Von Jürgen Heimann
Ich teile die in einer entsprechenden Geburtsanzeige meiner Bekannten Marc und Lisa zum Ausdruck gebrachte Euphorie: „Wir freuen uns, die Geburt unserer Tochter Janina-Libella-Dolores-Kathrin bekannt geben zu können. Es ist ein Mädchen“. 2252 Gramm schwer, 52 cm groß. Gut, lassen wir mal die Gardemaße außen vor. Diese dürften sich in den folgenden Wochen auf der wachsenden und nach oben hin offenen Richterskala sowieso noch verschieben. Und „Schantalle“ haben sie das kleine unschuldige Wesen ja Gott sei Dank auch nicht genannt. Wäre der Wonneproppen ein Junge, müsste bei der Namensgebung einiges schief gelaufen sein.
Aber derartige semantischen Spitzfindigkeiten sind in einem solchen Moment wirklich unangebracht. Kinder sind ein vom wem auch immer spendiertes, Geschenk – vom Umtausch ausgeschlossen und eine große Bereicherung. Sie können dem eigenen Leben eine ganz neuen Drive geben – haben aber auch ihren Preis. Und das sind die Folgekosten.
Eine ziemlich kostspielige Anschaffung
Wie immer man Reichtum und Luxus definieren mag: Kinder sind beides. Bis zum Eintritt in den Beruf kosten sie Mama und Papa im Durchschnitt rund 230.00 Euro, wenn man das Studium in die Kalkulation mit einbezieht. Das hat die Verbraucherzentrale Bayern mal ausrechnen lassen. Diese Summe ist aber auch abhängig von der Dauer der Ausbildung und dem Konsumstandard der Familie. Die (Un-)Kosten werden durch staatliche Hilfen wie Kinder-, Eltern- und Erziehungsgeld nur zum kleineren Teil ausgeglichen. Zudem mindert der Nachwuchs das Familieneinkommen, wenn er einen Elternteil – und das ist immer noch meist die Mutter – von einer Erwerbstätigkeit oder vom beruflichen Aufstieg fernhält. Der Verdienstausfall pro Kind darf dahingehend mit 130.000 Euro veranschlagt werden. Bei zwei Kindern sind es 175.000 Euro, bei drei Kindern 230.000 Euro. Das Kindergeld, so es 25 Jahre bezogen wird, summiert sich nach aktuellem Stand auf 55.000 Euro. Insofern bleibt unterm Strich eine tiefrote Rendite.
Hohe Unterhaltungskosten
Natürlich darf und soll man das nicht so sehen. Und die wenigsten betrachten dieses Thema auch aus diesem Blickwinkel. Wenngleich es ja nicht schaden kann, sich die nackten Zahlen einmal zu vergegenwärtigen. Noch mehr von selbigen? Erhebungen des Statistischen Bundesamtes zufolge betragen die Unterhaltungskosten für Kinder bis zum sechsten Lebensjahr 6.000 Euro per anno. Zwischen 6 und 12 Jahren erhöht sich dieser Betrag auf 7.000 EUR, danach, bis zur Volljährigkeit, müssen etwa 8.500 Euro pro Jahr angesetzt werden.
Kacken, kleckern und klotzen
Und deshalb freuen sich auch Wirtschaft, Industrie und Handel über jeden neuen Erdenbürger. Die lassen die Kassen klingeln. Jeder Schrei im Kreißsaal ist Zigtausende wert. Und die da krähen, sind die Konsumenten von morgen und übermorgen. Und bleiben es ihr Leben lang. Bevor die ihre eigenen Kaufentscheidungen treffen können, sind erst mal die stolzen Eltern am Zug. Lange bevor das personelle Familien-Upgrade das erste Mal in die Windeln kackt, haben die Erzeuger ihre Geldbörse schon ganz, ganz weit aufgemacht. Dahingehend will sich ja niemand lumpen lassen. Durchschnittlich 3.000 Euro werden schon mal in die Erstausstattung gesteckt. Und dieser Betrag ist noch ziemlich niedrig angesetzt. Die vielen Extras kommen später.
700 Millionen für Einwegwindeln, 557 Millionen für Brei
In den ersten zwölf Monaten gehen im Mittel 2.000 Einwegwindeln, 200 Nahrungsgläschen und, sofern Mama nicht stillt, 60 Kilogramm Milchpulver drauf. Allein für 300 Millionen Euro werden jährlich bundesweit Babypopos eingecremt. Deren Output landet dann in Einwegwindeln, für die 700 Millionen Euronen pro Jahr ausgegeben werden. 557 Millionen Eurodollars klingeln bzw. rascheln in den Kassen der Babybrei-Hersteller. Gut, das sind halt die notwendigen Dinge des täglichen Bedarfs. Darf’s auch ein bisschen mehr sein? Natürlich. Mittlerweile gibt es sogar Smart-Schnuller, die via Bluetooth Atemfrequenz, Pulsrate und andere wichtige Daten an Mamas Smartphone senden. Die besseren Modelle verfügen sogar über eine Trackingfunktion. So wissen die Eltern immer ganz genau, wo sich ihr Sonnenschein aufhält. Ein nützliches Extra, da die kleinen Erdenbürger ja, wie man weiß, dazu neigen, in den ersten Wochen ihres Erdendaseins ausgedehnte Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung zu unternehmen. Und ein britischer Nobelausstatter bietet sogar Kinderwagen mit einem Chassis aus Gold zum Preis von 40.000 Pfund an. Das sind umgerechnet 55. 000 Euro. Dagegen war Fußballstar Lionel Messi ja noch knauserig, als er seinem Erstgeborenen Thiago 2012 einen in Franken hergestellten Luxus-Buggy für 3.400 Euronen spendiert hatte. Was es in diesem Segment sonst noch an Verrücktheiten, Marktneuheiten und Absonderlichkeiten gibt, steht hier: