Von Jürgen Heimann
„Ihr Kenn, wey dey Zeire sich ännern!“ Das ist (zugleich auch) der Titel des dritten historischen Hirzenhainer Jahreskalenders für 2023, der nach zweijähriger Pause nun in einer überarbeiteten Neuauflage erschienen ist. Mit seltenen Aufnahme aus alten Archiven und privaten Fotoalben. Ab sofort in den Geschäften des Ortes erhältlich. Im Lebensmkittelmafrkt Baum, in der Metzgerei-Filiale Müller und im Blumenladen Schwehn. Der Stückpreis beträgt 10 EUR. Herausgeber des Kalendariums ist die Katholische Filialkirche am Bahnhof.
Der Prototyp dieser Reihe war 2019 anlässlich der 750-Jahr-Feier unseres Dorfes veröffentlicht worden. Exemplare davon schmücken zum Teil immer noch die Wände in vielen Haushalten. Die jetzt initiierte Folgeausgabe beinhaltet wiederum dokumentarische, einzigartige Fotos, die den Wandel des Dorfes im Rahmen der vergangenen100 Jahre aufzeigen und belegen.
Enthalten darin und darauf sind seltene aber bezeichnende Impressionen des legendären Hirzenhainer Fotochronisten Josef Götzl. Andere stammen aus privaten Sammlungen. Die Urheberschaften, wer da auf den Auslöser gedrückt hat, lassen sich dabei nicht mehr zweifelsfrei benennen.
Das hochwertige, und im Format DIN-A-3 gehaltene Druckwerk soll an Jahre und Ereignisse erinnern, die längst vorbei sind, aber an die viele von uns immer noch gerne zurück denken. Damit kehren viele schöne Erinnerungen an die „gute alte Zeit“ zurück, die aber trotz aller romantischer Verklärung so gut auch nicht immer war. Aber unsere kleine Welt war damals noch weitestgehend in Ordnung, heißt es zumindest.
Was deutlich wird: Das Leben damals war wesentlich entschleunigter als heute, weniger hektisch. Aber es war auch mühsamer und karger und bescheidener. Mögen sich alle davor hüten, die Lebensumstände der Menschen ein paar Generationen zurück als schlicht oder gar primitiv zu bezeichnen. Sie war es nicht. Und unsere unmittelbaren Vorfahren empfanden das auch nicht so. Sie befanden sich auf der damaligen Höhe ihrer (eigenen) Zeit.
Die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung waren freilich begrenzt. Die Muße, Freizeit zu genießen, war es ebenfalls. Man/frau hatte erst mal genug damit zu tun, das tägliche Brot zu verdienen. Und das taten sie nicht im klimatisierten Büro, sondern auf dem Feld, in der Grube, im Steinbruch oder in muffigen Werkstätten und Fabriken. Aber die Menschen waren mit weniger zufriedener als es die Nachfahren heutzutage mit viel mehr sind. Der Zusammenhalt untereinander war auch größer. Die dörfliche Gemeinschaft lebte. Heute regieren Egoismus, Individualismus und die Jagd nach immer mehr.
Viele der abgebildeten Dorfwinkel, Gebäude und Landschaftsansichten existieren so nicht mehr, sind nicht wieder zu erkennen und/oder haben im Laufe der Jahre funktionalen und teilweise seelenlosen Zweckbauten weichen müssen. Auch die Landschaft hat sich rapide verändert. Was auch dem Bau- und Modernisierungsboom, der in der zweite Hälfte des vergangenen Jahrhunderts einsetzte, geschuldet war. Das Bevölkerungswachstum, auch das Hirzenhains, forderte damals seinen Tribut. Um es mit Bob Dylan zu formulieren: The Times They Are A-Changin’!