Fast sah es ja so aus, als hätte der gewichtige, seit Jahr und Tag im Schatten des Kontrollturms auf der Breitscheider “Hub” parkende Brummer ein fideles, lebhaftes Schwesterchen bekommen. Doch während der gegroundete, verschämt in einen tarnolivfarbenen Tschador gehüllte Phlegmatiker das statische Bewegungsprofil eines Museumsexponates aufweist, zeigte sich die aus Soest angereiste Verwandtschaft ziemlich agil und wendig.
Für Außenstehende vielleicht eine fliegende Kiste wie andere auch – halt nur etwas voluminöser als der Durchschnitt und mit zwei Motoren ausgestattet. Auf jeden Fall aber kein alltäglicher Gast auf dem stark frequentierten Westerwälder Verkehrslandeplatz. Eine modifizierte Dornier Do 28 (G.92), wie es sie Deutschlandweit nur in zwei Exemplaren gibt. Und ein temporäres Geschenk, das sich die am Breitscheider Airport beheimateten Fallschirmsportler Wochenend-befristet zum Ausklang der Saison selbst gemacht hatten. Und Pilot Philipp Vogel, der arme Kerl, kam aus seinem Cockpit fast überhaupt nicht heraus. Einige schöne Video-Impressionen hier: http://vimeo.com/110197080
Als Absetzflugzeug mit ausgeprägten Kurzstart- und Landeeigenschaften (STOL = Short Take-Off and Landing) eilt diesem prolligen und schon etwas in die Jahre gekommenen Watz ein ziemlich guter Leumund voraus. Und exakt (und fast ausschließlich) für diese Zwecke war er ja auch, basierend auf den früheren “Skyservants” der Bundeswehr, Ende der 90-er Jahre weiterentwickelt worden. Ein Ungar hatte den Oldies neues Leben eingehaucht und ihnen jeweils zwei tschechische Walter-Turbinentriebwerke implantiert, die die standartmäßig eingebauten Kolbenmotoren ersetzten. 2 x 456 PS treiben das 320 km/h schnelle, aber auch über verblüffende Langsamflugeigenschaften verfügende Vögelchen nun in Nullkommanix auf Arbeitshöhe, und das auch wesentlich leiser und wirtschaftlicher als zuvor. 15 beschirmte Nasen finden in seinem voluminösen Bauch Platz. Bei diesen Durchlaufraten kamen die Breitscheider Skydiver mit dem Packen ihrer Schirme kaum mehr nach. Weltweit gibt es insgesamt sieben dieser gepimpten Versionen. Die zweite Maschine mit deutscher Zulassung ist in Eisenach stationiert und bei den dortigen Springern im himmlischen Shuttleverkehr im Einsatz.
Das fliegende Personal der „Firma Y“, heute „Ursula von der Leyen KG“, pflegte ihre aus der einmotorigen Do-27 entwickelten 28-er, deren erstes Muster Anfang der 60-er Jahre in Dienst gestellt worden war, früher etwas despektierlich als “Bauernadler” zu bezeichnen. Abgesehen davon, dass Schönheit ja zumeist im Auge des Betrachters liegt, kann man über Design-Raffinessen und Geschmack durchaus streiten. Hätten man aber geahnt, dass einmal, in vom damaligen Standpunkt ferner Zukunft, anno 2014, gerade mal acht von 109 in Dienst gestellten, hochgezüchteten Eurofightern (Stückpreis 70 Millionen EUR ohne Waffensystem) uneingeschränkt einsatzbereit sein würden, die Jungs wären seinerzeit bestimmt etwas zurückhaltender in ihrem Spott gewesen. Aber wir themen vom Schweife davon…
Gegen den überteuerten Skandaljäger waren und sind die ollen und genügsamen Dorniers ein Ausbund an pflegeleichter Zuverlässigkeit. Und das gilt für alle ihrer Modelllinien. Und wesentlich langlebiger sind sie, wie bereits bewiesen, sowieso. Bei der Bundeswehr wurden diese Flugzeuge längst ausgemustert, aber in zahlreichen Dritte-Welt-Ländern sind die Dinger noch unverdrossen in himmlischer Mission unterwegs, privat wie militärisch. Wie viele genau es sind, weiß niemand.