Rotorman's Blog

Mit Tante Friedas Erb-Pretiosen gehen wir
nur zu seriösen deutschen Gold-Ankäufern!

Kombi

Goldene Zeiten: Wir bessern uns die Kaffeekasse auf. Und unsere Geschäftspartner sind (natürlich) seriös, fair und kompetent.

Von Jürgen Heimann

Goldkauf ist Vertrauenssache. Beim Versilbern der Klunker aus Tante Elfriedes Nachlass will man schließlich sicher gehen, nicht über den Tisch gezogen werden. Ob Ali B. da zu den Seriösen seiner Zunft zählt, ist so sicher nicht. Weil: Der guckt schon so verschlagen. Zahlt aber selbst für Zahngold noch Spitzenpreise. Auch dann, wenn die Beißerchen noch dran sind. Handelt außerdem nebenbei mit gebrauchten Handys, Teppichen und Shishas.

Auch bei Tarek Hadad, Yassin Kathib  und Mustafa Karim scheinen entsprechende Zweifel angebracht. Doch ihre kleinen, halbdunklen Läden in der Fußgängerzone, analoge Handelsplattformen für orientalisches Geschmeide, Tand und Zierrat, scheinen ziemlich gut zu laufen. Auch wenn wir noch nie einen Kunden drin gesehen haben.  Die zahlen, wie man hört, Höchstpreise – bar. Wenn es sein muss sogar auf die Kralle. Mit Zufriedenheitsgarantie und vollem Rückgaberecht – innerhalb von zwei Minuten. Da kann man auch das Tafelsilber von der Omma versilbern. Oder halt die Zahnprothesen und -brücken von Onkel Erich. Gilt ebenso für Feilungen und Gekrätz, sofern da noch irgendein Rest von Metalllegierung dran pappt. Motto: Wir machen Ihr Gold zu Geld. Oder, wie der Araraber zu sagen pflegt: Nahul dhahbak ‘iilaa almal.  Das sieht dann so aus: نحول ذهبك إلى المال! Und so hört sich das auch an!

 Deutsch als Güte- und Qualitätssiegel

Da weiß man doch gleich: Hier werden Sie geholfen. Hast Du Problem, musst Du fragen seriöse deutsche Fachmann.

Irgendwie haftet dieser Branche, die mit Second-Hand-Pretiosen dealt, der Ruch der Zwielichtigkeit an. Möglicherweise liegt das aber auch an den Namen vieler Betreiber. Da ist es gut zu wissen, dass es auch ganz honorige Adressen gibt. Deutsche. In Wetzlar im Schatten des Doms findet sich so eine. Zumindest verheißen das entsprechende Zeitungsanzeigen. “Deutsche seriöse Leitung” steht da. Das muss betont werden. Weil es eine Art Güte- und Qualitätssiegel ist. Und es ist beruhigend.

Da fühlt man sich doch gleich viel besser und gut aufgehoben. Also, wenn wir uns schon schweren Herzens von Tante Friedchens (geschmackloser) Brosche trennen (müssen), dann hier. Das wäre sicherlich auch in ihrem Sinne. Bleibt dann ja auch quasi in der (deutschen Volks-) Familie. Wer weiß denn, zu welchen Zwecken das Zeugs bei Yassin und Tarek missbraucht wird? Die verticken das am Ende an die al-Aqsa-Brigaden, und die bauen dann noch Sprengstoffgürtel draus. Oder das Geschäft dient nur der Geldwäsche, um damit Drogen-Dollars zu putzen. Diese Araraber sind schließlich zu allem fähig und zu nix zu gebrauchen. Schon allein deshalb kaufen wir ja auch nur noch deutsche Feigen und Datteln. Gilt übrigens auch für Bananen.

Hin- und hergerissen zwischen Skepsis und Vertrauen

Keine Ahnung, was das Zeugs wert ist. Aber sicher ist sicher. Deshalb gehen wir mit den Klunkern auch nur zu seriösen deutschen Schmuck-Dealern. Das wäre auch ganz im Sinne von Tante Frieda, die uns den Schatz hinterlassen hat. Foto: Pixabay

Dann doch schon lieber zum “Deutschen Goldankauf”, wie besagter Händler im Internet wirbt. Also favorisieren wir die Klitsche unter “deutscher seriöser Leitung”. Das ist ja schon mal fast ein Alleinstellungsmerkmal. Was entnehmen wir dieser Aussage? Da gibt es verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. Der Umkehrschluss legt nahe, dass ein entsprechender Flitter-Shop, so er von einem Ausländer geführt wird, mit einer gewissen Vorsicht zu genießen wäre. Da ist schon gesunde Skepsis angebracht. Per se und zwangsläufig seriös kann er gar nicht sein. Und wenn doch, wäre dies die Ausnahme,  nicht die Regel.

Viel Seriosität im Klunker-Shop

Hier in der Wetzlarer Krämerstraße ist das anders. Davon abgesehen tut es ja erst einmal schon gut  zu wissen, dass der Laden überhaupt eine Leitung hat. Auf der man nicht zwingend stehen muss. Und wenn die, also die Leitung, dann auch noch deutsch ist, umso besser. Da hätte man das “seriös” doch erst gar nicht besonders zu betonen brauchen. Es sei denn, es ist keineswegs selbstverständlich und man sieht sich gezwungen, eigens zu betonen, dass der Klunker-Shop zwar germanisch-inhabergeführt wird, aber trotzdem respektabel ist. Was ja erst mal keine Selbstverständlichkeit ist. Das eine muss das andere ja nicht ausschließen. Das kann man sich jetzt aussuchen.

Aber vielleicht ist es ja auch nur mal an der Zeit, alte Vorurteile über Bord zu werfen. Wir brauchen Platz für neue.

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