Von Jürgen Heimann
Whow! Da haben die Pohlheimer Luftikusse gezaubert und „with a little help from their friends“ ein fliegerisches Spitzenprogramm hingelegt. Das sollte am vergangenen Wochenende Tausende auf dem Flugfeld bei Watzenborn beeindrucken. Tat es auch. Anlass: Das 60-jährige Jubiläum der dortigen Segelfliegergruppe. Aber es waren, Ehrensache, nicht nur rassige (und betagte) Glider am Start. Die zweitägige Flugshow deckte viele Bereiche und Disziplinen des zivilen Luftsports ab. Motormaschinen, alte und moderne, Hubschrauber, UL’s unterschiedlichster Baureihen und Ausführungen, Drachen, Trikes und historische Doppeldecker. Es war ein Fest für Luftfahrt-Enthusiasten.
Man merkte sehr schnell, nach den Corona-bedingten Dürrejahren lechzte das Publikum nach derlei himmlischer Kurzweil. Das Wetter spielte weitestgehend mit, nicht zu heiß, nicht zu kalt. Und am Sonntag machten sich dann Legionen Schaulustiger auf den Weg zur „Viehheide“.
Organisations-Stabchef Frank Bender strahlte ob des Zulaufs zusehends sonniger, seine Kollegen ebenfalls Das Catering, überwiegend an Externe übergeben, stimmte und war, was Speise- und Getränkekarte anging, vielseitig (und lecker). Insofern stand einem ereignisreichen Air-lebnis nix im Wege. Was für Gaumen und Auge gleichermaßen galt.
Auch viele auswärtige Piloten hatten sich eingeklinkt und steuerten mitreißende Flugszenen zum Programm bei. Langweile war ein Fremdwort, Leerlauf bzw. „Leerflug“ gab es zu keiner Minute. Wolfgang Seitz, einer der erfahrensten (und kreativsten) (Kunstflug-)Piloten des Landes, hatte es übernommen, dem Publikum die Faszination des Fliegens näher zu bringen. Er tat das beredet, für alle leicht verständlich und mit erwartungsgemäß großer Sachkenntnis. Doch als sein Freund, der „Fly-Doctor“, ins Cockpit seiner rassigen YAK-54 kletterte, brachen auch bei ihm die Emotionen durch.
Seitz hatte früher viele Jahre lang eine einsitzige YAK-55 gezähmt und geritten, die 400 PS-starke „54“ ist ihr zweisitziges Pendant. Und was Dr. Benjamin Schaum aus Gelnhausen mit seinem auffällig lackierten Mitteldecker anstellte, schien alle Gesetze der Flugphysik zu verhöhnen. Ohne die Beiträge der anderen an der Airshow beteiligten Kollegen schmälern zu wollen, des Allgemeinmediziners aero-tischer Gastbeitrag toppte alles. Der 43-jährige heizt ja auch nicht von ungefähr im Spitzenfeld der deutschen Aerobatic-Szene mit und holte zuletzt eine Bronzemedaille bei den Deutschen Motorkunstflug-Meisterschaften. Die Zuschauer diesseits der Pohlheimer Flightline ließen sich zu „Standing Ovations“ animieren – zu Recht. Und selbst passionierten Piloten stockte angesichts dessen, was der turnende Flieger- und Hausarzt da am Himmel ablieferte, der Atem. Klasse! Ganz großes Kino. Um Zugaben kam er nicht herum.
Etwas ziviler und gesitteter ging es (notgedrungen) bei den Passagier-Rundflügen zu. Und die waren, ob nun im betagten Doppeldecker, im Hubschrauber, Trike, Segelflieger oder der Dornier 27 , auch für Leute mit kleinem Budget erschwinglich. Günstiger konnte man keine Luftaufklärung über dem Gießener Land betreiben. Mit diesen zwei tollen Tagen haben sich die „Steinkopf“-Flieger viele neue Freunde gemacht. Beste Werbung für den Luftsport.