solche kommunikativen Feinheiten natürlich fehl am Platze. Inzwischen ist das Teil wieder abgebaut und andernorst aufgebaut worden. Wo, weiß ich nicht.
Komplizierter als im Segelfliegerdorf geht es da schon bei unseren lieben Nachbarn unten im (Schwarzbach-)Tal, den Eiershäusern, zu. Am Rande der Hauptstraße im mittleren, unteren Bereich befindet sich die Grundschule, weshalb hier ebenfalls Vorsicht geboten ist. Deshalb gibt es diverse Geschwindigkeits-Trichter, die sich mal von 50 auf 30 verengen, und dann wieder aufblähen. Das muss der Automobilist, ob nun ortskundig oder lokal unbeleckt, höllisch aufpassen, um alles richtig zu machen. Kommt er aus Richtung Hihai und möchte, verstehe das wer will, nach Eibeshausen, ist es noch relativ überschaubar. In umgekehrter Fahrtrichtung aber wird es dann haarig.
Auch hier, aus Richtung Hauptstadt kommend rechterhand kurz hinter dem Ortseingangsschild, ist so eine Signal-Anzeige installiert. Nur: Unsere kommunalen Spezialisten scheinen mit deren Programmierung irgendwie hoffnungslos überfordert zu sein und kriegen das nicht in den Griff. In besagtem Bereich gilt eingeschränkt Tempo 30. Eingeschränkt deshalb, weil diese Vorgabe nur von Montag bis Freitag gültig ist, für die Zeit zwischen 7.30 Uhr morgens und 17 Uhr Nachmittags. In dieser Spanne herrscht unweit davon (Grund-)Schulbetrieb. Für jene, die nachsitzen müssen, hat man auch noch einen großzügigen zeitlichen Puffer eingeräumt. Ein entsprechendes Zusatzschild weist auf diese Regelung hin.
Nach 17 Uhr, samstags und sonntags sowieso, darf der taffe Auto-, Motorrad-, Roller- und, ja, auch, Fahrradfahrer noch einen Zahn zulegen und in diesem Abschnitt wieder bis auf 50 km/h beschleunigen, wie es ja halt innerhalb geschlossener Ortschaften normalerweise auch Quzo, nee, stopp, halt, usus ist. Tut er das reinen Gewissens, gibt’s trotzdem was auf die Mütze. Es erscheint ein „Smiley“, das mit seinen heruntergezogenen Mundwinkeln fatal an die Mimik von Angela Merkel erinnert. Und es macht auch keinen Sinn, der Anlage den Stinkefinger zu zeigen oder mit ihr diskutieren zu wollen. Sie ist von Hause aus genauso beratungs-resistent wie manche Rathausbediensteten.
Gut, ich kann damit leben. Aber etwas ärgern tut es mich schon, wenn man mich bei korrekter Einhaltung der Straßenverkehrsregeln unberechtigterweise anzählt. Aus didaktischer und pädagogischer Sicht wird hier eine fatale Botschaft transportiert. Nämlich die, dass es sich letztlich völlig egal beliebt, ob man 30, 50 oder 80 drauf hat. Visuell gemeckert wird immer. Heute hatte man die Installation nach 17 Uhr einfach abgeschaltet. Eine einfache, pragmatische Lösung.