Von Jürgen Heimann
Für den Breitscheider Verkehrslandeplatz und seine Infrastruktur ist es ein Zugewinn. Zu einem prosperierenden Flugplatz gehören nun mal auch ein Werft- und ein Wartungsbetrieb, die Möglichkeit, Flugzeuge chartern zu können sowie, im Optimalfall, auch eine eigene Flugschule. Alle diese vier Komponenten sind nach langer Vakanzzeit inzwischen auf der “Hub” wieder vorhanden.
Der Luftfahrtbetrieb, der in den Hallen der Westerwaldflug GmbH Einzug gehalten hat, trägt, nomen est omen, den bezeichnenden und beziehungsreichen Namen “Fit-to-Fly”. Einerseits ein Anspruch, an dem sich Geschäftsführer Stefan Naß und seine Kollegen messen lassen müssen und wollen, andererseits eine anglizierte Umschreibung für den ewigen Traum des Menschen vom Fliegen. Und es muss ja nicht bei einem solchen bleiben.
Die Flugschule ist denn auch das wirtschaftliche Rückgrat der Niederlassung und spezialisiert auf Training und Ausbildung künftiger Luftsportgeräteführer. Dieser etwas sperrige Begriff ist die offiziell-amtliche Bezeichnung für lizensierte Piloten sogenannter Ultraleichtflugzeuge (UL’s). Ein Markt, der in den vergangenen Jahren immens gewachsen ist. UL’s haben das Fliegen revolutioniert, zumindest was die Kosten anbelangt. Solche Maschinen schwingen sich für einen Bruchteil dessen in die Lüfte, was ihrer größeren und vor allem schwereren Brüdern und Schwestern dem fliegenden Personal an finanziellen Aufwendungen abverlangen. Und sie unterscheiden sich von “richtigen” Flugzeugen lediglich durch ihr niedrigeres Gewicht, optisch jedoch kaum.
Da hat sich auch vom Design her eine Menge getan. Die Zeiten, als die Ultraleichten daher kamen wie eine mit Stoff bespannte Schubkarre sind jedenfalls vorbei. Auch von den Leistungsparametern her stehen sie vielen “Großen” mittlerweile in nichts mehr nach und werden, wie in Breitscheid und anderswo längst üblich, sogar zum Schleppen von Segelflugzeugen eingesetzt.
Der kleine Unterschied
Der passionierte Luftsportler kann die Spreu vom Weizen natürlich auf den ersten Blick trennen – anhand der Kennung auf dem Rumpf, vergleichbar mit den Nummernschildern bei Kraftfahrzeugen. “D” steht per se für Deutschland, dann folgen vier weitere Buchstaben. Der erste gibt dann Aufschluss über die Gewichtskategorie. “M” ist für Ultraleichtflugzeuge mit einem maximalen Abfluggewicht von 472 Kg in der zweisitzigen Variante reserviert, während die “E”-Klasse die am weitesten verbreitetste unter den einmotorigen Motorflugzeugen (beispielsweise Cessna 172, Piper PA-28) ist, die bis 2000 kg MTOW (maximum take off weight – Höchstabfluggewicht) auf die Waage bringen dürfen.
Die Breitscheider “Fit-to-Fly”-Flotte besteht aus vier hochmodernen Flugzeugen des Typs C42C, C42E und einer besonders flotten WT 9 „Dynamik“. Die Maschinen können neben ihrem Einsatz für die Schulung auch gechartert bzw. mit Pilot für Rundflüge gemietet werden. Bannerschlepps und Fotoflüge sind weitere Verwendungsoptionen.
Im fliegenden Lehrerzimmer sitzen drei Aero-Pädagogen, die sich um den Unterricht in Theorie und Praxis kümmern. Ausbildungsleiter Hagen Thate stehen die Fluglehrer-Assistenten Stefan Naß und Michael Junk zur Seite. Je nach Talent und Begabung des Novizen ist der entsprechende Luftfahrerschein (SPL = Sport Pilot Licence) schon innerhalb eines halben Jahres zu schaffen. Und was kostet der Spaß? 6000 EURO (all inklusive) sollte man/frau einkalkulieren. Da sind die Kosten und Gebühren in ganz Deutschland nahezu gleich. Wer gleich nicht ganz so viel investieren mag, kann im Rahmen eines Schnuppertages/Flugstunde inklusive ausprobieren, ob so etwas wirklich für ihn in Frage kommt.
Hinter den Kulissen hat eine Frau das Sagen: Maya Hanibauer. Ihr unterstehen als Technischer Leiterin Werkstattbetrieb und Werft. Reparaturen, Wartungsservice, Jahreskontrollen, Abnahmen und Lackierungen zählen zum Leistungsspektrum. Für letztere ist „Chefkosmetiker“ Carsten Müller zuständig. Und: “Was die beiden nicht hinkriegen, kriegt keiner hin”, behauptet der Geschäftsführer. Weitere Infos unter http://www.fit2fly-breitscheid.de/