Von Jürgen Heimann
Irgendwie hat das diese/letzte Woche bei mir mit keinem einzigen Termin so richtig hingehauen. Da sind so gut wie alle Dates geplatzt. Und wer war dran schuld? Der Götz, unser Bürschermeister. Das war definitiv das letzte Mal, dass ich mich auf dessen Veranstaltungs-Tipps verlassen habe. Dem Mann glaube ich in dieser Hinsicht kein Wort mehr. Als treuer und aufmerksamer Leser der Eschenburger Wochenzeitung, die gemäß Untertitel „echte Perspektiven“ bietet – vielleicht bezieht sich das mit den Perspektiven aber auch weniger auf das Mitteilungsblatt als solches denn auf die pulsierende Gemeinde Eschenburg im Besonderen, hätte ich eigentlich stutzig werden müssen. Denn was da auf Seite 2 der Ausgabe Nr. 45/2015 unter der Rubrik „Aus dem Rathaus wird berichtet“ an Event-Highlights gelistet war, las sich spannend – ganz im Gegensatz zu dem, was sonst aus diesem Haus nach draußen dringt – und offenbarte sich als Spiegelbild prallen kommunalen Lebens. Hier bei uns ist richtig was los „uff de Gass“ – auch wenn das in diesem aktuellen Fall streng genommen irgendwie nicht so richtig in die (Jahres-)Zeit passen wollte. Einer Jahreszeit, in der der Gemeindevorstand schon mal Überlegungen angestellt hatte, ob er nicht neben schwarzen, blauen und braunen Mülltonnen eben auch weiße Behälter an die Einwohner austeilen soll, damit diese die erwarteten Schneemassen besser entsorgen könnten. Dieses Rundscheiben hatten viele Hirzenhainer im Zuge der dann doch nicht realisierten Maßnahme erhalten:
Der Hessenschau war diese pragmatische, unkonventionelle Überlegung unseres ideenreichen Rathauschefs damals auch einen Beitrag wert:
Bei uns im Vorhof des Dietzhölztaler Outbacks gingen die Chronographen immer schon etwas anders. Und wenn‘s von der Kirchturmuhr Zwölfe schlägt, muss ja nicht zwangsläufig Lunch-Time sein. Grillhähnchen aus dem mobilen Gaumenschmaus-Tourbus gibt es vis-à-vis des betagten Sakraltempels sowieso an jedem dritten Dienstag des Monats ganztägig. Da kann man die Kirchturmuhr nach stellen. Die plakative Reklametafel an der Kirchtreppe, die von kommenden Gourmetfreuden kündet, sieht in diesem Kontext Sch.. aus. Aber solange das den Pfarrer und die Gottesdienstbesucher nicht stört… Und bei Fototerminen nach Trauungen hat das Schild als Kulissenelement seine Bewährungsprobe längst bestanden. Passt schon. Gut, dass es eigentlich „Frisch aus dem Grillmobil“ anstatt „vom Grillmobil“ heißen muss, steht auf einem anderen Dudenblatt…
Und nicht immer ist die Urlaubsvertretung des netten, vom Bosporus stammenden Hühnerhabichts hinter dem Tresen appetitlich anzuschauen, zumal das (Glas-)Auge ja mitisst. Aber da soll sich die Gewerbeaufsicht drum kümmern. Davon abgesehen bleiben die so gerösteten Gummiadler unseren uns in Frieden und Respekt verbundenen Eibelshäuser Nachbarn auch nicht erspart. Auf dem Parkplatz des dortigen Edeka-Marktes machen die Geflügelspezialisten, die ihr Portfolio dem Slogan „Ente gut, alles gut“ entsprechend inzwischen innovativ erweitert haben, ja auch regelmäßig Station. Eine kostenlose App, die verrät, wo und wann die Broiler-Schubecks jeweils die Flitten spreizen, gibt’ s inzwischen auch. Die lesen einem jeden Wunsch von den Augen ab. Nichts ist Toyota. Den Wunsch nach rohem Fisch in Fahrradschläuchen konterte der freundliche Hendl-Ortsgruppenleiter unlängst mit der Gegenfrage nach der Reifengröße. Hallo?
Zurück zu den Ausgeh-Tipps unseres Ortsoberhauptes. Die erste große Enttäuschung schon gleich am Monatsanfang. Die Fußballdorfmeisterschaften des SSV Wissenbach am 3. und 4. erwiesen sich als Rein- und Totalausfall. Kein einziger krummbeiniger Kicker, der sich da bei der anberaumten Bolzer-Olympiade in Szene setzen oder als schlechte Kopie von Arjen Robben versuchen wollte. Da hätte sogar ich ein(nen) Tor(er-) schießen können. Fehlanzeige auch bei der Grillfeier der Eibelshäuser Lederhosenfreunde am alten Wissenbacher Sportplatz. Die Küche blieb kalt, der Beef-Battle endete für die überhaupt nicht vorhandenen Besucher und Veranstalter mit einem ehrenvollen Waffenstillstand. Davon abgesehen: Wieso die Krachleder-Gewandeten auch im November die Holzkohle unter dem Rost auf glühende Betriebstemperatur bringen wollten, bleibt bis zum Fällen des Maibaumes ihr Geheimnis. Aber das wäre zumindest mal ein kritisches Hinterfragen wert gewesen. Andererseits: Wer als Seppl durch Preußen stiefelt, ist auch sonst um abgedrehte Enzian-Ideen nicht verlegen.
Aber selbst den Lederhosen-Freaks ist es noch nicht gelungen, Weinbrände durch Obstwasser zu löschen. Bis auf Widerruf gilt dennoch in unserer nach wie vor landwirtschaftlich geprägten Kommunal-Kolchose (russisch: колхоз = коллективное хозяйство ) der Tagesbefehl: Trinkt der Bauer morgens Rum, werden alle Furchen krumm. Zumal steter Tropfen ja auch das Hirn höhlt und Vermögensberater unverdrossen empfehlen: „Legt Euer Geld in Alkohol an! Wo sonst gibt es 40%?“ Schließlich ist dem Trinker seine beleidigte Leber Wurst. Gilt aber nicht für den Hähnchenschenkel von Gaumenschmaus.
Weiter auf dem Eschenburger Event-Parcours: Allerspätestens beim für den 5. November anberaumten Sonntagstreff des CVJM hätten im aktuellen Fall die Alarmglocken bimmeln müssen. Der 5. war nämlich ein Donnerstag. Auch wenn sie ja sonst keiner Feier aus dem Weg gehen, noch nicht einmal die trinkfreudigen Rother wären auf den abgedrehten Gedanken gekommen, an einem solchen schnöden Wochentag ihr traditionelles Kirchspielfest zu inszenieren. Zumal an diesem Tag auch „Frauentausch“ auf RTL 2 lief. Gut, allerdings erst abends….
Ob die Hirzenhainer Christdemokraten noch alle Latten am Zaun haben, diese Frage habe ich mir in der Vergangenheit wiederholt gestellt. Aber diesmal hatten sie es wirklich übertrieben, als sie für ihr Sommerfest am 12. November die Grill- und Schutzhütte mieteten. Und da wollten die örtlichen, mit den Schwarzen um den rechten Weg konkurrierenden Sozen und Sozis nicht nachstehen. Der lokale Gabriel-Clan lädt seinerseits für den 31. November zum Bruzzeln ein. Grill‘ den Henssler! Oder besser den Oppermann! Nun gibt es den 31.11. laut Kalender überhaupt nicht. Woran man mal wieder sieht, wie weit sich die Sozialdemokraten, die, wie böse Zungen behaupten, ihre Zukunft längst hinter sich haben, inzwischen von der Realität entfernt haben. Und Helmut Schmidt, der sich selbst als Ehrengast angesagt hatte, musste inzwischen ja auch leider absagen…
Welches Zeugs die Eibelshäuser Vogelschützer nun bei ihrer für den 19.11 anberaumten Kräuterwanderung zu finden hoffen, bleibt ihr Geheimnis. Welchen Stoff sie rauchen auch. Aber es ja noch etwas hin bis dahin. Angesichts der derzeitigen milden Temperaturen könnte bis zu Tag X ja noch irgendetwas für den Joint (er-)wachsen. Und wenn es die Zweifel sind, irgendwie und irgendwo auf der falschen Hochzeit zu tanzen bzw. auf dem falschen Dampfer über die Reling zu kotzen. Andere Baustelle? Insofern wäre ich auch vorsichtig, ob das mit dem Sommerfest der Gartenbauer in Eiershausen am 25. 11. in der Obstanlage wirklich Ernst (oder Kurt) gemeint war. Vermutlich hatten Uli Schwarz und die Seinen bei der Terminierung zu viel Rauscher intus, den sie während des Betriebs ihrer Apfelpresse abgezweigt hatten… Und von diesem prickelnden, der eigenen Beschwingung (und die der anderen) dienenden Stöffchen müssen die lokalen Obst- und Gemüsebändiger dann auch Unmengen im Eschenburger Rathaus abgeliefert haben. Kleine Geschenke (er)halten den Alkoholpegel. Das leckere, flüssige Dope landete direkt in der Blutbahn der Kreativabteilung, die für die redaktionelle Betreuung des gemeindlichen Mitteilungsblatts zuständig ist. Mit fatalen Folgen.
Da kann es schon mal passieren, dass, wie geschehen, man/frau Äpfel mit Birnen verwechselt oder anderweitig etwas durcheinander wirft. Wie den Veranstaltungskalender. Bei dem im amtlichen Verlautbarungsorgan abgedruckten Termin-Wegweiser handelte es sich den Recherchen des Bundesnachrichtendienstes zufolge nämlich um den vom Juli 2015. Der November-Fahrplan soll jetzt im Januar veröffentlich werden; wer wann, wo und warum zur Weihnachts- und Adventsfeier einlädt, erfahren wir dann in der zweiten Februarausgabe. Aber Vorsicht: Der Februar hat kalendermäßig nur 29 Tage. Mit der Nikolausfeier des Hirzenhainer Motorradclubs am 30.2. 2016 kann dann irgendetwas nicht stimmen… Aber da sind die Biker aus der Bachstraße des Segelfliegerdorfs ziemlich flexibel!