Von Jürgen Heimann
Dank des Tracking-Tools beim Discounter meines Vertrauens weiß ich in etwa, woher Horst, der Hering, der da so appetitlich von Zwiebelringen umschmeichelt und in ölige Marinade gebettet auf meinem Teller liegt, kommt. Ich brauche online nur den auf der Verpackung aufgedruckten Code in das entsprechende Feld einzugeben, und schon wird klar, in welchen feuchten Gefilden der jetzt auf mundgerechte Einzelteile zurechtgestutzte Kerl einst seine übermütigen von Schwarmintelligenz geprägten Meeresbahnen gezogen und den letzten Japser getan hat: im Nordostatlantik bei Norwegen. Das sagt mir aber bereits die ebenfalls auf der Verpackung aufgedruckte FAO-Nummer 27. Und da die Verpackung auch das MSC-Siegel des “Marine Stewardship Council” trägt, darf sich’s der Verbraucher schmecken lassen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Sein Abendessen stammt schließlich aus einer nachhaltig bewirtschafteten Quelle. Aber die ist mitunter recht trübe.
Darüber, dass Kamerad Fisch mit Schlepp-, Ringwaden-, Umschließungs- und Hebenetzen aus den Fluten gezogen worden ist, wollen wir großzügig hinwegsehen. Aber freiwillig hüpfen diese Kerle ja sonst auch nicht auf die Planken. Da sind sie recht eigen. Man muss schon etwas nachhelfen. Und das geschieht täglich millionenfach. Das ist ja bei uns Menschen auch so. In diversen Netzstrümpfen hat sich schon mancher tolle Hecht verfangen.
Um unseren Appetit auf die Geschuppten zu stillen, gehen weltweit Millionen Boote auf Beutefang und/oder Raubzug, angefangen von der kleinen Piroge über den durchschnittlichen Kutter bis zu den schwimmenden Fabriken, XXL-Trawler mit integrierten Fertigungsstraßen zur Weiterverarbeitung. Zwei Millionen motorgetriebe Kähne sind für diesen Zweck registriert. Aber es dürften tatsächlich noch ein paar mehr sein. Global verdienen sich 43,5 Millionen Menschen als Fischer und Fischzüchter ihren Lebensunterhalt. Und die Techniken dabei werden immer ausgefeilter. Immer neue und verfeinerte, von modernster Sonar- und Satelliten-gestützter Ortungselektronik begleitete Fangmethoden kommen zum Einsatz. Und es wird getarnt, getrickst und getäuscht. „FAD’s“ sind ein probates Mittel. Das Kürzel steht für „Fish Aggregation Devices“. Bei diesen sogenannten „Fischsammlern“ handelt es sich um schwimmende Plattformen, die den Meeresbewohnern Schutz vorgaukeln und sie auf diese Weise in Scharen anlocken.
Der Atlantische Hering zählt mit einem Marktanteil von 20 Prozent neben dem Alaska-Seelachs zu den beliebtesten Speisefischen des deutschen Michels. Der aus ihm generierte Mops ist übrigens neben dem Igel das einzige Tier, das sich zusammenrollt. 160.548 Tonnen davon wurden nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung allein 2015 bei uns aus dem Wasser gelockt, verarbeitet und verputzt. Ob nun fangfrisch oder als Filet, als Marinade oder in Fischsalaten – geräuchert, gebraten oder in Konserven. Der “Clupea harengus” ist sowohl in der Ostsee (da allerdings weniger), in der Nordsee als auch im gesamten Nordatlantik zu finden – von Norwegen bis nach Grönland und sogar an der amerikanischen Ostküste. Vielleicht ist diese auch als “Silber des Meeres” bezeichnete Spezies aber nicht das beste Beispiel, um die wachsende Plünderung der Weltmeere aufzuzeigen. Zumal seine Bestände inzwischen wieder als gesund und stabil gelten. Eine Behauptung, die freilich nicht von allen Meeresbiologen geteilt wird.
Nicht nur dem Kabeljau geht es dreckig
In den 60-er und 70-er Jahren des vergangenen und hoffentlich nicht letzten Jahrhunderts war die Herings-Population schon mal fast völlig eingebrochen, was ja bekanntlich auch zu den “Kabeljaukriegen” zwischen Island und der EU führte. Apropos Jabbelkau, ähm, Kabeljau: Dem geht es wirklich dreckig. Die einst riesigen Bestände vor Neufundland und Westgrönland sind fast bis auf Null “abgeschmolzen”. Deshalb gilt der Dorsch als hochgradig bestandsgefährdet. Also, wenn einen ein solches und vielleicht dekorativ aufgehübschtes Exemplar aus der Tiefkühltheke des Supermarkts anlächelt, ob nun in Gänze oder in appetitliche Einzelteile filetiert, weitergehen! Finger weg! Das kommt uns nicht in den Einkaufswagen. Gilt auch für Seelachs, Rotbarsch, Heilbutt und Thunfisch. Die machen sich nämlich langsam auch ziemlich rar. Schollen ebenfalls. Wobei nicht jeder Bauer, der seine eigene liebt, automatisch ein begeisterter Fischesser sein muss. Andererseits: Sich in diesem Zusammenhang auf unseren großen Dichter Friedrich Schiller zu berufen, dessen Locken schließlich in fast allen Fischhandlungen feilgeboten werden, gilt nicht. Trägt die Nixe Schillerlocken, haut’s den Matjes von den Socken! Zu den dümmsten ihrer Art zählen übrigens die Sardinen. Weil sie in Büchsen krabbeln, sich selbst einschließen und dann auch noch den Schlüssel draußen liegen lassen.
Für sie und die Nordseegarnelen könnte es demnächst allerdings ebenfalls eng werden. Erstere, die grauen Krabben, werden nach dem Fang in der Regel zum Pulen nach Marokko gekarrt und dann quasi wieder reimportiert. Ein ökologischer Wahnsinn! Auch das mit dem Alaska-Seelachs ist eine zweischneidige Rückenflosse. Der wird gerne in Fischstäbchen, die einem dann schon mal zwischen den Zähnen gefrieren können, sowie in sogenannten “Schlemmerfilets” verwurstelt. Was davon aus China kommt, ist minderwertig, während die Bestände der Iwans auch ziemlich auf den Hund gekommen sind. Diese Fische werden auch “Pazifischer Pollack” genannt, was jetzt nichts mit den Polen zu tun hat. Die decken uns zwar auch eifrig mit Unterwassergetier ein, schreiben sich aber nur mit einem “L”. Vor ihnen rangieren als Haus- und Hauptlieferanten der Deutschen die Dänen, Norweger, Holländer und Chinesen.
Die Verbraucher sind verunsichert
Für den Verbraucher wird es zunehmend schwieriger zu entscheiden, was er noch bedenkenlos verzehren kann, ohne Gefahr zu laufen, den maritimen Kahlschlag zu beflügeln. Etwas Orientierungshilfe bietet da der Einkaufsratgeber von Greenpeace. Den Leitfaden der international operierenden Umweltorganisation gibt es hier:
Um die Thunfischdose im Supermarktregal sollte man generell einen großen Bogen machen. Gilt auch für den entsprechenden Belag auf der Pizza oder immer dann, wenn Teile der rohen Stachelflosser in kaltem, verklebten Reis und Algen verpackt als Sushi bzw. Sashimi serviert werden. Gerade der Sushi-Boom droht der Art den Rest zu geben. Die Bestände dieser Barschverwandten gehen dramatisch zurück. Und die Aufschrift “delfinfreundlich gefangen” ist ein Witz. Der entsprechende Aufkleber soll nur unser Gewissen beruhigen, und das in ganz anderer Hinsicht. Denn: Die als „Discard“ bezeichneten Beifänge, ob es sich nun um Tümmler, Schildkröten, Seevögel oder weiteres Meeresgetier handelt, sind dramatisch hoch. Die entsprechende Verlustrate wird auf 30 Millionen Tonnen pro Jahr geschätzt. Allein beim Dorschfang wandern 50 Prozent der Beute wieder zurück ins Meer, in der Regel aber nicht mehr lebend. Die meisten Fische sind aufgrund von Verletzungen oder der langen Zeit an der Luft bereits zum Sterben verurteilt. Eine gigantische Verschwendung von Leben, die lange Zeit als Kollateralschaden akzeptiert wurde.
Delfinfreundliche Dackel im Bett des Jägers
Aber mit Rücksicht auf ausgewiesene Sympathieträger wie Flipper und Co., die sich zu Tausenden in den Thunnetzen verfangen, wird seit 2011 das Label “Dolphin Safe” vergeben, und zwar an solche Fischereien, die auf Treibnetze verzichten und garantieren, während der Thunfischjagd (nebenbei) keine dieser Meeressäuger mehr zu hetzen, einzukesseln, zu verletzen oder zu töten. Dieses “Zertifikat” gibt’s aber schon, wenn der Kapitän des Fischtrawlers bei den Fußnägeln seiner Schwiegermutter schwört und durch Unterschrift bestätigt, keinen Zahnwal mit gefangen zu haben. Oder er hat ihm vielleicht auch ganz freundlich zugelächelt, als er dessen Kadaver zurück ins Meer beförderte.
Und was heißt denn überhaupt “delfinfreundlich”? Davon hat der Thunfisch ja auch nix. Das ist wie mit dem tierfreundlichen Jäger. Dadurch, dass der Nimrod seinem Dackel erlaubt, mit ihm im selben Bett zu schlafen, erhöhen sich die Überlebenschancen der Hasen draußen im Revier ja auch nicht.
Pro Nase kommen in Deutschland jährlich 17 Kilo Fisch auf den Tisch
Der Verbrauch an Fisch in Deutschland belief sich 2015 auf 17 Kilogramm pro Nase. Rund neun Prozent davon kamen als Frischfisch auf den Markt, 29 Prozent wurden tiefgekühlt ausgeliefert, ein Viertel zu Konserven verarbeitet und elf Prozent geräuchert. 167 Millionen Tonnen an Meeresfrüchten wurden 2016 nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen weltweit angelandet. In dieser Zahl sind die aus Aquakulturen entnommenen Nemos bereits enthalten. Diese riesigen, künstlichen Fischzuchtfarmen sind das maritime Gegenstück zur Massentierhaltung auf dem Lande. Wir reden hier nicht von den idyllischen binnenländischen Karpfenteichen und Forellenhöfen, sondern von den Megafabriken an afrikanischen, asiatischen oder südamerikanischen Küsten. Diese verursachen riesige Umweltschäden dadurch, dass sie Chemikalien, Nahrungsreste, Fischkot und Antibiotika aus den offenen Netzkäfigen in die Flüsse und Meere einleiten.
Aquafarmen als große Unterwasser-KZ’s
Ja, und um die Insassen dieser Unterwasser-KZ’s satt zu bekommen und sie binnen kürzester Zeit auf ihr im Business- und Wirtschaftsplan hinterlegtes Schlachtgewicht zu pushen, muss wiederum zusätzlich Wildfisch gefangen und zugefüttert werden. Und das nicht zu knapp. Bei Zucht-Thunfischen sind es Makrelen, der europäische Meeresfisch des Jahres 1999. Und der pfeift, was seinen Bestand angeht, deshalb vielerorts schon auf der letzten Kieme. Alternativ tun es aber auch durch Seuchen verendete Artgenossen, die, fein zerrieben, dem Futter beigemengt werden
Nach Angaben der EU-Kommission gelten inzwischen 63 Prozent des Atlantiks und sogar 82 Prozent des Mittelmeeres als überfischt. In den anderen Salzwasser-Tümpeln dieser Welt sieht es nicht besser aus. Die sind nach Angaben aus in der Regel gut desinformierten Kreisen wie der Welternährungsorganisation schon zu 80 Prozent leer. Dennoch werden zehn Millionen Tonnen gefangener und getöteter Fische jährlich zurück ins Meer geworfen, weil sie entweder zu klein oder gerade nicht “in” sind bzw. der falschen Art entstammen und deshalb nicht die Profiterwartungen erfüllen würden. Das haben Forscher der Initiative “Sea Around” der University of British Columbia ermittelt. Eine riesige Verschwendung. Die Menge würde ausreichen, um 4.500 olympische Schwimmbecken bis zum Rand zu füllen.
Unser Verlangen nach Fisch übersteigt die Belastungsgrenzen des meergestützten Ökosystems bei weitem – mit katastrophalen Folgen, nicht nur für die Ozeane. Das sind höchst sensible Ökosysteme, die mehr und mehr kippen. Was man daran erkennt, dass ihre Bewohner immer häufiger das Rückenschwimmen üben. Und der ambitionierte Hochseeangler nutzt inzwischen als Köder Glühwürmchen, weil man/fisch die in der dreckigen Brühe besser sieht. Während der Genosse unter Wasser oft viel zu spät realisiert, dass die Sache einen Haken hatte. “Mit gehangen, mit gefangen“, entschuldigt sich dann der leuchtende Köder.
Wenn das so weiter geht, ist spätestens 2050 Schluss mit lustig. Das befürchtet zumindest Greenpeace. Dann herrscht auf dem Meeresboden so viel Betrieb wie bei einer Pressekonferenz von Christian Lindner. Am besten mal bei Google gucken, wer das nun wieder ist. Dann gibt’s das Matjes-Filet bei Lidl, Aldi und Co. auch nicht mehr für 1,48 in der 236-Gramm-Packung, sondern wird in Gold aufgewogen oder geht zu Lasten der eigenen Altersversorgung. Erschwerend hinzu kommt, dass viele Staaten und auch die EU ihre Fangflotten noch subventionieren, die sich dann an von der Heimat weit entfernten Gestanden die Schifssnäuche vollschlagen und den Menschen dort die Ressourcen plündern. Was global betrachtet letztlich nichts anderes ist, als würde ich dem Einbrecher, der meine Hütte ausraubt, noch die Fahrkosten erstatten. Ein ungeschöntes Bild der Situation zeichnet diese Videodokumentation:
Lautlose Schreie: Vom Leid der Schuppenknechte
Auch wenn‘s vielleicht nicht so appetitanregend ist – diesen Aspekt sollte man auch nicht aus den (Fisch)Augen verlieren: Die Schuppenknechte leiden nämlich, wenn sie gefangen und getötet werden. Egal, ob sie nun mit Haken oder Netzen überlistet werden, diese Kiemen-Vertebraten empfinden Angst, wie, was nachgewiesen ist, ihre erhöhte Herz- und Atemfrequenz während dieses Vorgangs zeigt. Sie werden in riesigen, dem berüchtigten „Hamburger Kessel“ nicht unähnlichen Schleppnetzen zusammengequetscht. Die Tierrechtsorganisation PETA sagt: “Wenn die Tiere aus den Meerestiefen heraufgezogen werden, erleiden sie eine qualvolle Druckverminderung. Oft zerreißt durch den enormen Innendruck ihre Schwimmblase, die Augen treten aus den Höhlen und der Magen wird ihnen aus dem Mund herausgepresst. Dann werden sie an Bord geworfen, wo viele langsam und qualvoll ersticken”. Viele Fische sind noch am Leben, wenn ihnen Hals und Bauch aufgeschnitten werden. Wer jetzt Lust auf eine leckere Pfeffermakrele bekommen hat, sollte vielleicht doch mal (s)einen Arzt konsultieren. Und vielleicht gibt’s ja auch bei Ratiopharm ein hochwirksames Gegenmittel.
Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen
Kleinere Fische wie Flundern werden nach dem Fang gewöhnlich auf zerhacktes Eis gekippt. Das soll ja den Stoffwechsel und die Durchblutung anregen, hat aber hier wohl andere Gründe. Die meisten dieser tierischen Aquanauten ersticken oder werden von der nachfolgenden Lage zerquetscht. Größere Vertreter aus der zappelnden Beute wie Dorsche und Schellfische spießt die Crew mit kurzen, Stachel besetzten Stangen auf und wirft dabei Dorsche hierhin, Schellfische dahin, Gelbschwänze dorthin. Ordnung muss schließlich sein. Dann wird den glibberig-glitschigen Nahrungslieferanten oft noch bei lebendigem Leibe selbiger aufgeschnitten, während die nicht erwünschten Exemplare, der “Beifang”, der manchmal den Großteil des Fangs ausmacht, über Bord geworfen werden, oft mit Mistgabeln. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen. Wären Fische nicht stumm, sondern könnten ihren Schmerz herausschreien, würde das an ein Konzert der Fischer-Chöre erinnern, mit dem (leider schon verstorbenen Bariton-Star) Dietrich Fischer-Dieskau als Solist: Fisherman & Friends müssten sich Ohropax einstöpseln oder wahlweise Kopfhörer mit integriertem mp3-Player tragen. Dort wird dann Wagner-Richies „Götterdämmerung“ eingespielt oder alternativ „C’era una volta il West“ von Ennio Morricone. Auf Deutsch ist der Titel als „Spiel mir das Lied vom Tod“ bekannt.
Wenn Bio-Hühner zur Marlboro greifen
Aber was kann sich unsereins denn überhaupt noch guten Gewissens zwischen Ober- und Unterkiefer schieben? Das ist die Hänselfrage. Über die schreckliche Massentierhaltung, die den größten Anteil des von uns konsumierten und mit Wachstumshormonen und Antibiotika gewürzten Fleisches generiert, brauchen wir nicht zu reden. Antibiotika-resistente MRSA-Keime im Schweine- und Grillfleisch, Pferd, das als Gulasch wiehert und unter die Bolognese und Tortelloni galoppiert ist, Hepatitis-E-Viren in Mett- und kurzgereiften Rohwürsten, Dioxin- und PCB-verseuchtes Gammelekelfleisch – die Liste lässt unseren Blick schon einmal länger auf dem Salat- und Gemüsebeet verweilen und macht uns für vegetarisches Gedankengut empfänglich. Nix geht schließlich über eine blühende Phantasie. Auf Russisch heißt Vegetarier übrigens “Mooskau”. Was ist besser? Wurstfinger oder Knoblauchzehen? Hungerstreik oder Protestessen? Ja und da wäre dann auch noch die „bovine spongiforme Enzephalopathie“, die nach der großen Krise Mitte der 90er Jahre auch heute immer mal wieder irgendwo aufpoppt. Wir kennen die Geißel als „BSE“. Aus Angst, sich durch bloßes Sitzen oder Liegen mit Rinderwahnsinn anzustecken, hat unser Nachbar sämtliche Ledersofas ausgemustert und durch Rattanmöbel ersetzt. Die sind zwar nicht so bequem, dafür fühlt sich der Mann aber jetzt vor einer Heimsuchung durch Creutzfeldt-Jakob sicher. Selbst Bio-Eier können es in sich haben. In selbigen wurde und wird schon mal Nikotin nachgewiesen. Da fragt man sich, welcher Idiot den verfickten Hühnern da wohl Marlboro-Kippen angedreht hat.
Vielseitig: Garnelen als Penicillinzäpfchen
Während bei frommen Kannibalen inzwischen freitags nur Gärtner oder Fischer auf den Tisch kommen, ist der Pragmatismus vieler Katholiken, das Fastengebot dahingehend zu interpretieren, an diesen Tagen kein Fleisch zu mampfen und stattdessen auf Fisch auszuweichen, auch keine Lösung. Der Ansatz zu einer solchen wäre aber, sich die Grätenheinis nur alle vier Wochen auf den Teller zu laden. Weniger wäre in diesem Falle nämlich Meer bzw. mehr. Wenn ein solches Beispiel Schule machen würde, könnte das die Situation in den Ozeanen schon mal wesentlich entkrampfen. Auch wenn es in finaler Konsequenz für James Pond, Wanda, Blinky, Marlin und Co. eigentlich unerheblich ist, ob sie von Katholen, Lutheranern, Hindus, Sonnenanbetern oder den Jüngern von Rongo, des neuseeländischen Māori-Gottes der angebauten Nahrung, verspeist werden. Die Menge macht’s.
Der olle Paracelsus (1491 – 1543), ein berühmter Arzt, Alchimist und Philosoph aus dem Eidgenössischen, hatte ja so ganz Unrecht nicht, als er in einem anderen Kontext darlegte, dass es halt immer auf die richtige Dosis ankomme. Er sprach eigentlich von Giften. Aber ganz frei von selbigen sind ja auch die Meeresbewohner, auf denen wir so gerne und verzückt herumkauen, nicht. Ein flüssiges, weißes, auch in Fieberthermometern eingesetztes Schwermetall gehört fast schon zu ihrer Grundausstattung. Daher rührt auch die Redewendung, man sei so gesund wie ein Fisch im Wasser – und hätte halt nur eine Quecksilbervergiftung.
Aber daneben darf es durchaus auch schon mal bromiertes Flammschutzmittel oder polychloriertes Biphenylen sein. Da fallen die paar perfluorierten Tenside doch kaum ins Gewicht. Noch dicker kommt es bei ehemaligen Bewohnern der großen Fischzuchtfarmen. Dort werden Chemikalien und Antibiotika so massiv eingesetzt, dass eine südchilenische Durchschnittsgarnele gegen Vorlage eines entsprechenden Rezeptes auch als Penicillinzäpfchen zu gebrauchen wäre. In diesem Falle empfiehlt der Apotheker eine rektale Einnahme….