Die heimischen Naturfotografen, locker in einer Arbeitsgemeinschaft Mittelhessen organisiert, haben sich auch in diesem Jahr wieder in den Hitlisten von zwei der bedeutendsten Wettbewerbe ihrer Zunft platzieren können. Da gibt es einmal den internen Contest der Gesellschaft der Deutschen Tierfotografen (GDT), die jeweils die Kollegen/innen des Jahres mit den besten Naturaufnahmen sucht (und findet), und zum anderen die international aufgestellten „Glanzlichter“ des Projektes „Natur & Fotografie“, bei denen der Name Programm ist. In diesen Charts gelistet zu werden, ist jetzt kein Ritterschlag per se, aber ein Indiz dafür, dass „man“ es bis ganz nach oben geschafft hat.
Oben bedeutet in diesem Fall die Champions-League einer Branche, in der sich verdammt fähige und kreative Pixelkünstler tummeln, viele Hundert alleine in Deutschland. Sie tauschen sich auf einschlägigen Portalen aus, vergleichen, kritisieren, bewerten. Regional sind es nur eine Handvoll Kamera-Artisten, die, der Natur auf der Spur, an der Spitze mithalten können und die mit ihren einzigartigen Aufnahmen immer wieder aufs Neue verblüffen. Die meisten von ihnen sind dem Publikum auch durch Dia-Vorträge oder Veröffentlichungen in Zeitschriften, Büchern, Katalogen und Kalendern bekannt.
Dazu zählt der Eibelshäuser Uwe Schäfer. Der Mann gilt unter Seinesgleichen eigentlich als Eisvogel-Experte. Aber ausgerechnet ein Greif hat ihm jüngst Ruhm beschert. Gut, es war eine Greifin, eine „Sie“. Schäfers brillanter Schuss eines trinkenden Habichtweibchens an einer Tränke im Wald belohnte die Jury mit dem „Glanzlichter“-Sonderpreis, dem Fritz-Pölking-Award. Benannt nach dem 2007 verstorbenen Naturfotografen und Verleger, der als Wegbereiter der modernen Tierfotografie in Europa gilt. Der Raubvogel spiegelt sich zur Gänze in der ruhigen Wasseroberfläche, fast sieht es aus, als würde er sich übergeben. Aber er ist nur wachsam und lässt seine Umgebung keine Sekunde aus den scharfen Augen, auch im Moment der Flüssigkeitsaufnahme nicht.
Eichelhäher im Theater
Dem Wettbewerbsnamen entsprechend ein Glanzlicht vermochte auch der Braunfelser Siegmar Bergfeld, vor einigen Jahren schon mal „Europäischer Naturfotograf des Jahres“, zu setzen. Sein prämierter Beitrag trägt den schlichten Titel „Häher-Trio“ und zeigt drei seitlich und nach oben gestaffelt sitzende Eichelhäher, die gespannt, so scheint es, wie von einer Tribüne aus einer Theateraufführung folgen. Regie bei diesem interessanten Stück führte übrigens die Natur. Eine herrliche Komposition.
Mit Tautropfen, die aussehen wie funkelnde, an einer Schnur aufgereihte früh morgens an einem Blatt klebende Diamanten, hat der Daubhausener Fotograf Helmut Weller die Jury beeindruckt. In den kleinen Perlen spiegeln sich die Blütenblätter einer Glockenblume. Sekundenbruchteile, bevor sich das größte Bläschen löst und zu Boden fällt, hat der Mann auf den Auslöser gedrückt.
Unaufgeregt, aber bestechend die Wasserlandung eines Insekts auf der von keinem Windhauch gekräuselten und von den Strahlen der untergehenden Abendsonne vergoldeten Oberfläche eines Sees. Um was für eine Art Fliege es sich hier handelt, ist völlig nebensächlich. Dem Medenbacher Siegbert Werner glückte diese außergewöhnliche Aufnahme nur, weil sich seine Position zum größten Teil unterhalb der Wasseroberfläche befand. So konnte er auch das Spiel der Lichtreflexe unter Wasser einfangen. Mit diesem Beitrag punktete der Ortsteil-Breitscheider im Fotowettbewerb der Gesellschaft der Deutschen Tierfotografen.
Dort hat auch sein Kollege Frank Körver aus Elz bei Limburg mit einer surreal anmutenden Aufnahme seine digitalen Spuren hinterlassen. Der Diplom-Forstingenieur hat sein in der Sonderkategorie „Im Detail“ eingestelltes Foto mit „Urknall“ betitelt. Es handelt sich dabei um das bei Gärtnern nicht unbedingt beliebten Giersch-Kraut aus ungewohnter Perspektive, getaucht in ein diffuses unirdisches Licht. Die Verzweigung der filigranen Dolde ist das Hauptmotiv, das mit geringer Schärfentiefe zentral im Bild platziert wurde. Hat was!
Erfahrung, Geduld und etwas Glück
Sie sind, so scheint es, meist im richtigen Augenblick am richtigen Ort. Aber was sie dann mit ihren Kameras einfangen, sind keine Zufallstreffer. Es ist in der Regel das Resultat und somit der Lohn einer sorgfältigen Planung unter Abwägung aller Eventualitäten. Aber der Faktor Glück spielt natürlich auch eine Rolle. Viel Erfahrung, noch mehr Geduld, sekundengenaues Timing und das Wissen um die Eigenarten und Verhaltensweisen der Motive sind Grundvoraussetzungen, damit solche erlesenen Naturaufnahmen gelingen.
Einen Einblick in das auch stilistisch breitgestreute Repertoire der der prämierten heimischen Fotografen vermitteln folgenden Internet-Seiten:
www.naturweltenorg
www.blickpunktnatur.de
www.natursicht.de
und www.naturfoto-galerie.de