Ja, in dieser Kneipe ließ es sich aushalten! Da war wenigstens was los. “Geile Mucke”, kühle Drinks, leckere Hamburger und Donuts bis zum Abwinken. Aus der Jukebox nudelten die größten Hits der vergangenen 50 Jahre. Und getanzt wurde auch. Senf an der Decke! Stimmung! Herr Wirt, ein Bier, oder vier! (Kann auch ‘ne Coke sein). Gut, es ist bzw. war kein normales, deutsch-traditionelles Etablissement wie der “Goldene Hirsch” oder das “Bürgerstüble”. Sondern ein “Diner” mit einem “N” in der Mitte, so wie die Amis ihre einfachen Rast- und Trucker-Stops an den Highways zu nennen pflegen. Und eine solcher, das “Heart Rock Diner”, hatte temporär in der Volkshalle von Ehringshausen seine Pforten geöffnet. Volles Haus!
Der Name des Schuppens, nomen est omen, war zugleich auch Programm: (viel) Herz und (viel) Rock. Und er lieferte der neuen Produktion der Katzenfurter Musicalgruppe “K 3 den Titel: “Heart Rock Diner” ist inzwischen schon die vierte Inszenierung, die die jungen Leute um Jugendpfleger Thomas Fricke abgeliefert haben. Und die professionellste. Aufwändig, mit viel Know-how und Herzblut inszeniert, angereichert mit zahlreichen originellen Regie-Einfällen und, was Bühnenbild und Kulissen angeht, üppig und einfallsreich ausgestattet. Da hatten Michaela und Andreas Ritter ganze Arbeit geleistet. Mit etwas Phantasie und Geschick kann man auch einem sterilen Funktionssaal ein atmosphärisch dichtes und stimmiges Ambiente verpassen. Und das Ganze live und ohne doppelten Boden mit einer treibenden, siebenköpfigen (meist unsichtbaren) Band im Hintergrund.
Fast 40 Mitwirkende sorgten für Trubel auf der Bühne
Fast 40 Mitwirkende im Alter zwischen 7 und 22 Jahren legten sich ins Zeug, von den vielen Unterstützern und helfenden Eltern vor und hinter den Kulissen ganz zu schweigen. Und bei denen hatte Fricke, der in Personalunion auch für das Buch und als künstlerischer Gesamtleiter verantwortlich zeichnete, über Monate für Freizeit- und Feierabendfüllende Vollbeschäftigung gesorgt. Und es hat sich gelohnt. Abgesehen einmal von der nicht nachlassenden Begeisterung, die dieses ehrgeizige Projekt bei allen darin Involvierten auslöste. Und sicht- und hörbar begeistert war auch das Publikum, die Premierengäste ebenso wie die Besucher der drei folgenden Aufführungen.
Die Storyline: Herunter gekommenes, längst geschlossenes und von Staub und Spinnweben vereinnahmtes Restaurant soll nach dem Tod des Besitzers an eine Fast-Food-Kette verkauft werden. Der “M”-Konzern möchte den Schuppen dem Erdboden gleich machen, um an dessen Stelle eine weitere seiner seelenlosen Filialen zu errichten. Das wiederum suchen Enkelin und Erbin “Peggy” und ihre beste Freundin “Sue” zu verhindern. “With a little help from her friends” und der einer “magischen” Musicbox gelingt das auch nach vielen Rückschlägen. Viele Gäste von einst verknüpfen mit dieser von der Abrißbirne bedrohten Location wehmütige-nostalgische Erinnerungen. Woher diese resultieren und was es damit auf sich hat, wird nach und nach offensichtlich und belebt den Hauptstrang der Handlung sichtlich.
Souveräne Solisten und ein großartiges Ensemble
Der Soundtrack schöpfte aus den (meist unsterblichen) Hits der vergangenen 50 Jahre. Songs wie “Jailhouse Rock”, “Let it be”, “Kinder an die Macht”, “Listen to your Heart”, „Can´t buy me love“, Everybody needs somebody to love” oder “Knockin’ on Heaven’s Door”, serviert von einer bestens disponierten Liveband, fügten sich nahtlos und stimmig in das Bühnengeschehen und den Ablauf ein. Und der temperamentvolle von Jana Fuhr geleitete Backgroundchor, der sich aus fidelen Kids des Katzenfurter Kindergartens rekrutierte, war eine Nummer für sich. Köstlich! Souverän agierende Solisten kombiniert mit einer geschlossenen Ensembleleistung ließen das Ganze rund laufen. Jo mei, und wenn’s denn hier und da auch mal einen kurzen Textaussetzer gegeben hat, war der dem Lampenfieber geschuldet. Aber einen solchen leistete sich Alisa Schäfer nicht. Die junge Dame hatte wenige Stunden vor der Premiere als Krankheitsvertretung eine der Hauptrollen, die der „Peggy“, übernehmen müssen und sich den Part in Rekordzeit reingepfiffen. Kompliment!
Da finden sich in den “K3”-Reihen ein paar Riesentalente, die ein oder andere Vokalgranate inklusive. Mordsstimmen, eindeutig zu Höherem berufen. Aber was hier zählte und den Ausschlag gab, war die furiose Gemeinschaftsleistung.
Eine beispielhafte Initiative. Und das gilt für die Jugendarbeit der evangelischen Kirchengemeinde Katzenfurt als Ganzes. Hier wird sichtlich etwas bewegt. Schade wär’s nur, wenn das aktuelle Projekt nach nur vier Vorstellungen eingestampft werden würde – was auch in keinem Verhältnis zum betriebenen Aufwand stünde. Ein paar Zugaben sollten doch eigentlich drin sein.