Von Jürgen Heimann
Unsere Figaros sind ja, was griffige Slogans oder pointierte Namen für ihr haariges Geschäft angeht, schon ziemlich creHaar-tiv. Da gibt es Salons, die heißen “Scheren-Point”, “RyanHair”, „Die Schnittstelle“, “Fönen & Klönen” “Director’s Cut”, “Kurz oder lang” oder “Headonist”. Die Coiffeure versprechen, dass bei ihnen jede Löwenmähne ihren Dompteur findet, stellen den Kundinnen in Aussicht, deren Kopfdschungel aufzuforsten oder fragen provokativ: “Warum trinken Sie sich ihre Freundin schön? Schicken Sie sie doch zu uns!” Andere Dienstleister bemühen sich ebenfalls um griffige Slogans und Namen für ihre Start-Ups, um sich damit aus der Menge abzuheben. Nicht immer gelingt das auf der ganzen Linie.
Wer nicht gut zu Fuß ist oder keinen auf den Boden bekommt, ist beim Podologen an der richtigen Adresse. Das sind jene Leute, die sich um die kranken Hufe ihrer Mitmenschen kümmern. Und dann gibt es noch die Pedikürin oder den Pedicuristen. Die sind eher für die kosmetische Behandlung der Haxen zuständig und machen mit blumigen, mehr oder weniger originellen “Headlines” auf sich aufmerksam. Die einschlägigen Branchenverzeichnisse haben dahingehend einen gewissen Unterhaltungswert.
Das ist alles für die Füße
Füße werden ja als “nichtmotorisiertes Fortbewegungsmittel ohne Räder” definiert, “als paariger Körper- und unterer Teil des Beins”. Es gibt auch den Bleifuß, den Zinsfuß, den Vers- und den Pferdefuß. Aber das ist was anderes. Die Extremitäten werden auch gerne mal zur Charakterisierung herangezogen. Der eine lebt auf großem Fuß, der andere ist (wieder) auf freiem, hält die Füße still, steht auf den eigenen, über die er mitunter stolpert, bekommt kalte, verliert den Boden darunter oder vertritt sie sich. Es gibt platte und gespreizte, gesenkte und klumpige, geknickte und schweißige. Aber wer sich in der Kneipe seines Vertrauens ein Fußpils bestellt, hat irgendetwas nicht genau verstanden.
Die Quanten müssen hin und wieder, wenn auch nicht zu genau festgelegten Wartungsintervallen, zur Inspektion. Dann schlägt die große Stunde der Fußpfleger und -pflegerinnen. Entsprechende “Studios” sind wie Fußpilze aus dem Boden geschossen, die Konkurrenz ist groß. Also muss man/frau bestrebt sein, sich von selbiger abzuheben. Durch den Namen und ein möglichst griffiges Motto.
Zwischen Hufschmied und Pilskultur
“Gehwohl” zeugt da nicht gerade von großer Inspiration. Aber es gibt auch Mauken-Salons, die heißen “Footloose”, “Fast Foot” oder “Heiße Socke”. In Wanne-Eickel gab es sogar einmal eine “Pilzkultur”, in Hildesheim einen “Hufschmied”. Und der hatte nix mit Pferden am Hut. Die “Hornhautraspel” steht im Wettbewerb mit der “Fußfabrik”, andere Etablissements nennen sich “Fußangel”, “Nagelneu”, “Fußbar”, “All4Feet” “Bei Fuß”, “Fußnote” oder “Happy Feet”. Mehr ist aber offenbar nicht drin. Auch die Slogans sind jetzt trotz aller angestrengter Bemühungen nicht (immer) der Brüller: “Ihre Füße lieben uns”, “Gut zu Fuß beschwingt durchs Leben gehen”, “An jedem Fuß hängt immer auch ein Mensch”, “Wellness für ganz unten” oder “Ihre Füße werden (Hühner)Augen machen“ – damit haben die meisten Quantenspringer dann auch ihr Pulver schon verschossen.
Echte Handarbeit in der „FummelFactory“
Da ist man im tiefenentspannten Massagegewerbe schon weiter. “Lass Dir den Speck wegkitzeln”, “Immer schön locker”, “Wir kraulen keine Eier, sondern Muskeln” oder “Wir bekommen den härtesten Mann weich” klingt doch schon mal verheißungsvoll. Und die Namen der Studios sind die reinste Poesie: “Knetstube”, “Handentspannung”, “Knacks”, “Handjob”, “Rubbelbude”, “Fleischröllchen”, “Bodyklopfer”, “Keep in Touch” und “Knetschuppen” sind nur einige schillernde Beispiele. “Walk Himmel”, “FummelFactory” und “MassaKER” klingen auch nicht übel.
Würfelspielen in der „Agentur Notnagel“
Im rotlichternen horizontalen Gewerbe heißen die einschlägigen Etablissements schon mal “Popp-Eye”, “Lustgarten”, “House of the Rising Sun”, “Glory Hole”, “Popp-Shop”, “Bitchwood-Castle” oder “Vögelnest”. Oder sie firmieren als “Begattungsinstitut “, “Bürstenhaus”, “Rammelkammer”, “Agentur Notnagel(n)”, “Rudis Resterampe”, “Bretter- bzw. Knallhütte“. Der umgangssprachliche Begriff “Puff” stammt von dem gleichnamigen Würfelbrettspiel, das sich nur geringfügig vom heutigen Backgammon unterscheidet. Wer sich also zu Hause zu einem entsprechenden Spieleabend abmeldet, sollte auf misstrauische Nachfragen gefasst sein. Puff wurde im Mittelalter in Gasthäusern gespielt, in denen Prostituierte ihre Dienste anboten. Solche seligen Orte gab es aber schon in der Antike. Vor allem Korinth galt da als Branchenprimus. In Pompeji sind bis heute die einzigen sicher zuzuordnenden Überreste eines als “Lupanar” bezeichneten Bordells erhalten, das aus der Asche des Vesuv ausgegraben wurde.
„Gewurst“ wie: Kein Zutritt für Vegetarier
Eine andere, etwas honorigere Form von Fleischeslust bietet der Metzger meines Vertrauens. Er nennt sich „Meat Loaf“. An dessen Eingangstür prangt ein Schild: “Zutritt für Vegetarier verboten!” Und der Hackepeter im Nachbarort wirbt mit dem Motto: “Wir schlachten unsere Sau, nicht Ihr Sparschwein!”. Um dann noch eins drauf zu setzen: “Bei unseren Würsten können Sie ruhig Ihren Senf dazu geben”. “Gewurst” wie.
“Gammelfleischtempel”, “Aasbude” oder “El Salmonelle” als Bezeichnungen hört er für seinen Laden nicht so gerne. Die Konkurrenz verkündet: “Wir lassen die Sau raus!”, um in gleichem Atemzug zu versichern: “Fleisch ist uns nicht Wurst”. Es könnte aber auch heißen “Iss’ mir Wurst”. Damit man nicht vom Fleisch fällt.
Backstage trinkt man „Backardi“
Bei den Jungs von der uralten backenden Zunft besteht dahingehend noch etwas Nachholbedarf. Aber sie holen auf. Da gibt es schon Semmelbuden, die heißen “Backwahn”, “Mehloptimizer” oder “Brot für die Welt”. “Back dat” oder “Backalapapp” sind auch nicht schlecht. In Castrop-Rauxel gab es sogar mal einen “Gus Backus”, in Anlehnung an den US-stämmigen Schlagersänger, der Anfang der 60er Jahre in Deutschland mit der “Sauerkrautpolka” und dem alten sprechenden Indianerhäuptling die Schmerzgrenzen seiner Zuhörer ausgetestet hatte. “Feedback”, “Backpacker”, “Backstage”, “Backenstreich”, “Backboard” und “Backardi” findet man als weitere Varianten. Und warum nicht auch mal „E-Mehl“ oder „Karamehl“? Natürlich fühlen sich die Mehlwürmer ausnahmslos der Devise “Backen mit Laib und Seele” verpflichtet, weil deren Produkte ja zumeist „haus-backen“ sind.
Maschinelle Euterschüsseln
Es ist schon interessant, auf welche Ideen manche kommen. Auf einer Brainstorming-Seite im Internet (www.brainR.de) suchte ein User einen pfiffigen Namen für eine Kundenzeitschrift für Melkmaschinen. Er wurde mit Vorschlägen zugeschüttet. Das fing beim “Zitzenfeuer” an und hörte bei der „Euterschüssel“ noch lange nicht auf. “Der Milchbubi”, “Ku(h)ndenmagazin“, “Milchgate”, “(R)Euternews” und “Do it the MiIky Way” waren weitere Vorschläge. Hier werden Sie geholfen, immer, oder zumindest meistens.
Und wenn es dann um Samt, Lycra, Satin und Spitzen geht, um verführerische Bodys, Korsagen, aufreizende Nylonstrümpfe oder G-Strings, kennt der Einfallsreichtum der Community keine Grenzen. Da läuft die kreative Speerspitze der mit viel Phantasie und Einfallsreichtum gesegneten Liebhaber solch halbseidener Produkte zu Höchstform auf und schüttelt, nach einem passenden Namen für einen Dessous-Shop befragt, die Wortschöpfungen nur so aus dem Ärmel. “U-Wäsche” als Name klingt ja noch bieder, aber an “Kuschelmuschel” könnte man(n) sich durchaus gewöhnen. “Untenrum” bringt es auch auf den (G-)Punkt, wobei “Down under” aber noch weltmännischer klingt. In diesem Falle machte “Strip Dies” das Rennen. Der Laden soll aber inzwischen Pleite gegangen sein.