Von Jürgen Heimann
So weit, ihn jetzt gleich als Babysitter zu verpflichten, wollte die an und für sich doch ziemlich misstrauische „Fähe“ denn doch nicht gehen. „Fähen“ nennt man die Damen unter den Buschschwänzigen, die weiblichen Reinekes. Aber das Tier legte ein für seine Verhältnisse doch großes Maß an Zutraulichkeit an den Tag. Was dem Mann hinter der Linse einige Sternstunden der Naturfotografie bescherte. Dass er mit Nachnamen genauso heißt wie seine „Lieblings-Models“, nämlich „Fuchs“, ist Zufall und hatte keinen Einfluss auf das Resultat. Aber der Erfolg war Mirko F. aus Eschenburg-Simmersbach auch nicht in den Schoß gefallen. Um solche Szenen auf den Kamera-Chip bannen zu können, bedarf es Geduld. Viel Geduld. Und gar manche Stunde hatte sich der 45-Jährige hinter einem dicken Baumstamm versteckt die Beine in den Bauch gestanden. Aber gut Ding‘ will halt Weile haben. War auch hier so.Mama Wildhund hatte ein Einsehen mit dem Bittsteller und gewährte ihm in Folge tiefe Einblicke in ihre Kinderstube. Szenen eines tierischen Familien-Idylls, die man, weil sie sich in der Regel im Verborgenen abspielen, sonst kaum vor Augen bekommt. Fünf putzige kleine Racker tollten unbeschwert auf der sonnenbeschienenen Waldlichtung herum, immer auf dem Sprung, bei Gefahr und auf Kommando in die Tiefen des sicheren Baus abzutauchen. Aber von dem Pixelkünstler mit dem waffenscheinpflichtig großen Objektiv drohte eine solche nicht. Der Mann war in durch und durch friedlicher Mission unterwegs. „Schießen“ tut er allenfalls mit seinem Fotoapparat. Und er wird es nie verstehen können, warum Menschen so etwas in „echt“ und mit richtiger Munition tun, um Lebewesen, die doch eigentlich Mitgeschöpfe sind, aus Lust und Freizeitspaß abzuknallen. Das dann aber unter fadenscheinigen Vorwänden.
Massen-Exekutionen als Freizeitspaß
Dabei sind, wie ihr zweibeiniger Namensvetter beobachten konnte, diese Tiere nicht nur klug, einfühlsam und sensibel. Sie können Gefühle wie Freude, Schmerz und Trauer zeigen und haben ein hoch entwickeltes Sozial- und Familienleben. Eine Beobachtung, die auch der bekannte Buchautor und Naturfotograf Günther Schumann bestätigen kann. Der Mann hat jetzt mit „Mehr als Freunde – Ein Leben unter Füchsen“ ein weiteres DVD-gestütztes Meisterwerk vorgelegt. Über Jahre hinweg war er mit „Feline“ per Du, einer Füchsin, die ihm jedes Frühjahr erneut stolz ihren Nachwuchs präsentierte und ihn an dessen Aufwachsen teilhaben ließ. Dabei entstand ein einzigartiges filmisches Dokument. Bezogen werden kann die Scheibe zum Preis von 9.90 EUR über den Verlag „Das Brennglas“, in dem auch das ambitionierte Magazin „Freiheit für Tiere“ erscheint. Schumann ist im vergangenen Herbst 84-jährig verstorben. Diese DVD ist sein Vermächtnis. Er wurde in einem Friedwald im Reinhardswald beigesetzt. Dort ist er seinen geliebten Füchsen auch im Tod ganz nahe.
„Anbagger“-Rituale im Eschenburger Forst
Die trächtige Vulpes-Mama in spe hatte, einer Fügung des Schicksals nicht ganz unähnlich, im zeitigen Frühjahr den Weg von Mirko Fuchs Weg gekreuzt, um daraufhin blitzschnell im dichten Unterholz Deckung zu suchen. Ihren Bau entdeckte der Fotograf nach einiger Nachsuche, und er war „befahren“, wie es so schön heißt. Aber das stellte sich erst nach einiger Zeit heraus. Und es war eine mühsames, von Rückschlägen begleitetes „Anbaggern“. Die Füchsin ließ den Fotografen zweimal gehörig abblitzen und verschwand, seiner angesichtig, mit ihren Kleinen blitzschnell unter der Erde. Aber, aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Schließlich klappte es doch noch. Nach den ersten missglückten Rendezvous hatte der Simmersbacher Pixelfreund erst einmal einen großen Bogen um die Stelle gemacht. „Ich wollte die scheuen Tiere ja nicht bedrängen“. Aber dann obsiegte die Neugier, seine Neugier. Und nachdem sich beide Seiten erst mal aus der Distanz beschnuppert hatten, ließ das Muttertier den Menschen bis auf einen Meter an sich und seine Kleinen heran. Sie durfte inzwischen davon ausgehen, dass ihr und den Ihren von dem Eindringling kein Unheil drohte. Das galt auch für das Klicken des Auslösers.
Die schönsten Aufnahmen als Kalendermotive
Mirko Fuchs nutzte die Gunst der Stunde(n) und hielt drauf. Das Ergebnis: traumhafte Schnapp-“Schüsse”, mitten aus dem (Fuchs-)Leben gegriffen. Aufnahmen von bestechender Natürlichkeit und Authentizität. Die kleinen Kerlchen (und Kerlchinnen) gaben sich vor der Kamera völlig unverkrampft und verspielt, schauten mit großen Kulleraugen in die Welt, die sie hoffentlich nicht einmal durch einen gezielten Schuss, der ihnen das Lebenslicht ausbläst, verlassen müssen. Zwischen den Fotosessions blieb auch Zeit, das Geschehen mit der Videokamera festzuhalten:
Zwölf der schönsten Bilder hat der Simmersbacher in einem prächtigen, aufwändig gestalteten Kalender zusammengefasst. Den im Calvendo-Verlag erscheinenden Jahreswegweiser “Ein Blick in Reinekes Kinderstube: Jungfüchse am Fuchsbau”
in den Formaten DIN-A-3 (ISBN: 978-3-664-77218-6), DIN-A-4 und als Tischkalender (DIN-A-5) gibt es u.a. bei amazon, buecher.de und bookbutler.de. Eine Auswahl seiner Arbeiten präsentiert der Eschenburger auf seiner Webseite unter http://www.mf-picture.de