Von Jürgen Heimann
Während am Hirzenhainer Nord-Westhang das von vier Bands geschmiedete Metal(l) klirrte, gab es vergangenen Samstag zeitgleich ein paar hundert Meter Luftlinie entfernt, unten auf der Bach im alten Ortskern, ein deutlich intimeres Kontrastprogramm.
Eines der eher leiseren Töne. In einem kleinen, zwischen Pommes-Bude und Urwald-Erlebnispark des Bürgermeisters gelegenen Häuschen vis-à-vis der Schmiede langten fünf gestandene Musiker im Rahmen eines öffentlichen Wohnzimmer-Konzerts in die Saiten (oder, je nachdem, klopften auf’s Schächtelchen). Die in Ehren ergrauten Herren frönen ihrer Leidenschaft seit Jahrzehnten in den unterschiedlichsten Formationen und haben nie vergessen, welchen Untiefen des frühen Rock ’n’ Roll sie entstammen.
Und alles handgemacht, unter völligem Verzicht auf Verstärkersäulen und Effektgeräte. Es war, wenn man/frau so will, eine akustische Unplugged-Party. Unter den Gastgebern gleich drei Gründungsmitglieder der legendären, inzwischen aber nicht mehr im Sortiment des regionalen Obsthandels zu findenden Pfirsiche („Peaches´ n Cream“). Diese sahnigen Kernobstler waren weiland ja schon mit Bryan Adams im Herborner Reiterstadion aufgetreten, oder hatten Radio- und Fernsehauftritte unter anderem mit „Paddy goes to Hollyhead“ bestritten.
Diesmal hatten Wolfgang, Michael, Markus, Eddie und Shorty aufgereiht wie Hühner auf harten Holzstühlen Platz genommen, um hörbar davon zu künden, wofür ihr Herz nach all den langen inzwischen ins Land gegangenen Zeiten immer noch schlägt und was sie bewegt. „Shadowplay“ nennt sich die über Jahre hinweg namenlose gebliebene Formation inzwischen offiziell, hatte aber leider den gleich lautenden Klassiker des allzu früh verstorbenen, weltbesten Gitarristen Rory Gallagher nicht im Repertoire. Aber ansonsten blieben keine Wünsche (des handverlesenen) Publikums offen.
Klassiker der Rock-Pop- und Country-Geschichte im neuen, mehrstimmigen Gewand zu interpretieren, das hat sich das fidele Quintett auf seine Fahnen geschrieben. Da geben sich Marius Müller-Westernhagen, Johnny (Bargeld) Cash und die Eagles ebenso die klangvolle Klinke in die Hand wie Gotthard, Ozzy Osbourne, Robert Zimmermann (der nennt sich ja eigentlich Bob Dylan), Kansas oder die Pretty Maids. Und deren unsterblichen Outputs müssen (und sollen) hier nicht wie im Original klingen. Viel wichtiger ist eine eigenständige, individuelle Interpretation der Songs, ohne dabei den Wiedererkennungswert selbiger zu opfern. Und das Konzept geht auf.
Drei Stunden lang hauten die gut aufgelegten Jung-Senioren ihren begeistert mitgehenden Zuhörern einen Knaller nach den anderen um und in die Ohren, die aber nicht dröhnten, weil die Lautstärke entsprechend heruntergeregelt war. Mehr davon!