Jede Menge Kleinbildfilme hatte sie schon als Kind mit der Kodak-Klick verballert. Und meist war auf den Abzügen, von ein paar unscharfen Silhouetten abgesehen, nicht viel zu erkennen. Man musste schon raten. Das ist heute anders. Als Daddy dem zur jungen Dame gereiften Töchterchen in späteren Jahren seine kostbare Spiegelreflex borgte, geriet das zur Initialzündung. Das Feuer der Leidenschaft für die (Licht-)Bildkunst war entfacht und sollte bis dato nicht mehr verlöschen. Heuer zählt Janine Alber in der Region mit zu den kreativsten Nachwuchstalenten ihrer Zunft. Als Fotografin hat sich das Mädel aus Offdilln neben seinem Haupt-Job im grafischen Gewerbe ein zweites Standbein erschlossen. Und dennoch ist es immer noch mehr Fun als Business. Und so soll es auch bleiben. Die 24-Jährige, die es mittlerweile nach Herborn verschlagen hat, ist Autodidaktin. Von einem Tagesworkshop bei einem Profi einmal abgesehen hat sie sich, Learning bei Doing, alle Techniken und Tricks selbst beigebracht. Und Lehrbuch-Dogmen, die, falsch verstanden, der Phantasie oft genug Ketten anlegen, sind ihr sowieso völlig schnuppe. Man/frau muss ein Auge für’s Motiv haben, muss wissen, was man will und wie es umzusetzen ist. Das ist schon die halbe Miete. Und mit ihr, der Miete, ist die agile Blondine bis heute nicht ein einziges Mal in Rückstand geraten. So hat sie inzwischen einen ganz eigenen, charakteristischen Stil entwickelt, an dem sie immer noch weiter feilt und dreht. Denn: Stillstand bedeutet auch in der Fotografie Rückschritt.
Es ist das Unorthodoxe, das reizt, und die Neugierde, die treibt. Die Bereitschaft, auch mal verschlungen Pfade zu beschreiten, eröffnet ungeahnte Perspektiven und Optionen, wodurch sich faszinierendes Terrain erkunden und erschließen lässt. Und irgendwann kommt der Punkt, da muss die Entscheidung fallen, in welche Richtung es gehen soll. Janine Alber hat sich da schon früh für die „People“-Fotografie erwärmt und begeistert. Menschen in durchaus inszenierten Situationen und Umgebungen abzulichten, Fotoshootings, die einer ganz eigenen Choreografie und Dramaturgie folgen und durchaus auch eine erotische Note haben dürfen, das ist es, was die junge Frau (und ihre Models) fasziniert. Dabei ist die ästhetische Komponente stets dominierend. Und hier meldet sich der olle Shakespeare zu Wort: „Und wenn du den Eindruck hast, dass das Leben Theater ist, dann such‘ dir eine Rolle aus, die dir so richtig Spaß macht.”
Am liebsten „outdoor“ in freier Natur
Apropos Models: Janine Alber arbeitet sowohl mit sogenannten „Amateuren“, als auch mit Profis zusammen. Beides hat gewisse Vorteile und Vorzüge, je nachdem, wo die Akzentuierung liegt. Wobei sich das Atelier möglichst „outdoor“ befinden sollte, was das Fotoatelier daheim natürlich nicht überflüssig macht. Draußen in freier Natur und an der frischen Luft gelingen jedoch die schönsten und authentischsten Aufnahmen. Und das natürliche, naturgegebene und ob seiner Konsistenz per se stimmige Lichtdesign in all seinen Nuancen und Facetten ist wesentlicher Bestandteil des Gesamtpakets. Das gilt auch für das Spiel des Windes. Aber auch aus der Kombination Mensch, Landschaft, Technik, Tiere (Hunde, Katzen, Pferde) lässt sich viel Spannung und Ästhetik beziehen, was sich in zwischen Romantik, Träumereien, Realität und purer Lebensfreude eingebetteten Momentaufnahmen und Streiflichtern wiederspiegelt. „Ich liebe vor allem weiche Bilder, warme Töne und alles was in Richtung Vintage geht. Ist aber nicht zwingend der Fall, es darf auch gern mal sehr modern sein“.
Nine Alber agiert hinter der Kamera mit engen Freundinnen, die unter anderem für das Make-Up, die Frisuren und die Requisite verantwortlich sind. „Es macht dann riesigen Spaß, bei den Shootings immer wieder auf neue Leute zu treffen, die sich für die Fotografie begeistern lassen oder die begeistert sind, sobald sie die Ergebnisse sehen“, sagt die Offdillnerin. Wobei die Fotos ruhig auch mal in Schwarz-Weiß gehalten sein dürfen. Die „Drehbücher“ für eine Aufnahme-Session werden entweder vom Zufall diktiert, sind situationsabhängig oder von einer fixen Idee beflügelt, die nach und nach konkrete Formen annimmt. Es kommt aber schon vor, das ein Projekt über Wochen und Monate reifen muss, bevor es in die Tat umgesetzt wird.
Kein Mensch kann so kreativ sein, dass er sich nicht ab und an von anderen inspirieren lassen muss. Als ihr Vorbild nennt Janine Alber übrigens den deutschen Modefotografen Kristian Schuller, bekannt für seine großinszenierten und farbgewaltigen Kompositionen.Einen guten Motivansatz zu übernehmen, um ihn gegebenenfalls zu modifizieren und den eigenen Bedürfnissen bzw. Vorstellungen anzupassen, ist ja nicht verwerflich. Da war beispielsweise jenes Foto in einer alten Illustrierten mit einem vom Wind aufgeblähten Rundkappenfallschirm als zentralem Kulissenelement. Warum nicht? Nur so ein Teil zu organisieren und dann noch jemanden zu finden, der es nach Gebrauch wieder ordnungsgemäß zusammen faltet, war gar nicht so einfach. Die Damen und Herren Skydiver von heute kennen sich ja mit solch vorsintflutlichen Gerätschaften auch nicht mehr aus. Da muss man/frau bei der logistischen Gesamtplanung schon findig und flexibel sein….
Mehr als nur Technik und Hardware
Viele Wochenenden sind im Jahr ausgebucht, oft auch Tage unter der Woche. „Was ich mir aktuell jedoch nicht vorstellen kann, ist in die komplette Selbstständigkeit zu gehen. Ich bin glücklich und zufrieden mit meinem Hauptberuf. Es ist zwar sehr viel Arbeit, die man mit den Shootings nebenher noch hat, aber gleichzeitig auch ein kreativer Ausgleich, der es mir ermöglicht zu entspannen und abzuschalten“. Aktuell nutzt die Fotografin am liebsten eine Canon EOS 60d mit einer 50mm festbrennweite. Aber: Technik und Hardware sind nicht alles.“ Die teuerste Kamera und das umfangreichste technische Wissen bringen nicht viel, wenn man kein wirkliches Auge für die Fotografie hat“. Ein Satz, den jeder Kollege/in unterschreiben würde. Und es gibt (sowieso) keine allgemein verbindliche und gültige Antwort darauf, was denn nun ein gutes Foto ausmacht: „Das muss jeder für sich entscheiden, jeder findet ein anderes Bild gut“. Ein Kriterium wäre vielleicht, wenn man sich die Aufnahme immer wieder anschauen könne, ohne dass es langweilig würde
Inzwischen beginnen sich auch diverse Zeitungen und Zeitschriften für die Arbeiten der Fotografin zu interessieren, was sich in entsprechenden Veröffentlichungen niederschlägt. Aber die Hauptvertriebswege und Plattformen, ihre Aufnahmen einem größeren Publikum bekannt zu machen, sind und bleiben das Internet und hier insbesondere die sozialen Medien wie Facebook und Co.
Ein kleiner Einblick in das Werk der jungen Fotografin hier: http://janinealberphotography.de/