Von Jürgen Heimann
Die Hirzenhainer und die Lixfelder – zwischen beiden Orten liegen Welten und zwei historische Grenzverläufe. Und sie schenken sich gegenseitig ja nix. Ob Hessen auf der einen, ob Nassauer auf der anderen Seite, wenn es um die unsinnigsten Verkehrslösungen geht (und wir reden jetzt nicht von solchen des Geschlechtsverkehrs), liefern sich die Ortsteil-Eschenburger und die Ortsteil-Angelburger ein dichtes und knappes Kopf-an-Kopf-Rennen.
Seit einigen Monaten ragt auf der Lixfelder Straße am Ortsausgang in Fahrtrichtung HiHai ein betoniertes und mit rot-weiß-lackierten Pfosten gesichertes Eiland in den öffentlichen Verkehrsraum, dessen Sinn und Zweck sich vielen Automobilisten und Zweirad-Lenkern, aber auch vielen Fußgängern, auf Anhieb nicht erschließt. Wer sich das (in welcher Amtsstube) auch immer er- und ausgedacht hat, muss während des Planungsprozesses heimlich (oder mit Billigung des Rathaus-Chefs) ein ganz gefährliches Kraut geraucht haben. (Zu Risiken und Nebenwirkungen fressen Sie die Packungsbeilage oder bekotzen ihren Arzt und/oder Apotheker!) Aber den Stoff, den die sich da reingezogen haben, den hätte ich, ehrlich gesagt, auch mal ganz gern ausprobiert. Nach vollzogenem und erfolgreichem Inhalieren erschließen sich einem da bestimmt ganz neue Welten, Perspektiven und Horizonte.
Experten, selbsternannte und tatsächliche, haben schon nächtelang darüber gegrübelt, getrunken und philosophiert, wozu diese weit und breit einzigartige Einrichtung gut sein soll. Bislang sind sie zu keinem schlüssigen Ergebnis gekommen. Die Insel, ein echter Prototyp, hemmt den Verkehrsfluss, das sei zugegeben, und bremst die Bleifuß-Fraktion in ihrem Tempo-Wahn nachhaltig aus. Aber was, who the fuck, soll das verkorkste Ding sonst noch bezwecken? Bewohnern des darüber liegenden Wohngebiets einen sorgenfreien, sicheren Zugang auf die Straße ermöglichen? Eine Schutz- und Ruhe-Zone für Rolli- und Rollator-Piloten? Oder will man nur verhindern, das Skeleton-Weltmeisterin Tina Hermann aus Hirzenhain bei entsprechender Wetterlage dort auf der Steilstrecke für Olympia trainiert? Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung. Viele andere auch nicht.
Vielleicht sollte man dieses geniale Konstrukt mal in „Verstehen Sie Spaß?“ vorstellen. Da könnte Barbara Schöneberger bäuchlings auf einem BobbyCar den Hügel hinunterpesen, während die versteckte Kamera festhält, wie den Zeugen des Geschehens die Gesichtszüge entgleisen und ihnen alle Kraft von den Backen fällt.
Gut (oder auch nicht gut), die Eschenburger Verkehrsstrategen sind in dieser Beziehung auch ziemlich effektiv und locker drauf. Die denken jedenfalls mit, was ja heute in den Rathäusern auch nicht mehr überall selbstverständlich ist. Der neueste Geniestreich der Götz-Konrad-Administration: Eine Doppel-Barriere am Beginn des Trampelpfades, der sich, beginnend am westlichen Ende der Johannesgasse, bergan in Richtung Poststraße schlängelt. Ein neuralgischer Gefahrenpunkt, Hochrisiko-Terrain.
Die Strecke wird vermutlich, was ich aber noch nicht aus eigener, unmittelbarer Anschauung erlebt habe, von Panzerfahrern als Trainingsgelände missbraucht; da quetschen sich wohl auch imposante, tonnenschwere Mähdrescher und Traktoren durch und stören mit ihrem ohrenbetäubenden Gebrumm die Mittags- und Abendruhe der erholungsbedürftigen Anwohner. Und Moto-Crosser und Moped-Freaks drehen am Gasgriff ihrer Feuerstühle, dass die Auspuffe glühen.
Aber dem hat jetzt die Gemeinde Eschenburg erfolgreich einen Riegel vorgeschoben. Mit dem Ergebnis, dass sich Fußgänger, sofern sie die Wampe einziehen, hier gerade noch durch das Sperrgitter mogeln und durchquetschen können, Muttis mit einem Doppel-/Tandem-Kinderwagen, wie sie ja bei fortpflanzungs- affinen Kinderreichen inzwischen immer mehr in Mode kommen, jedoch nicht. Die müssen halt jetzt einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Und für spätheimkehrende Besucher der nahegelegenen Motoradclub-Kneipe ist der Schleichweg inzwischen zu nächtlicher Stunde ebenfalls eine Gefahren-behaftete Abkürzung. „Kniebrecher“ nennt man so etwas glaube ich.
Was kommt als Nächstes? Man könnte beispielsweise entlang des Verbindungsweges zwischen Hirzenhain-Ort und -Bahnhof eine Überquerungshilfe für Kröten auf dem Weg zum Laichgewässer im Gansbach installieren. Oder man legt am unbefestigten Abzweig zum Clubheim des Schutz- und Gebrauchshundevereins weiter südwärts einen Kreisverkehr an, auf und in dem sich die Straßennutzer schwindelig drehen können. Vielleicht an der Einmündung Finkenweg eine Überführung, auf der Gassi-gehende Wuffi-Besitzer gefahrlos die stark frequentierte Piste überqueren können, um auf der anderen Seite im Nirgendwo zu landen. Geht mit etwas planerischer Phantasie alles. Ich bin’s gespannt.