Rotorman's Blog

Liquid-Art auf Raumpatrouille: Tropfen,
Tröpfchen und nasse Models, die nicht zicken

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Keine Plasmabombe in Nachbars Swimmingpool: Ein Wassertropfen gräbt sich in eine mit blauer Flüssigkeit gefüllte Schüssel. Foto: Tom Skotarczyk

Vergleichbare Ansichten dürften den reiferen TV-Semestern noch von der „Raumpatrouille“ her in Erinnerung sein, jener deutschen SF-Kultserie, deren Protagonisten Mitte der 60-er Jahre im All die haarsträubendsten Abenteuer zu bestehen hatten und dabei den „Frogs“ immer mal wieder zeigten, wo der Hammer hängt. Wenn Commander Cliff Allister McLane alias Dietmar Schönherr das Raumschiff Orion aus den Meeresfluten aufsteigen ließ, war der Anblick entsprechend – nur halt in Schwarz-Weiß. Doch das hier ist keine Fiktion, sondern Realität. Was auch aussieht, als hätten feindlich gesinnte Aliens eine Plasmabombe in Nachbars Swimmingpool versenkt, ist ein harmloser Wassertropfen, der sich in eine mit blau gefärbter Flüssigkeit gefüllte Schüssel gräbt.
Die gerundeten Zacken der Krone sind für eine solche Situation charakteristisch. Sie entstehen automatisch und zwangsläufig –  in mehr oder weniger unterschiedlichen Ausprägungen. Doch Form und Struktur bleiben dabei in der Regel gleich. Das Krönchen-Motiv ist eine der Basisfiguren der Tropfen-Fotografie, einer exotischen, abgedrehten Disziplin der Highspeed-Bildkunst im Makrobereich, an der sich experimentierfreudige Pixelfreaks auf der Jagd nach neuen Ausdrucksformen immer mal gerne versuchen
Kreativität, entsprechendes Know-how und das passende Equipment vorausgesetzt, lassen sich  bereits nach relativ kurzer Einarbeitungszeit verblüffende Resultate erzielen, von denen Otto-Normal-Knisper nur träumen kann. Für die Fortgeschrittenen und Ehrgeizigen zählt der Marktsteinacher Markus Reugels zu den Ikonen der Branche. Und das nicht zu Unrecht. Der junge Künstler hat auf diesem Feld Pionierarbeit geleistet. Was Albert Kriemler, Frank Horvat, David Bailey oder Craig Easton für die Modefotografie, ist der 36-Jährige für die Liquid-Art.
Gegenüber den genannten Kollegen hat der gebürtige Schweinfurter den Vorteil, dass seine (Aqua-)Models nicht zicken. Sie haben zwar mitunter auch ihren eigenen Kopf, doch der ist bis zu einem gewissen Grad berechenbar und folgt physikalischen Gesetzmäßigkeiten und nicht irgendwelchen Launen, Stimmungen des Augenblicks oder gar dem Zufallsprinzip. Das Wissen darum  macht sich der Fotograf gezielt zunutze. Dabei heraus kommen formvollendete Kompositionen von einer surrealen und farbexplosiven Wucht, wie sie ein Salvador Dali nicht in den kühnsten Träumen hätte ersinnen  können. Mehr über seine Arbeit hier:  http://www.markusreugels.de
Eine vergleichbare Kapazität auf diesem Gebiet ist der Österreicher Daniel Nimmervoll, der unter Anwendung der Highspeed-Fotografie ebenfalls ganz neue, auf Millisekunden reduzierte Welten erschafft bzw. sichtbar macht. Es sind Szenarien, die dem menschlichen Auge sonst verborgen bleiben. Mit Hilfe dieser faszinierenden und komplexen Aufnahmetechnik lassen sich sehr schnelle Bewegungsabläufe, die das menschliche Auge nicht wahrnehmen kann, visualisieren. Sehr schön lässt sich das auch in dem Bereich der durch den US-Amerikaner Harold E. Edgerton begründeten Ballistik-Fotografie aufzeigen, wenn Projektile mit Mach-Tempo auf Objekte prallen bzw. in diese einschlagen. Ein Spezialgebiet, auf dem Nimmervoll, der mehrere Bücher zum Thema veröffentlich hat, ebenfalls zu Hause ist. Eine kleine Auswahl seiner Arbeiten hier: http://www.nimmervoll.org/fotogalerie/galerie.html

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