Nach erfolgreich absolvierter Probezeit bin ich jetzt seit zwei Jahren Voll-Mitglied im Soschial Nätwürg von Mark-Euro Zuckerschnucki. Das ist der verarmte Milchbubi aus dem Silicon Valley, der sich unlängst den Messerdienst WhatsDepp für ‚n Abbel und ’n Eiweiß unter den Nagel gerissen hat. Also höchste Zeit für eine weitere erbauliche Zwischenbilanz. Um es gleich zu sagen: Ich möchte dieses Fäitzbuck ja nicht mehr missen, weil es weltweit verbindet und zusammen führt, was nicht zusammen gehört. Mittlerweile kenne ich ja auch die Pappenheimer ein bisschen besser, die sich hinter all den teils kryptischen Namen auf meiner Buddysliste verbergen. Also ich kenne sie jetzt nicht richtig, sondern eher virual, oder wie das heißt. Ich weiß zwar immer noch nicht, wie, wo und warum ich mir all diese intellektuellen Pflegefälle eingefangen habe, dafür bin ich über ihre Vorlieben und Ängste, Gewohnheiten, Laster, Träume und geheimen Wünsche sehr genau im Bilde. Und ich weiß, wo sie gerade sind, welches Eis sie gerade in diesem Augenblick wo schlecken und dass der propere Erstgeborene von Giesela exakt in diesem Moment auf dem Topf sitzt und kackt. Obwohl, ehrlich gesagt, will ich das eigentlich gar nicht (so genau) wissen. Das interessiert mich nämlich einen Sch…
Das sind halt die Schattenseiten dieses weltumspannenden Systems, das Kommunikations-Extremisten wie Selbstdarstellern gleichermaßen eine ganz große Spielweise bietet. Stolzen Müttern ebenfalls. Und die nutzen sie – gnadenfest und -los. Um noch einmal auf die spätgebärende Giesela zurück zu kommen. Gefühlte tausend Fotos hat sie schon von ihrem Racker gepostet, und der ist gerade mal eineinhalb. Mit Opa, ohne Opa, im Kinderwagen, ohne Kinderwagen, auf dem Arm von Tante Käthe, selig schlummernd in der Wiege und, und und… Das lässt bis zur Konfirmation oder einem vergleichbaren Initiationsritual noch einiges befürchten. Hoffentlich bekommt Jean-Pierre, so der Name der kleinen als Sonnenschein getarnten Mondfinsternis, nicht noch ein Schwesterchen. Giesela, reiß‘ Dich bloß am Riemen! Oder nein, halt, bleib sicherheitshalber allen Riemen fern. Reiß‘ Dich besser an etwas anderem. Und nimm‘ bloß die Pille!
Lemmy Kilmister und die Callas
Gisbert steht auf harte Röcke, ist bekennender Black Sabbath-Fan der ersten Stunde und sieht auch genau so aus. Er hat sonst eigentlich nicht viel Bedeutendes zu sagen oder mitzuteilen, aber wenn dieser von ihm verehrte Ötzi Osram, oder wie der als Vokalkarikatur daherkommende Band-Frontmann mit dem verlebten Teiggesicht und der Eunuchenstimme auch immer heißt, sich irgendwo die Hämorrhoiden ziehen lässt, ich erfahre es bestimmt als einer der Ersten. Ansonsten beschränkt sich Gisbert auf das Versenden von Youtube-Links aller möglichen und unmöglichen Krach-Combos – und das macht er mit so viel Vehemenz und Leidenschaft, als würde er dafür Tantiemen bekommen. Die, also die Links (nicht die Rechts), führen zumeist direkt in irgendwelche Vorhöfe klanglicher Fegefeuer. Und in diesem heißen Umfeld mag ich ja besonders jene Metal-Shouter, die sich anhören, als hätten sie Kehlkopfkrebs im Endstadium. Dagegen klingt Lemmy Kilmister von Motorhead wie die Inkarnation der spät-pubertierenden Callas.
Ja, und dann wäre da Sven-Rolf. Eigentlich ein netter Kerl. Doch seit er zu den Veganern übergelaufen ist (wir reden jetzt nicht über die Jungs von Alpha-Centauri), geht er (wohl nicht nur) mir gewaltig auf den Zeiger. Dieser frisch gebackene „Veggie“ fühlt sich berufen, der ganzen (oder zumindest der halben) Welt plastisch unter die Nase zu reiben, was bei ihm neuerdings auf den Tisch kommt. Das sieht optisch auch noch gar nicht mal so übel aus, aber ich weiß nicht… Belug-Linsenpuffer, Seitan-Frikadellen, Gemüse-Tofu-Bandnudeln, Kartoffelpizza mit grünem Spargel, Auberginen-Spieße mit einer Portion Hefe-Aufstrich, Kürbiseintopf und zum Schluss, man gönnt sich ja sonst nix, ein Mango-Pistazien-Parfait. Whoww! Kriegt man auch nicht an jeder Imbiss-Bude. Wenn da nur nicht dieser versteckte, mit missionarischem Eifer gepaarte überhebliche und besserwisserisch-mitleidige Unterton wäre, der zwischen all den Zeilen und entsprechenden Fotos durchschimmert.
Drecksackis‘ Currywurst ist die Beste
Gut, Sven-Wolf scheint in der relativ kurzen Zeit, in der er all dieses extravagante Zeugs muffelt, schon einen relativ hohen Grad auf der Leiter ethisch und ökologisch korrekter Ernährungskunst erklommen zu haben. Aber zu welchem Preis? Gewisse geistige Mangelerscheinungen sind nicht zu übersehen. Und: Muss er mir deshalb ein schlechtes Gewissen einreden, nur weil ich Donnerstags beim Vorzeige-Griechen Drecksackis auf meine geliebte Currywurst (mit Pommes), das Sonntags-Steak (medium), das Roma-Schnitzel oder den (zugegeben grenzwertigen) Sinti-Hackbraten aus unserer Werks-Kantine nicht verzichten mag? Die größten Kritiker der Elche waren früher selber welche! Und die Toleranzschwelle bei diesen Konvertiten liegt bei Zero. Für die sind alle fleischlichen Gelüste baähh. Da ist mir mein Freund Simon-Hugo, der sich ein Dreivierteljahr als Lichtnährer versucht hat, schon lieber. Der lag wenigstens die meiste Zeit schlapp und apathisch in der Ecke und hat die Klappe gehalten. Dafür, den PC einzuschalten und seine Mitmenschen zu gängeln, fehlte ihm die Kraft.
Sie mögen einen Tick geschmeidiger sein, sind aber mindestens genau so nervig, jene Unbeirrten und Aufrechten der Fleischfresser-Fraktion, die, bevor sie sich in den altdeutschen Bürgerstuben an der faschierten Hackpastete in Schweinskopfsülze goutieren, zwanghaft meinen, ihr Mahl aus den unterschiedlichsten Perspektiven fotografieren zu müssen. Schließlich soll der darbende Rest der Online-Freunde ja an dieser Gourmet-Orgie teilhaben können, zumindest optisch. Diese Unsitte zieht Kreise. Ich kann all die Aufnahmen kunstvoll dekorierter Teller mir rosa gebratener Barbarie-Entenbrust auf asiatischem Schmor-Rotkohl oder solche mit Wagyu-Beef-Tranchen unter getrüffeltem Rahmwirsing nicht mehr sehen. Echt nicht! Das gilt ebenso für Jakobsmuscheln auf Quinoa-Minz-Salat. Und das gilt auch für den Dolomiti-Becher oder die Tartufo-Früchte-Schale aus dem Eiscafe „Cosa Nostra“!
Erich ist ein sportlicher Mensch, in gewissem Sinne, mit Abstrichen. Gestern war er wieder Joggen. 6,9 km weit hat er sich geschleppt und dabei 1413 Kcal (!) verbraucht. Ich bin deshalb so gut informiert, weil der Ausnahme-Athlet diese Erfolgs-Daten anschließend stolz, unverzüglich und mit einem letzten großen finalen Kraftaufwand per Runstatic-Smartphone-App hochgeladen hat. Ich habe dann sofort ein „Like“ gesetzt. Solche Leistungen, die von eisernem Willen, Disziplin und einem hohen Grad an Selbstüberwindung zeugen, muss man einfach anerkennen. Aber ich gebe unumwunden zu: Es ist nicht die Art von Information, auf ich gewartet habe und die ob ihrer inhaltlichen Bedeutungsschwere mein Weltbild und meine Sicht der Dinge beeinflussen könnte.
Kukident-Chat auf Seniorbook
Warum auf meiner „Fetzbug“-Seite immer Werbung aufpoppt, die mich für eine Mitgliedschaft im Geriatrie-Netzwerk „Seniorbook“ begeistern will, ich habe keinen blassen Schimmer. Woher wissen die, wie viele Lenze ich schon auf dem krummen Buckel habe und wie alt ich bin bzw. wie alt ich mich fühle und/oder aussehe? Auf meinem Foto wirke ich nämlich gleich mal 20 Jahre jünger. Besagter Zuckerschnucki scheint so seine Quellen zu haben. Trotzdem: Für einen solchen Kukident-Chat bin ich einfach noch nicht reif und abgebrüht genug. Später vielleicht. Ich melde mich dann.
Werner hat mal wieder sein Profilbild geändert. Die Mädels auf meiner Liste tun das ständig, und das gereicht nicht immer unbedingt zu ihrem Vorteil. Werner hat es diesmal aber wirklich übertrieben. Das Foto ist entweder mit Google-Earth oder einer Einweg-Unterwasserkamera im Moorbad gemacht worden. Bei „Seniorbook“ würde er dabei sofort zum Hausmeister aufsteigen, der ja Neudeutsch inzwischen Facility-Manager heisst. Und was macht Inge gerade? Hat im Onlinespiel „Bubble Attack“ den Highscore nur knapp verpasst, während Bernd bei „Crush the Castle“ irgendwie kein Bein auf die Erde kriegt.
Peter ist so ein Typ, der alles cool findet, wirklich alles. „Cool“ ist sein Lieblingswort. Er postet ständig Fotos, die er im Vorbeigehen mit seinem gebrauchten, bei ebay für 76,90 EUR ersteigerten Schmardvohne aus der Hüfte geknipst hat. Sie zeigen mal ein abbruchreifes Bauwerk aus der Blütezeit des Castrop-Rauxler Spät-Barocks, mal einen Baum in der verblühten Blüte seiner Jahre, an dem sich der Borkenkäfer die Zähne ausgebissen hat. Es darf durchaus auch mal eine zerschlissene mit Leergut gefüllte Plastiktüte von Lidl oder ein rostig-verbeultes Verkehrsschild sein. Gemein ist allen Motiven, dass sie per se allesamt „cool“ und „geil“ sind. Der Mann ist halt noch begeisterungsfähig. Und für alles offen. Deshalb kann er nicht ganz dicht sein. Und Andy ist mit seinen beliebten Film- und Kino-Tipps um Tage überfällig. Deshalb übernehme ich das mal. Ich empfehle „Titanic“. Wenn man dieses Epos mit Überlänge rückwärts guckt, ist das eine herzerfrischende Geschichte von einem großen Schiff, das aus dem Ozean springt und ertrinkende Menschen rettet.
Kein Bihr auf der Hauspati
Nina schrieb neulich: „Ich habe am freidag eine hausbati. Wer will komen?“ Also ich mal sicher nicht. Weil: Bei Nina gibt’s kein Bihr, nur Safd und Wahser! Und ohne Dope kein Hope. Chantal (blond) fragt, wie gleich noch mal der Bürgermeister von Deutschland hieße. „Anton….. wie?“ Und Stefan kommt irgendwie beim Online-Kreuzworträtsel nicht weiter: Nach welchem Deutschen Bundeskanzler die Konrad-Adenauer-Brücke in Köln denn benannt sei? Also, ich würde da den Telefon-Joker setzen… Ottos Schwester ist schwanger und er ist gespannt, ob er Onkel oder Tante wird.
Schon ein ziemlich schräges Völkchen, das sich da auf „Veesbugg“ tummelt. Da wäre zum Beispiel Klaus-Hellmuth. Nicht gerade die schärfste Klinge in diesem intellektuellen Besteckkasten, dafür aber ein begnadeter, direkt dem Klempnerkasten entsprungener Humorbolzen. Als ausgewiesene und staatlich geprüfte Knalltüte beglückt er die Gemeinde ständig mit Witzen, die aus einer Zeit stammen, als das Tote Meer noch gesund war. Die beginnen meist so: „Kommt ein Mann zum Arzt…“ Kostprobe: „Anderes Wort für eine frigide Flachbusige?“ Antwort: „Kalte Platte!“ Oh Gott! Oder: „Was kann man(n) einer nackten Stewardess noch vom Körper reißen?“ Antwort: „Den Co-Piloten!“ Es reicht! Genug! Aufhören! Es wäre für alle besser, wenn sich der Bursche darauf beschränken würde, weiter zu versuchen, in die Ecke eines runden Zimmers zu pinkeln.
Am ätzendsten sind jedoch die „Liebenden von Sotschi“ (Heinz. G. Konsalik), also jene, die vor einem möglichst großen Publikum tagtäglich ihre Zuneigung zur Schau stellen. Er: „Mein Herz, ich will dich fragen, was ist denn Liebe, sag? Zwei Seelen, ein Gedanke, zwei Herzen und ein Schlag!“ Wie wahr, das mit dem Schlag! Hat wohl einen ziemlich großen, wie mir außerdem scheint. Sie entgegnet: „Allein ist schön für mich das Leben – mit Dir, da ist es wunderbar! Mit Dir kann ich auf Wolken schweben, wo allein nur harter Boden war“. Herr, lass‘ Abend werden und es Gummibärchen regnen! Das hat die Tusse doch garantiert irgendwo abgekupfert! Copy & Paste. Und dann läuft „Er“ zu Höchstform auf und säuselt: „Du siehst aus, als seist Du direkt vom Himmel gefallen!“. Kommentar eines Außenstehenden: „Ja, direkt aufs Gesicht!“ Chapeau! Gefällt mir! Sie heißt übrigens Anna. Und mit Nachnamen Bolika.
Pias Massagestudio: Kneten für Knete
Apropos: „Pia“ hat Dich eingeladen, ihre Seite mit „Gefällt mir“ zu bewerten. Pias Massagepraxis trägt den beziehungsreichen Namen „Fleischröllchen“. Motto: Kneten für Knete. Die Dame hat früher mal aktiv im Tiefbau gearbeitet und war dort Key-Userin für Schwerbeton. Nach erfolgreicher und Arbeitsamts-finanzierter Umschulung bietet sie neuerdings auch Klangmassagen im Obertonbereich an. „moll“ gibt’s derzeit zum Special-Preis. Jedenfalls so lange der Vorrat reicht. Nee, danke, dann gehe ich doch lieber gleich zu den Thais. Da ist zwar die Musik gewöhnungsbedürftig, aber ansonsten stimmt der Service. Roll over Beethoven!
Und die von tiefschürfender Erkenntnis und geistiger Reife zeugenden Lebensweisheiten, die meine „Freunde“ (ungefragt) streuen, möchte ich auch nicht mehr missen. Karl-August empfiehlt: „Wende Dein Gesicht der Sonne zu, dann werden die Schatten hinter Dich fallen!“. Wo er Recht hat, hat er Recht. Bei tiefstehender Sonne werfen schließlich auch kleine Geister lange Schatten. Olaf verbreitet: „Zeit heilt alle Wunden, doch die Narben bleiben ewig!“ Dagegen ist auch nix einzuwenden. Nur muss man wissen, dass der Knabe als kleines Kind mal mit dem Gesicht voran in eine Häckselmaschine gefallen ist. So etwas prägt halt – im wahrsten Sinne des Wortes. „Wer den Weg der Wahrheit sucht, der stolpert nicht“, behauptet Fred-Ferdinand. Er muss es wissen. Lügt wie gedruckt und ist überzeugter Rollstuhlfahrer. Aber selbst das bezweifele ich.
Noch mehr Youtube-Links von Gisbert
Ich liebe Natur- und Tieraufnahmen. Und da gibt es (nicht nur) in meinem Dunstkreis eine ganze Reihe begnadeter Pixel-Künstler, die dem Wunder der Schöpfung stets auf Neue fotografische Denkmäler setzen. Aber was echt nervt, sind jene Knips-Artisten, die ihre stupide dreinblickenden und teils hoffnungslos überzüchteten Haus- und Privat-Köter in immer neuen und vermeintlich witzigen und/oder drolligen Posen an die digitale Pinnwand kleben. Es sind Seelenverwandte von Jean-Pierres Mama. Nur, dass hier der Kläffer Kindesersatz ist. Stolze Eltern und ihre Brut…. Ob die nun zwei oder vier Beine hat, ist egal.
Und jetzt muss ich zurück ins wahre, pralle Facebook-Leben. Gisbert, dem Botschafter des guten (Musik-)Geschmacks, war es offenbar wieder langweilig. Er hat mich (und andere) wieder mit 23 Youtube-Links zugemüllt. Die muss ich aus meiner Chronik entfernen. Ein fast abendfüllendes Programm. Um die Eliminierung von Gieselas unerschöpfliche Baby-Galerie kümmere ich mich dann morgen: Steuerung-Alt-Entferne. Was für ein ausgefülltes Dasein….. Willkommen in der neuen (Online-)Welt!
Ein Kommentar
Schreibe einen Kommentar →