Die ausgeklügelte anatomische Funktionalität eines Frosches hat sich einem Schiller zeitlebens nicht richtig erschlossen. „Doch find ich die hintern Füße um vieles zu lang und die vorderen zu kurz“ schrieb der Dichterfürst in einem seiner Xenien. Kermit aus der Muppet-Show hingegen, neben dem Kollegen von Erdal und dem Silvester-Knallfrosch der berühmteste seiner Art, hatte schon frühzeitig erkannt: „Ein Frosch ohne Humor ist nur ein kleiner grüner Haufen“. Grün sind jene, die sich in diesen Tagen an vielen Tümpeln und versumpften Seen zum Gruppensex eingefunden haben, nicht, sich selbst allerdings schon. Und sie brauchen auch nicht zwingend Humor, dafür aber Ausdauer.
Ob es sich um den Grimm’schen Froschkönig handelt, oder halt um seine Frosch-Queen, einen verkappten Prinzen oder eine getarnte Prinzessin, lässt sich nur schwer sagen. Aber egal: Lieber einen Frosch im Tümpel als einen im Hals. (Auch wenn der der Storch das anders sieht). Sowohl die gekrönten Häupter dieser Lurchenart, als auch ihre Untertanen haben derzeit alle Schenkel voll zu tun. Das jeweils zeitig im März beginnende Fortpflanzungsgeschäft ist in vollem Gange. Der hier zu Lande weit verbreitete Grasfrosch hat an und in seinen angestammten Laichgewässern Position bezogen und sorgt für Nachwuchs. Ein intensives, Kräfte zehrendes Unterfangen, das sich auf nur wenige Tage verdichtet und konzentriert. Deshalb spricht man hier auch von „Explosivlaichern“.
Huckepack in den 7. Himmel
Der Akt an und für sich kann sich hinziehen, über Stunden, über Tage. Da sind diese Tiere ziemlich ausdauernd. Das kleinere Männchen klammert sich zu diesem Zweck unter den Achseln von Mama fest. Die Eier besamt der rücklings aufsitzende Galan dann unmittelbar nach der Ablage außerhalb des Körpers. Seine kräftig ausgeprägten Vorderbeine kommen ihm beim Festhalten zupasse. Die Tiere, auch Tau- oder Märzfrosch genannt, sind, was den Schauplatz des Schäferstündchen angeht, ziemlich ortstreu. Heißt: Sie kehren zur Paarung meist an dasselbe Gewässer zurück. Doch Vorsicht: Das wissen auch ihre Feinde, seien es Kraniche, Reiher, Störche, Bussarde, Waldkäuze, Igel, Rabenkrähen oder Iltisse. Und sie warten bereits.
Die Laichballen, die zwischen 700 bis 4400 Eier aufweisen können, stehen hingegen bei Enten, Fischen und Molchen hoch im Kurs und auf dem Speiseplan. Wer es unter den angehenden Fröschen bis zur Kaulquappe schafft, muss sich vor dem Gelbrandkäfer und seinen gefräßigen Larven in Acht nehmen, während kleine Jungfrösche selbst Bachstelzen, Amseln und Laufkäfer fürchten sollten. Erwachsen zu werden ist halt auch bei diesen Amphibien nicht ganz einfach – und vor allem nicht ungefährlich. Sie selbst ernähren sich von Würmern, Schnecken und Gliederfüßlern.
Den Spitznamen „Stummer Frosch“ hat der Grasfrosch weg, weil seine Paarungsrufe gemessen an denen der Vettern recht dezent und verhalten ausfallen. Sie ähneln einem dumpfen Brummen oder Knurren, das im Chor schon recht beeindruckend ist, jedoch in der Geräuschkulisse der Umgebung etwas untergeht. Meist ist „Er“ auch etwas früher am vereinbarten Treffpunkt und muss auf „Sie“ warten. Wie bei den Menschen…..