Das Problem, wie sich die kackenden Nilgänse am Aartalsee in die Schranken weisen lassen, scheint gelöst. Die Entenvögel mit den auffällig hohen Beinen haben sich zu einer echten Plage am Badestrand gemausert. Und nicht nur dort. Von anderen Hessischen Seen wird Vergleichbares berichtet. Im Sommer sorgten die kotigen Hinterlassenschaften für jede Menge Ärger unter den Gästen, was verständlich ist. Es gibt schönere Dinge, als barfüßig in ein Häuflein Bääh zu treten oder, Sonne anbetend, bäuchlings in einem solchen zu liegen.
Drei Stunden lang, klagt der Strandpächter des Aartalsees, seien seine Mitarbeiter morgens mit der Reinigung des Areals beschäftigt gewesen. Viele Besucher würden ausbleiben. Und bevor das Ganze jetzt endgültig zum Politikum wird – die beiden heimischen CDU-Landtagsabgeordnete haben sogar angedroht, das Thema im zuständigen Ministerium in Wiesbaden zur Sprache bringen zu wollen – zeichnet sich ein Ausweg , wie man der leidigen Angelegenheit Herr bzw. Reh werden kann, ab. Ja, Reh war schon richtig. Diese eigentlich als scheu und friedfertig geltende Spezies an Wald- und Feldbewohnern haben Naturbeobachter als natürliche Gegner des Überhand nehmenden Federviehs identifiziert.
Dem Schalendwild mit dem ausgeprägten Geruchssinn – die kleinen Hirsche können, so der Wind richtig steht, Menschen schon aus einer Entfernung von 400 Metern wahrnehmen – geht der Gestank, den die Gänse durch ihre Ausscheidungen verursachen, offenbar gewaltig gegen den Strich und anderes. Und deshalb halten sie dagegen. Langzeitbeobachtungen haben gezeigt, dass Vertreter der Capreolus capreolus-Familie nicht gewillt sind, Angehörige der früher vom Menschen mal als Ziergeflügel geschätzten Art in ihrem Umfeld zu dulden. Da schalten die Wiederkäuer sofort in den Angriffsmodus. Attacke! Ja, und der Klügere, in diesem Fall wohl der Schwächere, gibt halt nach.
Jetzt wird es entscheidend sein, die Rehe dauerhaft oder zumindest mittel- und langfristig an den Tatort zu binden, damit sie ihre regulativen, naturpolizeilichen Ordnungsaufgaben auch kontinuierlich wahrnehmen können. Das wäre gleichzeitig auch die sanfteste und ökologisch vertretbarste Methode. Denn: Die Nilgänse einfach abknallen, geht gar nicht. Das würde, zu Recht, nicht nur unter ausgewiesenen Tierfreunden eine Welle der Empörung auslösen. Und es wäre ja auch nicht gerechtfertigt – und schon gar nicht legitim. Wir ballern ja auch auf keine Hunde, nur weil sie in der Fußgängerzone Tretminen legen. Aber auf andere Einfälle, die Sache aus der Welt zu schaffen, ist man bisher noch nicht gekommen. Und um keine unerfüllbaren gourmet-technischen Erwartungen zu wecken: Das Fleisch der Nilgänse soll nicht sonderlich gut schmecken!
Beim Schminken hat die Hand gezittert
Nilgänse sehen auf Grund ihrer braunen Augenringe ja aus, als sei ihnen beim Schminken morgens die Hand ausgerutscht. Sind zwar stattlich und schön, können aber auch ganz schön aufbrausend und aggressiv werden. Und wenn diese Tiere, wie am Aartalstausee, in Verbänden von bis zu 300 Exemplaren auftrumpfen, machen sie Heimvorteil geltend. Da hört der Spaß irgendwann auf. Ganz davon abgesehen, dass diese Federtiere dazu neigen, andere Vogelarten zu verdrängen, beispielsweise Enten. “Alle meine Entchen, schwimmen auf dem (Aartal-)See”, das war einmal. Weg sind sie. Insofern geht es hier auch darum, das natürliche Gleichgewicht und somit die Artenvielfalt wieder her zu stellen. Aber wohin mit den ungeliebten Gästen? Irgendwo müssen sie ja bleiben. Also läuft letztendlich alles nur auf eine Verlagerung des Problems hinaus.
Hessisches Fragewort mit drei Buchstaben
Nilgänse sind, wie ihr Name schon vermuten lässt, afrikanischen (ägyptischen) Ursprungs und werden seit dem 18. Jahrhundert in Europa als Ziergeflügel gehalten. Aber auf diesen Trichter waren bereits die ollen Griechen und Römer gekommen. In Theben galten diese Tiere gar als heilig und waren dem Schöpfergott Amun gewidmet. Seit dem Ende der 70-er Jahre breiten sie sich von den Niederlanden aus rasant über den Kontinent aus. Zur Hauptnahrung gehören neben Gräsern vor allem Getreide, was den hohen Sympathiewert, den die Gänse bei Landwirten genießen, erklärt. In ihrer Art, sich zu artikulieren, sind Parallelen zum Menschen auffällig. Die Männchen zischen heiser und keuchend, während die Weibchen ein schnelles, laut durchdringendes und fast trompetendes Schnattern hören lassen. Das lässt sich lautmalerisch mit (honk)hää-hää-hää umschreiben, was dem klassischen Hessischen Fragewort mit den drei Buchstaben relativ nahe kommt….