Egal was da kreucht oder fleucht, wächst, rankt, schwimmt, kriecht oder krabbelt, er hat immer den Finger am Auslöser und wartet auf seine Chance. Wenn Helmut Weller auf die Pirsch geht, sind seine Motive greifbar oder warten im Verborgenen. Es gibt genügend davon – noch. Das Artensterben in Fauna und Flora geht jedoch ungebremst weiter. Und wenn wir nicht dagegen halten, ist es früher oder später vorbei mit der Vielfalt. Derzeit freilich lässt sich in Wald, Feld und Flur noch viel Faszinierendes entdecken – wenn man genau hinschaut. Weller tut das. Der Daubhausener zählt sicher zu den kreativsten und, ja, man kann das ruhig sagen, besten Natur- und Tierfotografgen der Region. Seine Aufnahmen sind von sowohl wuchtiger, als auch fligraner Ausdruckskraft und bestechender Intensität. Das bzw. die Wunder der Schöpfung bekommen durch ihn eine Projektionsfläche, wodurch andere teilhaben können an der mikro- und makrokosmischen Multi-Kollektion von Mutter Erde.Der 60-jährige stöbert Dinge auf – Pflanzen, Tiere, Landschaftsperspektiven – die dem flüchtigen Auge anderer vielleicht vorenthalten bleiben. Know-How, Geduld und richtiges Timing sind die Voraussetzungen dafür, um eben jenes Einzigartige einzufangen, das die Natur für uns bereithält. Weller selbst geht es dabei nicht um Ruhm Ehre oder Applaus. Da ist er frei von persönlichen Eitelkeiten. Der Mann ist ein Getriebener und er hat eine Mission: Respekt und Achtung vor der Umwelt und all den fragilen Ökosystemen unserer Erde zu wecken und bei den Betrachtern seiner Bilder sowie den Zuhörern und Zuschauern seiner Vorträge jenes Maß an Sensibilität und Empfänglichkeit zu erzeugen, das der erste Schritt hin zu einem pro-aktiven Natur- und Landschaftsschutz sein könnte. Im Naturschutz ist er seit 1965 engagiert. Aktuell zeichnet Weller als Vorsitzender der Vogel- und Naturschutzfreunde Kölschhausen und des Naturschutzringes Ehringshausen verantwortlich. In der von ihm initiierten Kindergruppe „Wiesel“ werden schon die Jüngsten auf das Gedankengut der Schöpfungsbewahrung eingeschworen. Daraus ist inzwischen sogar eine kleine Naturfotogruppe hervorgegangen.
„Bilder machen ist schön, Bilder zeigen ist schöner“
Helmut Weller, von Hause aus ein gelernter Bauingenieur, ist unermüdlich unterwegs. Entweder auf Reisen und der Suche nach neuen Perspektiven, oder als „Dozent“. Seine Vorträge, die im Laufe der Zeit technisch immer aufwändiger und ausgefeilter wurden, gelten längst nicht mehr nur als Geheimtipp. In ganz Mittelhessen, aber auch im rheinland-pfälzischen Grenzgebiet ist der Mann ein gern gesehener und viel beschäftigter Referent. Dahinter steckt immer auch sein Wunsch, andere an den Schönheiten, die uns die Natur und Kulturlandschaft zu bieten hat, teilhaben zu lassen. Motto: „Bilder machen ist schön, Bilder zeigen ist schöner“. Natürlich möchte er auch „nur“ und spannend unterhalten. Fotostrecken, so wie er sie im Gepäck hat, haben mehr inhaltliche und optische Tiefe als die Gewaltexzesse und Geschmacklosigkeiten, mit denen TV-Zuschauer dauerberieselt werden
Momentan ist Helmut Weller mit dem Feintuning seines neuen Programms beschäftigt. Titel: „Feelings – Naturfotografie 2013“. Ab Mitte Januar ist die aktuelle Multivisionsschau an zahlreichen Orten zu sehen. Die Premiere erfolgt am 14. Januar ab 16 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Leun. Weitere Stationen sind in Folge Liebenscheid, Pohlheim-Hausen, Büblingshausen, Dorlar, Ballersbach, Kölschhausen, Bad-Laasphe, Niederwetz und Dillenburg. Weitere Infos unter www.blickpunktnatur.de
Die Mission eines Globetrotters
Der Fotograf sucht und findet seine Motive vor der eigenen Haustüre, aber auch auf anderen Kontinenten. Afrika, für das er seit Kindesbeinen an ein Faible hegt, hat es ihm da besonders angetan. Sechs Fotoreisen, überwiegend in Begleitung seiner Ehefrau und auch seiner Söhne, führten den Pixelkünstler nach Mali, Tansania, Kenia, Ruanda und Namibia, wobei Tansania sein besonderes Augenmerk gilt. Dort, in der Nähe von Arusha, gibt es eine kleine Schule, die Weller seit Jahren finanziell unterstützt. Prinzipiell verlangt er keinen Eintritt bei seinen Vorträgen, bittet jedoch um Spenden für dieses Entwicklungshilfeprojekt. Auf diese Weise sind bereits mehrere Tausend EUR zusammengekommen, mit denen die schwierigen Verhältnisse vor Ort ein klein wenig verbessert werden konnten.
Technik ist nicht alles
Technik, und hier ist zunächst einmal die Hardware gemeint, ist nicht alles. Die richtige Balance zwischen Equipment, Instinkt und Gespür macht’s. Lange hat Helmut Weller an der analogen Fotografie festgehalten und hat erst im Jahre 2000 den Sprung ins digitale Zeitalter geschafft. Heute möchte er die Möglichkeiten, die die digitale Fotografie bietet, nicht mehr missen. Und damit ist weniger die nachträgliche, effektintensive Veredelung via Photoshop gemeint. Das Ursprungsprodukt muss stimmen, alles anderes, beispielsweise das nachtägliche Beschneiden oder Nachschärfen, ist lediglich Mittel zum Zweck, das Originalbild in seiner Ausdruckskraft zu verbessern.
Ein bis zweimal pro Jahr legt sich der Globetrotter, seit 2000 Vollmitglied der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen e.V. (GDT), auch in anderen europäischen Ländern auf die Lauer. So konnte er in Bulgarien, Finnland, Holland, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden, Schweiz und Ungarn besonders erlesene Motive finden Von den beschwerlichen Fotoexkursionen brachte er eine Fülle schöne Bilder mit nach Hause.
Seit 48 Jahren auf der Pirsch
Dass dies so ist, ist zum Teil auch das Ergebnis eines fast 48jährigen Lernprozesses. So lange ist Weller schon „im Geschäft“ und linst durch die Sucher seiner Kameras. Er hat sich vieles selbst beigebracht, aber auch viel von erfahrenen Kollegen und Freunden gelernt. Nicht festgelegt und fixiert auf ein bestimmtes Genre der Naturfotografie, experimentiert er gerne auch im Makrobereich oder versucht bei der Motivwahl auch den Bezug zum Menschen heraus zu arbeiten. Denn: Der Homo Sapiens ist nun mal Bestandteil der Schöpfung, wenn dieser das auch nicht immer unbedingt zum Vorteil gereicht.
Und da gibt es ein schönes, in Englisch gehaltenes Sprichwort, das der Daubhausener all seiner Arbeit und seinem Tun voranstellt und von dem er hofft, dass es auch die Betrachter seiner Bilder verinnerlichen: „When we learn to respect all life, we learn to love all live!“
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