Rotorman's Blog

Osterhase mit Burnout-Syndrom: Eine
Woche Wellness-Kur im Karotten-Hotel

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Sieht etwas erschöpft aus, der Osterhase. Die letzten Tage waren für ihn ganz schön heftig. Foto: Siegbert Werner

Uff, geschafft! War wieder ein ganz schöner Stress. Der Osterhase pfeift auf dem letzten Löffel. Die Plackerei der vergangenen Tage hat, man sieht es ihm deutlich an, doch Spuren hinterlassen. Der Rammler braucht jetzt dringend mal ‚ne Auszeit. Sein Haus- bzw. Nestarzt, Dr. med W. Mümmelmann, hat irgendetwas von „Burnout-Syndrom“ auf die Krankmeldung gekritzelt. Aber eine Woche Wellness-Urlaub in der Karotten-Sweet des mondänen Kohlkopf-Ressorts in Bad Karnickelhausen, Pfoten-Reflexmassage inklusive, und Meister Lampe ist wieder wie neu. Hat er sich verdient!
Die Ansprüche der Kunden steigen von Jahr zu Jahr, der logistische Aufwand ebenfalls. Das geht an die Substanz und auf bzw. zu Lasten der (Oster-)Eier. Was in einer erhöhten Ausschuss-Rate seinen Niederschlag findet. Da ist immer viel Bruch dabei, ganz abgesehen davon, dass man/Hase in Gefahr läuft sich einen solchen zu heben, weil die Kiepe ja stets bis Oberkante Unterrand vollgepackt wird. Sie liegt dann meist deutlich über dem zulässigen Gesamtgewicht. That’s Business. Schließlich soll sich der Weg ja auch lohnen, meint der Disponent gebetsmühlenhaft. Da kann er das mit dem „Im-Pfeffer-Liegen“ sofort abhaken.

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Der Gimbel (nicht Simpel) hatte ebenfalls Anteil am Funktionieren des Verteilsystems. Foto: Siegbert Werner

Eingedenk aller Arbeitsverdichtungen ist der alljährliche Großauftrag in dem engen zur Verfügung stehenden Zeitfenster kaum mehr ordnungsgemäß und fristgerecht abzuwickeln. Zumal die personellen Kapazitäten auch seit Ewigkeiten nicht mehr erhöht worden sind. Alles muss man/Hase alleine machen. Da hoppelt er sich die Läufe ab und platt. Bei seinen wildlebenden Vettern und Cousinen findet das wackere Langohr mit der Lizenz zum Eierfärben auch kaum Unterstützung. Die haben andere Sorgen. Die Bestände der Feldhasen sind, nicht nur in Hessen, dramatisch zurückgegangen. Sie stehen inzwischen auf der „roten Liste“ der bestandsgefährdeten Arten. Da hilft alles Hakenschlagen nichts.

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Der Azubi (links) ist neu im Geschäft und folglich, was die Routenplanung anbelangt, noch etwas orienrtierungslos. Aber der Osterhase (rechts) muss schließlich schon heute an das Morgen denken und seine Nachfolge regeln. Foto: Hans-Martin Lenz

Aber irgendwie kriegt der Bursche immer gerade noch mal so die Kurve. Ist ja schließlich auch ein „alter Hase“ auf diesem Gebiet, hat Erfahrung und beherrscht sein Handwerk. In diesem Jahr aber auch nur Dank freundlicher Unterstützung aus der Nachbarschaft: „ With a little help from his friends“. Die da waren/hießen Blaumeise, Osterweidenmeise, Kohlmeise, Eichhörnchen, Dom-pfaff, Eichelhäher und Heckenbraunelle.

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Soll noch mal jemand etwas Nachteiliges über den Eichelhäher sagen. Der clevere Waldpolizist brachte sich nach Schichtende im forstlichen Kommissariat als Teamworker ebenfalls en. Foto: Siegbert Werner

Wie dieser unermüdliche Rammler es geschafft hat, die tierischen Kollegen zu motivieren, ihm (selbstlos?) unter die Pfoten zu greifen, bleibt sein Geheimnis. Sicher ist mal, diese befristeten Arbeitsverhältnisse kamen ohne Zutun unserer Job-Center zustande. Denn die sind, auch wenn die offizielle Bezeichnung Gegenteiliges suggeriert, nicht immer und unbedingt erfolgreich, Arbeitssu-chende tatsächlich zu fairen Konditionen in Lohn und Brot zu bringen. Und sei es nur für ein paar Tage. Und eine Kooperation mit Zeitarbeitsfirmen, diesen Sklavenhaltern der Moderne, schied für den prinzipientreuen Hakenschläger von vornherein aus. Eher hätte er auf dem Zahnfleisch gekaut.

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Meister Lampe hat ‚ne (Weiden-)Meise! Und was für eine. Aber ihm war bei der ganzen Plackerei jede Hilfe willkommen. Foto: Siegbert Werner

Egal, seine auf 400-Euro-Basis beschäftigten Aushilfskräfte haben erfolgreich ihren Teil dazu beige-tragen, dass die Osternester dann doch noch pünktlich gefüllt waren – natürlich ausschließlich mit fair gehandelten Schokosachen und Gagas von glücklichen Öko-Hühnern aus freilaufender Bodenhaltung. Sie sind vom Umtausch ausgeschlossen. Eventuelle Reklamationen werden nur unter Vorlage des Einlieferungsbelegs berücksichtigt.

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Hier hat der Azubi Mist gebaut. Typischer Anfängerfehler. Zwischen Eiern und Kiwis, auch „Chinesi-sche Stachelbeeere genannt, gibt es doch schon einige graduelle Unterschiede. Grafik: Artemtation

Dass es eben dieser Hase ist, der die Nester der Kinder bestück, hatte der Medizinprofessor Georg Franck von Franckenau im Jahr 1682 in seiner Abhandlung „De ovis paschalibus – von Oster-Eyern“ erstmals nachgewiesen – allerdings augenzwinkernd. Das Ganze sei „eine Fabel, die man Simpeln und Kindern aufbindet“. Da will ich gerne ein „Simpel“ sein, so lange in meiner kleinen, mit Moos komfortabel gepolsterten Outdoor-Koje am Morgen des Ostersonntags ein Smartphone oder ein Gutschein für einen Tandemsprung in Breitscheid liegt. Ist mir letztlich egal, wer ihn ausgestellt bzw. bezahlt hat. Und über den Klapperstorch, diesen alten Babyboomer, reden wir ein anderes Mal. Der war früher in Thüringen für die eiernde Logistik zuständig, während man diese Tätigkeit in Böhmen dem Hahn auf den Schnabel drücken zu können glaubte. In Teilen der Schweiz musste das der Kuckuck erledigen. Daher rührt vermutlich auch die Redewendung, „jemanden ein Kuckucksei ins Nest legen“. Ja und in Teilen Westfalens war der „Osterfuchs“ derjenige welcher. Aber der Reinecke hat sich inzwischen von dieser Tätigkeit distanziert, weil auch ihn, wie den Hasen, andere Probleme umtreiben. Er hat genug damit zu tun, all den Kugeln und Fallen aus dem Weg zu gehen, die ihm eine gewisse regulativ-sportiv gepolte Spezies Mensch zugedacht hat.
In diesem Sinne: Frohe Ostern!

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