Von Jürgen Heimann
Eine Zeitung, ob international, überregional oder regional verortet, sollte objektiv und nach bestem Wissen und Gewissen über Ereignisse in ihrem Verbreitungsgebiet berichten. Auch über solche, die ihr bzw. den Kollegen der schreibenden Zunft vielleicht nicht so angenehm sind, nicht ins Konzept oder das eigene Weltbild passen. Ist eigentlich ein allgemein akzeptierter Grundsatz, der hin und wieder, eigentlich regelmäßig, von der Springer-Presse mit ihrem Kampagnen-Journalismus mit Füßen getreten wird. Spielt aktuell hier bei uns in Eschenburg aber eher eine untergeordnete Rolle, aber möglicherweise haben wir es ja mit einer Spielart davon zu tun.
Momentan ist es so, dass eine kleine, nur aus fünf Haushalten bestehende Bürgerinitiative („Unterm Klein-Loh Hirzenhain“) versucht, sich gegen die überzogenen Ausbaupläne der Gemeinde Eschenburg zu wehren. Die Verwaltung möchte die kleine, unbedeutende, nur 280 Meter lange und täglich von allenfalls vier Automobilen genutzte Anliegerstraße zu einer Art Stadtautobahn ausbauen, fünf Meter breit mit Gehweg inklusive. Dabei werden dort allenfalls zu Weihnachten (oder Ostern) einmal ein oder zwei verlorene und einsame Fußgänger gesichtet, die ihre Verwandten dort besuchen wollen. Letzten Pfingsten war es einer.
Bis zu 45.000 Euro sollen die Anwohner für dieses Projekt an Ausbaubeiträgen auf den Tisch des Rathauses blättern. Dass sie das nicht so ohne weiteres akzeptieren, weil sie sich und ihre Kindeskinder dadurch hoch verschulden müssten, müsste auch dem vernagelsten Schlaumeier, Besserwisser, Neunmalklugen oder Verschwörungstheoretiker bewusst und klar sein. Aber egal.
Legitimes Recht der Betroffenen ist es, gegen solche Pläne zu opponieren. Sie haben das mit Eingaben, Anträgen, Aufforderungen und guten Worten getan. Das Resultat ähnelte in etwa dem, als würde Hermine M. aus der Hirzenhainer Rehgasse dem Gemeindebullen, den es heute ja nicht mehr gibt, ins Gehörn petzen. Reaktion: Null!
Weil das so ist, hatte die BI für Samstag, den 3. September 2022, eine Vortrags- und Informationsveranstaltung im Hirzenhainer DGH organisiert. Für die sie Willi Heß aus Heuchelheim, einen der profundesten Kenner des Themas „Straßenausbaubeiträge“ hatte gewinnen können. Heß ist Gründungsmitglied der landesweit agierenden Interessengemeinschaft zur Abschaffung eben dieser Beiträge und las den Verantwortlichen der Eschenburger Gemeindeverwaltung zwei Stunden lang nach allen Regeln der Kunst die Leviten. Und belegte seine Ausführungen u.a. mit zahlreichen Verwaltungsgerichts- und Grundsatzurteilen.
Allerdings verhallte das fast gänzlich. Erschienen waren gerade mal zwei Ortsparlamentarier. Unter ihnen der amtierende Vorsitzende der Gemeindevertretung, Hans-Otto Hermann, und CDU-Bürgermeisterkandidat Markus Neitz. Ersterer bezog Stellung und blieb, wie auch der dritte Bgm-Kandidat Jury Basarov, bis zuletzt, um mit den Betroffenen zu reden; der Eibelshäuser Nabu-Sprecher hingegen hüllte sich in Schweigen und war nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung ziemlich schnell wieder mit seinem SUV verschwunden. War wohl nur ein Pflicht-Wahlkampftermin für ihn. Aber eher ein verunglückter.
Der Bürgermeister und sein Bauamtsleiter (Alles Müller, oder was?) waren natürlich nicht erschienen. Sie scheuten offenbar den Konflikt und die Bloßstellung. Kann man irgendwie auch verstehen. Aber den beiden Volksvertretern vor Ort mögen die Ohren geklungen haben; einer von ihnen hatte sogar feuchte Augen, wenn ich das richtig beobachtet habe.
Was man in diesem Zusammenhang nicht nachvollziehen und begreifen kann, ist die Strategie und das Vorgehen unserer doch so überaus geschätzten, innovativen und investigativen Heimatzeitung. Das ist ja inzwischen bei uns im nördlichen Kreisgebiet die DILL-Zeitung, die aber, seit sie bei der VRM-Verlagsgruppe in Mainz angesiedelt ist, alle Ideale und Ansprüche an eine neutrale Berichterstattung aufgegeben und geopfert hat, zu Gunsten an eine fragwürdige Anbiederung an die, die das Sagen in den Rathäusern und Verwaltungen haben. Die Kollegen Redakteure scheinen auf deren Wohlwollen angewiesen und handeln entsprechend. Dadurch wird natürlich das komplette Medium hier vor Ort völlig unglaubwürdig. Braucht man so etwas noch? Mehr als 50 EUR Abo-Gebühr, wo für die meisten der Bezieher die Artikel auf den letzten Seiten, die mit den schwarzen Rändern, längst viel wichtiger geworden sind. Und dass die Landfrauen aus Uckersdorf den Duisburger Zoo besucht haben, will hier in unserer Gemeinde mit den „echten Perspektiven“ so genau auch keiner wissen. Immer mehr Menschen in der Region sehen das inzwischen genauso.
Man hat das trefflich im Rahmen der Bürgermeisterkandidaten-Vorstellung in der Wissenbacher Mehrzweckhalle beobachten können. Die Gastgeber, also die Redaktions-Vertreter der Dill-Zeitung, (und/oder die des weit von uns und den hier lebenden Menschen entfernten Mainzer VRM-Verlagshauses), inszenierten sich als Förderer des innergemeindlichen Diskurses. Sie gaben sich „staatstragend“, signalisierten Verständnis für die unterschiedlichsten Strömungen innerhalb der Eschenburger Bevölkerung und lobten sich selbst überschwänglich dafür, dass sie diese Veranstaltung anberaumt hatten.
Sie schritten aber nur halbherzig ein, als der Eibelshäuser Ortsvorsteher den Wissenbacher Kandidaten mit dem ach so verdächtigen „russischen“ Nachnamen in einer ziemlich diffamierenden Art anging und versuchte, diesen bloß zu stellen. Der Mann, nicht der Kandidat, heißt übrigens Gerd Müller. Im Vergleich zu dem leider schon verstorbenen „Bomber der Nation“ fehlt es ihm allerdings an (intellektueller) Schusskraft und an Torinstinkt. Eben weil seine Pässe immer weit neben dem Netz einschlagen. (Der „Alles Müller oder was“ aus dem gemeindlichen Bauamt soll mit dem seinem Nachnamens-Vetter aber weder verwandt noch verschwägert sein).
Eine Frage pro Besucher an einen Kandidaten war gestattet. Der Ortsvorsteher feuerte aber gleich ein ganzes Feuerwerk an solchen ab. Gut, da waren auch ein paar Blindgänger darunter. Trotzdem. Ober Herr Bazarov, bevor er in den Fachbereich Zentrale Dienste/Finanzen der Gemeinde Neunkirchen im Siegerland wechselte, von seinem bisherigen Arbeitgeber, der Gemeinde Sinn, nicht vielleicht gebeten/aufgefordert worden sei, zu gehen, wollte der CDU-Mann scheinheilig wissen.
Leute! So können und dürfen wir nicht miteinander umgehen. Das müssen sich auch gewählte und verunglückte Ortspolitiker wie der aus Eibelshausen, der im er so gern auf die Hauberge blickt, mal ins Stammbuch schreiben lassen! Damit hat sich der Mann selbst und seinem Amt, das er bekleidet, sicherlich keinen guten Dienst erwiesen. Setzten! Sechs. Klassenziel nicht erreicht!
Lange Rede, gar kein Sinn: Standortwechsel. Drei Tage zurück: Der im Redakteurs-Rang stehende Kollege, der sich an besagtem 3. September über zwei Stunden lang im Hirzenhainer Dorfgemeinschaftshaus eifrig Notizen machte, sah sich in Folge nicht in der Lage, auch nur eine Zeile davon zu Papier zu bringen und zu veröffentlichen. Gut, vielleicht hatte er die doch ziemlich komplexe Materie nicht (ganz) verstanden. War eventuell, weil mit dem Rad auf die HIrzenhainer Höhe (550 Meter über Meeresspiegel) gestrampelt, etwas ausgelaugt. Kann ja durchaus sein. Vielleicht hatte er aber auch Heuschnupfen, der ihn in Folge ins Bette zwang. Würde ich auch akzeptieren. Aber wahrscheinlicher ist eine ganz andere Theorie. Er, „fr“, oder halt dessen Chefredakteur/Verlag, wollten durch eine (kritische oder auch nur neutrale) Berichterstattung nicht die Wiederwahl des um eine weitere Amtszeit bangenden Bürgermeisters Götz Konrad gefährden. Der nämlich hatte in der besagten Darstellung des Referenten die schwächste Figur abgegeben. Schlimmer ging’s nimmer! Das sollte wohl so aber nicht nach außen dringen.
Nachfragen an den ambitionierten Kollegen wurden mit einem „Ist noch in Arbeit“, oder in Folge überhaupt nicht mehr beantwortet. Die Bürgermeisterwahl stand eine Woche später nach der Vortragsveranstaltung, am 11. September an. Der Titelverteidiger konnte sie letztlich mit einem alles doch beschämenden Resultat gerade noch mal für sich entscheiden. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Bericht über den Straßenbeitrags-Vortrag immer noch nicht erschienen. Und bis heute, Stand 18. September, auch noch nicht. Jungs, wir waren früher ein klein wenig tagesaktueller.
Lieber Kollege, jetzt kannst Du Deinen Bericht, sofern Du ihn inzwischen fertig haben solltest, doch ruhig veröffentlichen. Er schadet Deinem umstrittenen „Helden“ jetzt nicht mehr. Hätte es noch eines Beweises bedurft, wie uns die hiesige Lokalpresse, Heimatzeitung genannt, manipuliert, wie sie uns – das sind jetzt nicht unbedingt nur die seit Jahrzehnten treuen, aber zunehmend dahinschwindenden Abonnenten – für dumm verkauf, hier ist er! Wie sie versucht, unsere Meinung zu beeinflussen und zu steuern. Wie sie uns viele, wichtige Informationen vorenthält, um ihren Protegés zu schmeicheln. Vielleicht wäre der ganze Vorgang ja auch ein Thema für den Deutschen Presserat. Schaun mer mal!