Rotorman's Blog

Hirzenhainer und Simmersbacher
Protestanten feiern virtuelle Gottesdienste

Die Sängerin Ana-Maria Nickel verlieh dem zweiten Internet-Gottesdienst eine ganz besondere Note. Pfarrer Michael Brück (rechts im Hintergrund) zeichnete für die Liturgie verantwortlich.Foto: Privat

Dass unsere Kirchen immer leerer werden, daran hat man sich fast schon gewöhnt. Scheint so eine Art Zeitgeist-Phänomen zu sein. Nicht selten sitzen gerade einmal eine Handvoll Gläubige in bzw. auf den harten Holzbänken. Wobei es freilich auch ein Stadt-Land-Gefälle gibt. In Hirzenhain und Simersbach allerdings, deren evangelische Gemeinden ja durch ein Kooperationsmodell miteinander verbunden sind, ist die Kirchenwelt dahingehend noch weitestgehend intakt. Trotzdem: Vor so wenigen real existierenden bzw. persönlich anwesenden Besuchern haben die beiden Pfarrer Michael Brück und Eberhard Hoppe in ihrer ganzen langen Laufbahn noch keinen Gottesdienst gehalten. Es war gerade mal ein Gast anwesend: der Kameramann.  Und trotzdem haben viele hundert Zuschauer dran teilgenommen – virtuell.

Youtube macht’s möglich. Wenngleich das auch mit jeder anderen Plattform dieser Art funktionieren würde. Carona hat auch das kirchliche Leben fast zum Erliegen gebracht, fast. Aber man weiß sich zu helfen.  Dass die Kirchen für Gottesdienste (mit Publikum) geschlossen sind, muss ja nicht heißen, dass es keine Gottesdienste mehr gibt. Die Gemeindemitglieder bleiben, so der  Plan, trotz Virus-Pandemie miteinander verbunden und in Gemeinschaft  – via Internet.

Zum Kirchgang ins eigene Wohnzimmer

Und was da am vergangenen Sonntag in der Ev.-luth. Katharinenkirche in Simmersbach ablief, war  auch keineswegs eine Premiere.  Den ersten virtuellen Kirchgang hatten beide Gemeinden bereits am 22. März durchgezogen, zum Sonntag Lätare. In der evangelischen Ortskirche in Hirzenhain  zelebrierte Pfarrer Eberhard Hoppe den Gottesdienst. Es war, inklusive Orgelspiel,  eigentlich alles wie sonst auch – nur fehlten eben die Besucher.  Die konnten sich in Folge bei Youtube einwählen und machten von dieser Möglichkeit, sich die Andacht ins eigene Wohnzimmer zu holen, regen Gebrauch. Hier geht’s zum Gottsdienst: https://youtu.be/xgtqJMPvpAg

„Das Ziel vor Augen“: Pfarrer Eberhard Hoppe bei seiner virtuellen Predigt.

Die dabei gemachten Erfahrungen haben die Akteure dann am vergangenen Sontag in ihre virtuelle Messe einbringen können. Diesmal teilten sich die beiden Seelsorger die Aufgabe. Pfarrer Michael Brück übernahm die Liturgie, sein Kollege Hoppe predigte über Kapitel 13 aus dem Hebräerbrief: „Das Ziel vor Augen“. Eine ganz besondere Note gewann die Veranstaltung durch die Teilnahme von Ana-Maria Nickel. Eine begnadete Sängerin aus Hirzenhain-Bahnhof, die mit ihrer wundervollen, ausdrucksstarken Stimme Alt und Jung begeistert und beeindruckt. Sie sang „Von guten Mächten“ und „Ich bin bei Dir“.

Nach diesem zweiten „Film-Set“ verfügen die Beteiligten über ein ausreichendes Maß an Routine, auf diesem virtuellen Weg fortzufahren. Die nächsten Youtube-Gottesdienste sind für Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag vorgesehen.

Mittwochs rufen zehn Glocken zum Abendgebet

Immer dicht am Geschehen und tagesaktuell ist die von beiden Gemeinden gemeinsam betriebene Internetpräsenz  www.kirche-eschenburg.de. Dort sind auch weitere geistliche Angebote, Andachten und Informationen zu finden. Und apropos Andachten:  Da gibt es eine weitere kreative, der Corona-krise geschuldete Aktion, die am Mittwoch dieser Woche Premiere hatte und künftig an diesen Tagen beibehalten werden soll. Dann läuten ab 18 Uhr alle zehn Glocken aus beiden Dörfern, die der katholischen Kirche in Hirzenhain-Bahnhof inklusive, für fünf Minuten. Ein klingender Appell und Aufruf an die Menschen zur Hausandacht (Abendgebet) in ihren eigenen vier Wänden. Das Abendläuten ist übrigens seit alters her und in allen Kirchen der Welt als Feierabendläuten ein Aufruf zum Gebet.

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