Rotorman's Blog

Literaturoffensive: Keine „RRR’s“ im
„Fachgeschäft für wohlsortierte Buchstaben“

1-BuchhandlungMagdeburg

Irreführende Werbung: „RRR’s“ gibt’s im Fachgeschäft für wohlsortierte Buchstaben leider nicht in größeren Gebinden. Gesehen in der Altstadt von Magdeburg.

Unsereins kennt Literatur-Shops dieser Art unter der prosaischen Bezeichnung „Buchhandlung“ oder „Bücherlädchen“. Ist nicht besonders aufregend, aber da weiß man doch zumindest gleich, wo man dran ist. Unsere Landsleute weiter östlich in Dunkeldeutschland sind da wesentlich kreativer. Zum Bleistift die Sachsen-Anhaltiner. Davon gibt es immerhin 2,3 Millionen.

Warum die freilich mit dem Slogan „Land der „Frühaufstecher“, pardon, „Frühaufsteher“ werben, muss man nicht verstehen. Vielleicht, weil die dort morgens zeitiger aus den Federn kriechen und dafür abends länger müde sind. Und das sind auch keine Augenringe, die die haben, sondern blaue Flecken von der Schlägerei mit dem Sandmännchen. Egal: Jedenfalls haben die in ihrer ehemaligen preußischen Provinz noch nie einen Fuß aufs Bein gekriegt. Hat zumindest meine Großtante mütterlicherseits immer behauptet. Die war mal Drittplatzierte bei der Wahl zur „Miss Bitterfeld“.

Aber auch in Sachsen-Anhalt gilt inzwischen: Wer den Pfennig nicht ehrt, hat auf Euro umgestellt, oder so ähnlich. Aber wir schweifen vom Thema davon. Ideen muss man haben. Das gilt gerade für Buchhändler, die sich ja in einem schier aussichtslosen Verdrängungswettbewerb gegen den Online-Versandriesen Amazon behaupten müssen.

In der Altstadt der Landesmetropole Magdeburg findet sich beispielsweise eine Schmöker-Oase, die sich schon vom Namen nach wohltuend von der eher unpoetisch benamten Konkurrenz abhebt: das „Fachgeschäft für wohl sortierte Buchstaben“. Beim Versuch, eine Vorratspackung „RRRs“, an denen beispielsweise im alten Dillkreis erhöhter Bedarf besteht, zu ordern, erntet der Kunde freilich nur verständnislose Blicke. „A’s“ und „O’s“ will das pädagogisch geschulte  Personal auch nicht in größeren Gebinden heraus rücken. War aber zumindest mal ein Versuch wert.

Im  „Fabularium“, was sich wohl von der Fabulierkunst ableitet, wird man/frau solche unsterblichen Jahrhundertautoren und schreibenden Trivial-Titanen wie Rosamunde Piesel, Hedwig Courths-Malermeister oder Marie-Luise Fishermen’s Friend nur in homöopathischen Dosen finden. Dafür gibt’s aber als Ergänzung noch Tee, indische Seidentücher und Geschenkideen. Demnächst soll das Sortiment noch m Bedarfsartikel für sportiven Angler und Hallen-Halma-Athleten ergänzt werden. Denn: Vom Buchverkauf allein kann heute keiner mehr leben.

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