Ein Hauch von November-Blues hat sich über die Republik gelegt und ist bei vielen nahtlos in die Dezember-Depression übergegangen Selbige dürfte die Stimmung noch auf Monate hinaus drücken. Die graue, dunkle, trübe, ungemütliche, eklige und kalte Jahreszeit hat uns voll im Griff. Warum bitteschön sollte also ausgerechnet auf den Flugplätzen die Laune besser sein? Ist sie auch nicht – im Gegenteil.
Jene, die sonst himmelhoch jauchzend durch die Lüfte peesen, neigen erst Recht dazu, in Winterstarre und tiefe Depri zu verfallen. Da hält nur die Erinnerung an schöne, zurückliegende Tage aufrecht, als ja alles besser war. Ist ja ein kleines bisschen so wie bei alten Menschen im Spätherbst des Lebens. Die neigen ja auch zum großen Teil dazu, ihre glorreiche Vergangenheit zu verbrämen. Ein psychologisch erklärbarer, autozentrischer Trick, der über vieles hinwegtrösten kann.
Das ist bei den Damen und Herrn Skydivern nicht anders. Die haben, Jahreszeitlich bedingt, ja in den nächsten Monaten ziemlich miese Karten und brauchen viel Geduld. Und selbige ist ja eigentlich eine als Tugend verkleidete niedere Form von Verzweiflung. Hat zumindest der US-Amerikanische Satiriker Ambrose Gwinett-Bierce
(Spitzname „Bitter-Pierce“) einmal behauptet. Gerhard Uhlenbruck formuliert es etwas positiver und sieht darin ein „Ausdauertraining für die Hoffnung“. Egal, weil der Zweck den Kittel heiligt, oder wie das heißt, muss ein die Psyche aufbauender Flashback her. Nichts leichter als das.
Die Saison ist gelaufen. Aus! Vorbei! Ende! Zumindest für die Fallschirmsportler auf und über der Breitscheider „Hub“ war sie aber die beste seit Jahren. Die Jungs und Mädels von „Skydive Westerwald“ haben aus dem Vollen geschöpft und so viele Sprünge hingelegt wie noch nie. Von den vielen Aktionen, Tandems, Wettbewerben und Meisterschaften „nebenbei“ ganz zu schweigen.
Packende Retrospektive
Sebastian Lauber, so eine Art „Steven Spielberg“ der fidelen Truppe, ist nie ohne seine Kameras ins Flugzeug gestiegen. Der Chef-Filmer des Vereins und seine Video-affinen Kollegen, ob die nun Dirk Rewald, Mathias Kraft oder Christian Brink heißen, haben fantastisches Material vom Set zwischen Himmel und Erde zurück auf den Boden gebracht, selbiges dramaturgisch in Form gegossen und in zwei fulminanten Rückblenden verwurstelt. Angesichts dieser packenden Retrospektive wird die Zeit bis zum nächsten „Load“ irgendwann im Frühjahr 2014 nicht ganz so lange.
Auch Jochen Hurlin gehörte zu den visuellen Chronisten, die die Umtriebe der Kollegen auf Go-Pro-Format verdichtet haben. Schnelle Schnitte und Rückblenden zwischen Highspeed, Zeitraffer und Slowmotion. Das Leben kann so schön sein, besonderes auf der Überholspur. Rock’n Roll. Ist‘ only Skydiving, but they like it!
„Airgasmen“ zwischen Dubai und Westerwald
Von Dubai nach Breitscheid ist es nur ein Katzensprung. Und letztlich (bzw. von ganz oben) bleibt es sich gehüpft wie gesprungen, ob es nun die 16 künstlichen Palmwedel der Jumeirah sind, die im Landeanflug vorbeirauschen, oder die profane Silhouette des LSG-Clubheims. Für die Schönheiten von Natur und Architektur haben die Skydiver allenfalls einen flüchtigen Blick übrig, auch wenn sie, was die Wahl der Dropzone angeht, einen temporären Tapetenwechsel durchaus zu schätzen wissen.
Ob Vereinigte Arabische Emirate, Breitscheider Hub, Bad Saulgau oder Siegerland, die zu Ende gegangene Saison hat den Westerwälder Springsportlern „Airgasmen“ nicht zu knapp beschert.
Hurlins komprimierte Jahresrückschau lässt zumindest die Hoffnung keimen, dass das derzeitige Dezembergrau noch nicht aller Tage Abend bzw. aller Jahre Winter bedeutet. Der nächste Frühling kommt garantiert. Kann aber noch etwas dauern. Blue Skies!
„Film ab“ heißt es hier:
http://vimeo.com/78473979#
http://vimeo.com/76093491