Der Anblick erinnerte ein klein wenig an einen Betriebsausflug der Bundeswehr. Doch selbst die unter Spardiktat stehende “Firma Y” wäre sich wohl zu schade, mit längst ausgemustertem Gerät ins Manöver zu ziehen. Der nur auf den ersten Blick martialisch anmutende Aufmarsch war rein ziviler Natur und entpuppte sich als Freizeitspaß motorisierter Tierfreunde. Es waren “Iltis”-Fans, die sich da im Westerwälder “Outback” zusammengerauft hatten.
Diese Marderart stand weiland Namenspate für jenen kompakten und vielseitig verwendbaren Off-Roader, der zwischen 1970 und 1990 bei den deutschen Streitkräften fester und unverzichtbarer Bestandteil des Fuhrparks war. Der “Volkswagen” vom Typ 183 fand u.a. als Führungs- und Fernmeldefahrzeug Verwendung. Auch heute, viele Jahre nach seiner Außerdienststellung, hat der entmilitarisierte Bolide noch viele zivil orientierte Verehrer, die sich ihr exklusives Hobby durchaus auch etwas kosten lassen.
In Breitscheid hatten sich stolze Besitzer des Munga-Nachfolgers zu einem von Carsten Wenig organisierten landesweiten Familientreffen eingefunden. Deren geländegängigen Kraftpakete mögen zwar vielseitig und unverwüstlich sein, eins aber können sie nicht: fliegen. Dahingehend mag bei den Haltern entsprechend Nachholbedarf bestanden haben. Und weil ihre “Konferenz” nur ein Steinwurf vom Breitscheider Fluggelände entfernt an der hiesigen Grillhütte stattfand, nutzen die Four-Wheel-Driver die Gelegenheit zu einem Abstecher auf den “Airport”, um den Platz hinterm Lenker mit dem Passagiersitz eines Segelflugzeugs zu tauschen. Mit selbigen ist das Reisen doch etwas komfortabler, und der raue Westerwald sieht von oben auch irgendwie viel schöner aus. Für eine rasante Zugabe sorgte in Folge Piloten-Legende Walter Eichhorn mit seiner unverwüstlichen T-6. Für die Platzherren selbst ist der “Iltis” ein vertrauter Anblick. Ein solcher tut bei ihnen als Flugplatzfahrzeug seit Jahren treue Dienste.
Rundflugwillige Gäste hatten die Piloten der Luftsportgruppe in den vergangenen Tagen wiederholt gehabt. Dazu zählten auch 15 Kinder und Jugendliche aus der Nachbarschaft, die im Rahmen der Breitscheider Ferienpassaktion, alle Jahre wieder, eine Bordkarte gelöst hatten, um ihre Heimat aus der Vogelperspektive zu erkunden. Während diese Unternehmungen schon Tradition haben, hatten sich im Rahmen des kommunalen sommerlichen Aktionsprogramms der Stadt Haiger erstmals elf aufgeweckte Buben und Mädels auf den Weg zur “Hub” gemacht. Dem Rundflug in einem der schnittigen Doppelsitzer mögen die jungen Gäste mit Spannung entgegen gefiebert haben. Die Krönung eines erlebnisreichen Tages.
Zuvor hatte es, Pflichtfach, etwas Theorie gehagelt. Die entsprechende Einweisung besorgte dabei ein Gleichaltriger auf Augenhöhe: der 14-jährige Luca Born. Der pfiffige Knabe aus Haiger hat erst im Frühjahr bei der LSG mit seiner Flugausbildung begonnen und inzwischen schon seinen ersten Alleinflug gemeistert. So lässt es sich, sofern man sich richtig in die Sache hineinkniet, auch in einer so anspruchsvollen Sportart zu etwas bringen. Ansporn für ehrgeizige Nachahmer.
Und jetzt freut sich das fliegende Personal der Luftsportgruppe erst einmal auf Aero-Ferien. Mit Kind, Kegel und gesamter Luftflotte geht es zu jeweils einwöchigen Fliegerlagern nach Brandenburg und Bayern. Ende September sind die Breitscheider dann Gastgeber des 30. Bundesjugendvergleichsfliegens.