Rotorman's Blog

Jagd-Wuffis von Hundesteuer befreit,
weil sie Dienst an der Allgemeinheit leisten

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Hol’s Stöckchen! Den Befehl scheint dieser Spaniel etwas missverstanden zu haben. Foto: aloisoppeneiger/pixabay

Von Jürgen Heimann

Kaum zu glauben: Der Wuffi, der mit seinem tapferen Herrchen auf die Pirsch geht, tut das im öffentlichen Interesse und leistet somit Dienst an der Allgemeinheit. Und weil das (angeblich) so ist, braucht sein stolzer Besitzer im Gegensatz zu normalen, gewöhnlichen Hundehaltern auch keine bzw. weniger Steuern für den Vierbeiner zu zahlen. Zumindest ist das neuerdings auch in Overath (Rheinisch-Bergischer Kreis) so. Aber (leider) nicht nur hier. Einen entsprechenden Mehrheits-Beschluss hat das Parlament dieses pulsierenden, nur 25 Kilometer östlich der Karnevalshochburg Köln gelegenen 27.000-Einwohner-Städtchens unlängst gefasst. Und das außerhalb der Faschingssaison. Narhallamarsch! Damit folgten die Kommunalpolitiker aus dem Aggertal einem nicht ganz selbstlosen Antrag „ihrer“  Hegegemeinschaft. Wolle mer se roiloasse??? Die organisierten Nimrods rannten mit ihrer Initiative bei den meisten der Abgeordneten offene (Kühlhaus-)Türen ein. Außer bei den Grünen. Die weigern sich nach wie vor vehement, in der Jagd eine Form von Sozialarbeit und praktizierter Nächstenliebe zu sehen.

 Mit Blinden- und Polizeihunden gleichgestellt

Gut, was die Stringenz anbelangt, entbehrt der Beschluss nicht einer gewissen Abenteuerlichkeit. Andererseits, wie hat man aber auch so lange übersehen können, dass gerade Jagdhunde eine wichtige öffentliche und soziale Funktion erfüllen, vergleichbar etwa mit der, die Blinden-, Such-, Rettungs-, Sanitäts- oder Polizei-Waldis leisten. Immerhin säuberten Jagdhunde doch auch die Wälder von Tieren, die bei Verkehrsunfällen verletzt oder getötet würden, beeilte sich ein FDP-Sprecher in der Debatte zu erklären. Und sie, also die Jagdhunde, nicht die Freidemokraten, tun das natürlich auch bei solchen Kreaturen, die sich, dummer Zufall, im Forst eine verirrte Kugel eingefangen haben. Vielleicht hat ihnen das Geschoss den Unterkiefer weggerissen oder das Gedärm aus dem aufgeplatzten Bauch getrieben. Es wurde höchste Zeit, sie weidhündisch von ihren Leiden zu erlösen. Die fachgerechte Entsorgung übernehmen dann Herrchen und/oder Frauchen.

 Aufopferungsvoller Einsatz

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Ein schlagkräftiges Team: Weil Jagdhunde angeblich im Interesse der Allgemeinheit operieren, räumen viele Kommunen Herrchen und Frauchen Steuernachlässe oder gar eine komplette Befreiung von der Hundesteuer ein. Foto: Skeeze/pixabay

Dieser aufopferungsvolle Einsatz muss natürlich gewürdigt werden. Deshalb berechnet die Stadt Overath für Jagdhunde künftig auch nur noch den halben Steuersatz. Zwei besonders und speziell ausgebildete “Schweißhunde” werden sogar komplett von der Steuer befreit. Gut, unterm Strich macht das jetzt nicht so viel aus, als dass es dem Stadtkämmerer schlaflose Nächte bereiten müsste. Dieses Geschenk an die Overather Jäger kostet die Kommune schlappe 2050 Euro im Jahr. Geschenkt!

 Ein falsches, fatales Signal

Aber es ist das falsche Signal. Und es basiert offenbar auf Wahrnehmungs- und Realitätsverzerrung. Mögen Diana und St. Hubertus verhindern, dass noch  andere Städte und Gemeinden sich daran ein fatales Beispiel nehmen und ins gleiche (Jagd-)Horn blasen. In vielen deutschen Kommunen wird das ja schon so praktiziert. Wie viel Jägermeister muss jemand intus haben, um dem blutigen Gebaren eines abgerichteten, oft sogar am lebenden Objekt ausgebildeten und scharf gemachten Jagdhundes den gleichen ethischen Stellenwert beizumessen wie den segensreichen Wirkungsweisen und Funktionen von Blinden-, Such- oder Behindertenhunden? Ein solcher Zustand von Bewusstseinserweiterung ist mit nur einem Gläschen des in grünen Flaschen abgefüllten Kräuterlikörs kaum zu erzeugen.

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Hasenbraten frei Haus: Dieser Bringservice für den gehfaulen Nimrod wird inzwischen auch von der Stadt Overath gesponsert. Foto: spirit1955/pixabay

Aber vielleicht sollte man konsequenterweise noch einen Schritt weiter gehen. Da tun sich mit etwas gutem Willen im Steuerrecht sicherlich noch ungeahnte Möglichkeiten eines öffentlichen Sponsorings für minder bemittelte Lodenmäntler auf. Das grüne Wams der Jagenden wird als Dienstkleidung deklariert, Jagdhütten können als Arbeitszimmer, Flinten und Büchsen als Arbeitsmittel geltend gemacht werden. Und der Kauf von Munition ist doch irgendwie auch eine Art von Vorsorgeaufwendung, oder? Und wenn die Pacht fürs Revier dann noch als Spende anerkannt und steuerlich absetzbar ist, haben Staat und Gesellschaft an den Pirschenden wenigstes ein kleines bisschen Wiedergutmachung geleistet. Und bis zur Anerkennung des Landesjagdverbandes Nordrhein-Westfalen als Tierschutzorganisation ist es dann nur noch ein kleiner Schritt…

 

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