Von Jürgen Heimann
Den Anspruch, die größte Rockband der Welt zu sein, reklamieren ja nach wie vor die Rolling Stones für sich. Doch gemessen an der (ge)wachsenen Konkurrenz nehmen sich Jagger, Richards und Co. ziemlich mickrig aus. Zahlenmäßig zumindest. Die Personaldecke der XXL-Combo, die unlängst die Frankfurter Commerzbank-Arena beben ließ, war da schon ein kleines bisschen üppiger als die der verwitterten alten Steine. 1002 Musiker, kein Scherz, langten daselbst vor 15.000 Zuhörern in die Saiten und feierten eine kollektive Sound-Orgie. Bombast-Rock im wahrsten Sinne des Wortes. Und zugleich offizieller Weltrekord. Mittendrin: Vier Instrumentalisten aus Hirzenhain. Gut, einer stammte aus Lixfeld, um genau zu sein.
„Rockin‘ 1000“ war und ist der Name dieses ambitionierten Projektes, dessen Wiege einst in Italien stand und das jetzt erstmals auf deutschem Boden über die Bühne ging. Die zusammengewürfelte Besetzung war international gestrickt: Die Akteure kamen aus Deutschland, China, Frankreich, USA , Kanada, Thailand, Belgien – und eben aus Eschenburg. Mit so vielen Kollegen hatten auch Sina Schmidt (Keyboard), Tim Holighaus (Gitarre), Norman Klennert (Gitarre) und der Lixfelder Sebastian Schonert (Drums) von der heimischen Band „RoLix“ noch nie zuvor zusammen agiert. Geschweige denn vor einer derart riesigen Publikumskulisse. Da bekam selbst der abgebrühteste Rock’n‘Roller weiche Knie, durfte sich andererseits jedoch in der Masse sicher wähnen.
18 Rockklassiker auf der Set-List
18 Rock-Klassiker waren auf der Set-List dieses in jeder Hinsicht einzigartigen Konzerts notiert. Und dabei standen unter anderem The Who, Deep Purple, Die Kaputten, ähm, nee, die Toten Hosen, AC/DC, Bruce Springsteen, Westernhagen, Jan Delay, Race Againts The Machine, Clash, Nirvana und Oasis Pate. Und, ja, die „Foo Fighters“ auch. Die waren es schließlich gewesen, die dem Projekt einst das Fliegen beigebracht hatten: „Learn to fly“.
Gib‘ Gas! Jede Menge Spaß
Die Idee dazu war 2015 in Italien geboren worden, in der kleinen südlich von Ravenna am Fuße der Apenninen gelegenen 97.000-Einwohner-Stadt Cesena. Um die Aufmerksamkeit der amerikanischen Rocker zu gewinnen und sie für einen Auftritt vor Ort zu bewegen, hatten damals tausend Musikanten – Hunderte Schlagzeuger, Gitarristen, Bassisten und Sänger – in einem Park der Stadt eben diesen Song intoniert. Eine verrückte Idee, aber ein voller Erfolg. Da konnte das US-Sextett auf Dauer natürlich nicht Nein sagen. Das war die Initialzündung für „Rockin‘ 1000 – That’s live“. Die Überlegung dahinter: Warum sich nur mit einem Stück begnügen, wenn es auch ein komplettes Konzert sein kann? Infolge gab es eben solche auch an anderen Orten des Landes, in Frankreich und, wie unlängst, auch in Germanien. Was da abläuft, vermittelt das folgende kurze Video, das 2017 in Val Veny, im Aostatal am Fuße des Moint Blanc entstanden ist:
Man sieht, die Jungs und Mädels hatten jede Menge Spaß dabei.
Das Casting für diese soundgewittrigen Massenaufläufe erfolgt online. Interessenten können sich durch ein Video bewerben, eine Jury entscheidet, ob tauglich oder nicht. So war es auch bei „RoLix“. Die zur Auswahl stehenden Titel hatten sie seit Januar im gar nicht mal so stillen Kämmerlein daheim geprobt. Kleiner Ausschnitt aus der Tagesordnung: „Jumpin‘ Jack Flash“, „Highway to Hell“, „Born to Run“, „Smoke on the Water“, „Won’t get fooled again“, „Hard to handle“, „Don’t look back in Anger“ und „Should I stay or should I go“. Bei der Auswahl der Stücke war darauf geachtet worden, dass diese möglichst von einfacher Struktur und Akkordfolge waren. Komplexere Kompositionen wären in der Kürze der Zeit mit so einer riesigen Formation nicht umzusetzen gewesen.
Das Fußballfeld als Orchestergraben
Vor Ort blieben den Akteuren zwei Probentage, um sich gemeinsam auf den großen Auftritt vorzubereiten. Ein inmitten des Stadions auf einem hohen Podest platzierter Dirigent gab die Einsatzkommandos, das Fußballfeld als solches diente als „Orchestergraben“. Die Kommunikation erfolgte über ein kabelloses Kopfhörersystem, über das die Musiker Anweisungen und ihre Clicktracks empfingen. Letztere wurden auch visuell angezeigt.
Eine Herausforderung auch für die Toningenieure
Im Vergleich zu den vorangegangenen Events dieser Art war das instrumentale Portfolio noch erweitert worden, um Bläser und Streicher. Auch die Tastenfraktion war angemessen repräsentiert, doch dominierten naturgemäß die Gitarren, Tieftöner und Schießbuden.
„Vor allem für die Toningenieure war das Ganze eine echte Herausforderung“, berichtet Norman Klennert. Aber auch die haben wohl einen tollen Job hingelegt. Für die vier Mitglieder von „RoLix“ war das ein unvergessliches Erlebnis. Schließlich haben die Vier an einem Stück Rockgeschichte mitgeschrieben….