Rotorman's Blog

Good bye Hellas: Wo wehrlose Flüchtlinge
versklavt werden, mache ich keinen Urlaub

Postkartenmotiv von der Insel Santorini: Doch die Idylle im griechischen Inselparadies hat Risse bekommen. Immer mehr potentielle Urlauber wenden sich mit Grausen ab. Was die Athener Regierung mit hilflosen Flüchtlingen anstellt, schreckt ab. Foto: Pixabay

Von Jürgen Heimann

So traumhaft schön und malerisch die griechische Inselwelt auch ist, so nett und gastfreundlich die Menschen dort, mich haben die zum letzten Mal gesehen. Tilt, game over! Seit Jahren geistern schon die Skandalnachrichten von illegalen Pushbacks über die Ticker. Diese illegale, menschenverachtende, gegen europäisches und verbrieftes Menschenrecht verstoßende Praxis, vor denen die EU konstant die Augen verschließt und die Uschi und Co. lächelnd unter den Teppich kehren, haben die Hellenen jetzt noch mal getoppt.

Mit stillschweigender (oder sogar stützender) Billigung der Regierung von Kyriakos Mitsotakis werden an der EU-Außengrenze des Landes Flüchtling, die beim Überqueren des türkisch-griechischen Grenzflusses Evros aufgegriffen werden, von der Polizei gefoltert, ausgeraubt und gezwungen, als deren Handlanger gegen ihresgleichen vorzugehen. Das haben der SPIEGEL, die Medienorganisation „Lighthouse Reports“, das ARD-Magazin „Report München“ sowie die Zeitungen „Le Monde“ und „Guardian“ unlängst enthüllt und zweifelsfrei belegt.

Deine neue Dimension der Gewalt

 Was da ablaufe, sei an Abgründigkeit und Perfidität nicht zu überbieten, sagt Luise Amtsberg, die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung. Und was unternimmt Schlumpf Scholz? Nix. Der lächelt das weg. Dass die griechischen Behörden nun augenscheinlich Geflüchtete als Gehilfen bei Pushbacks missbrauchen, stellt eine neue Dimension der Gewalt dar. “Dieses Vorgehen ist ein Bruch mit allen Werten, die wir in der Europäischen Union vertreten“, sagt Luise Amtsberg. Youh.

Auf der anderen  Seite unterstützt die EU Griechenland bei der Grenzsicherung mit Hunderten Millionen Euro jährlich. Gut (oder nicht gut): In welchen Taschen und Töpfen das Geld landet, weiß keiner so genau. Tatsache ist, dass die neueste Pushback-Variante der Südost-Europäer auf derlei Zuwendungen aus Brüssel kaum angewiesen ist. Sie finanziert sich quasi von selbst. Die von der korrupten Greek-Poilei zur Kooperation gepressten Asylsuchenden kosten den Staatshaushalt nämlich nix. Im Gegenteil. Sie bringen noch etwas ein.

Jenem Syrer mit dem Tarnnamen „Mike“,  der daheim in seiner Heimatstadt Homs in Schmuggel und Drogenhandel verstrickt war und heuer auf griechischer Seite für die Rekrutierung flüchtiger Hilfs-Sheriffs verantwortlich ist, hat die dortige Regierung zugestanden, das Gepäck der Heimatlosen durchsuchen zu dürfen. Was er an Geld und Wertgegenständen findet, darf er behalten. Geiles Geschäftsmodell. Der Verbrecher und seine Frau fahren einen dicken Mercedes und besitzen eine Protz-Villa in Frankreich. So lässt es sich leben. Auf der anderen Seite enden Menschenleben bei der Rückführung über den Grenzfluss. Da ersaufen auch schon mal ein paar der Opfer. Wo gehobelt wird, fallen halt immer auch Späne.

Es ist zum Kotzen. Mikes zur Mitarbeit gezwungenen Helfer müssen 5.000 EUR auf ein in der Türkei  eingerichtetes Konto einzahlen. Dafür wird ihnen zugesichert, nur kurz in griechischen Knästen ausharren zu müssen, um danach wieder freigelassen zu werden, um dann gegen ihre Leidensgenossen vorzugehen.

Griechenland, Türkei: Wer sind die Guten, wer die Bösen?

Die beiden NATO-Partner Türkei und Griechenland liegen ja seit Jahrzehnten im Clinch. Emotional, auch ob des abendländisch-kulturellen Hintergrunds, galten und gelten unsere Sympathien in der Regel den Griechen. Aber die sind keinen Deut besser als der Despot aus Ankara und seine Clique, die die Grenzübergänge zu Griechenland schon mal mit Flüchtlingen überschwemmen, um damit (erfolgreich) Druck auf die EU auszuüben, und diese zu finanziellen Zugeständnissen in Milliardenhöhe zu bewegen. Die den Bosperussen dann auch in der Regel gewährt werden. Was für ein dreckiges Spiel auf dem Rücken wehrloser Menschen, die alles verloren haben.

Hans-Peter Wieth, legendärer und unvergessener Erster Bevollmächtigter der IG-Metall-Verwaltungsstelle in Herborn, hat einmal , wenn auch in anderem Zusammenhang, den unsterblichen Satz geprägt, er könne gar nicht so viel essen, wie er kotzen müsse. Da ist was dran. Haken wir also Kos, Rhodos, Kreta , Santorin, Zakynthos, Samos und Naxos für alle Zeiten ab. Wer daselbst die Füße ins Mittelmeer steckt und sich von der Sonne verwöhnen brezeln  lässt, unterstützt indirekt die oben geschilderte Praxis. Im Schwarzwald soll es übrigens auch sehr schön sein ….

Traumhafte, malerische Buchten. Auf Kos, in der östlichen Ägäis gelegen, könnte man die Seele baumeln lassen. Aber spätestens nach den jüngsten Horrornachrichten, wie die griechische Regierung mit wehrlosen, aller Lebensperspektiven beraubter Flüchtlinge verfährt, ist dieses Reiseziel verbrannt – für mich zumindest. Foto: Info Kos

Der komplette SPIEGEL-Artikel über die jüngsten menschenverachtenden Praktiken an dder Grenze zwischen der Türkei und Griechenland steht hier: https://www.spiegel.de/ausland/pushbacks-an-der-eu-grenze-wie-griechenlands-polizei-gefluechtete-fuer-verbrechen-einspannt-a-de6c68a8-52da-4f0d-94d4-db6b8319cbc6

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