Rotorman's Blog

Zwischen dem Ijsselmeer und der Breitscheider
Hub: Spannender Flieger-Krimi mit Lokakolorit

In diesem Ambiente fühlten sich der Autor und seine Zuhörer sichtlich wohl. Uli Thiehlmann las im großen Hangar der Breitscheider Luftsportgruppe aus seinem neuen Flieger-Krimi „Mitsommerflug“

Von Jürgen Heimann

Das Ambiente stimmte, der Inhalt auch. Ulrich Thielmann, der, familiär bedingt, nahezu seine gesamte Kindheit auf dem Breitscheider Flugplatz verbracht hat und heute in der Nähe von Koblenz zu Hause ist, war am Freitagabend temporär an den früheren Tatort zurückgekehrt. Wobei der Begriff „Tatort“ im doppelten Sinne wörtlich zu nehmen war bzw. ist. Denn es ging bei der Visite auch um Täter und Opfer. Im großen Flugzeughangar der LSG Beitscheid-Haiger, zwischen von der Hallendecke baumelnden und am Boden dicht Fläche an Fläche verschachtelt geparkten Sportflugzeugen las der Autor auf Einladung der Gemeindeverwaltung aus seinem neuen Roman, einem, natürlich in Fliegerkreisen angesiedelten Krimi: „Mitsommerflug“. Und der Plot ist, Lokalkolorit, in weiten Teilen in der näheren Umgebung der „Hub“ angesiedelt. Spannend von der ersten bis zur letzten 312. Seite des Romans. Die Figuren sind glaubwürdig, die Dialoge fesselnd. Bürgermeister Roland Ley outet sich bei dieser Gelegenheit als großer Fan des Schriftstellers. Eintritt wurde nicht erhoben, freiwillige Spenden jedoch waren für die Jugendgruppe der LSG bestimmt.

Keine Ahnung, aus welchen inspirierenden Quellen dieser schreibende Pilot seine Anregungen schöpft. Aber was er da zu Papier bringt, hat Hand und Fuß. Ist stimmig, authentisch, logisch nachvollziehbar und über alle Maßen unterhaltsam. Und der Leser kann nebenbei noch eine Menge lernen, über die Strukturen, Abläufe und Zwänge, denen die Allgemeine Luftfahrt unterliegt. Scheinbar spielerisch erfährt der Rezipient, wie dieses geheimnisvolle Wesen namens Fliegerei funktioniert und tickt.

Uli Thielmann ist auf dem Breitscheider Flugplatz aufgewachsen. Er hatte keine Chance, etwas anderes zu tun. Weil: Sein alter Herr, der Horst, war hier, als der Junior das Licht der Welt erblickte, schon quasi rund um die Uhr als Fluglehrer tätig. Und ist heuer ob seiner Verdienste um den Verein Ehrenmitglied. Was blieb dem kleinen, aufstrebenden Pimpf anderes übrig, als in die Fußstapfen des Erzeugers zu treten und den Westerwälder Himmel zu erobern? Mit 14 absolvierte der heutige Telekom-Manager seinen ersten Alleinflug, getrimmt und gebrieft von so legendären Ausbildern wie Reinhard Göst, August Mötzing, Klaus Weiß und Jupp Langer. Und danach nahm seine Fliegerlaufbahn Fahrt auf. Beruflich hat es den Luftikus ins Koblenzer Outback verschlagen. Seit 1981 ist er Mitglied des dortigen Aeroclubs, darf aber inzwischen, weil der Fliegerarzt aus gesundheitlichen Gründen das erforderliche Medical nicht mehr unterschreibt, nur noch als Passagier in den Wolken hängen. Egal. Dem Metier fühlt sich der 62-Jährige aber nach wie vor eng verbunden.

Viele der Gäste ließen sich die Bücher des auf dem Breitscheider Flugplatz aufgewachsenen Schriftstellers nach der Lesung signieren.

Der „Mitsommerflug“ ist schon Thielmanns dritter Roman – und sein erster Krimi. Wie letzterer spielen auch die ersten beiden Veröffentlichungen in der Fliegerwelt. „Der Brief aus Wisconsin“, das Vorgängerwerk, bewegt sich zwischen Vergangenheit (2. Weltkrieg), Gegenwart und Ahnenforschung, beinhaltet aber auch eine packende Liebesgeschichte und macht nebenbei Station auf der größten Flug-Show der Welt, in Oskosh.

Eine Cessna 195 B, wie sie auch das Cover des neuen Buchs ziert, war jahrelang auf der „Hub“ stationiert. Zufall? Zwei Freundinnen, gestartet auf dem Flugplatz Sonnwald (gemeint ist aber der Verkehrslandeplatz Breitscheid) stürzen mit diesem grundüberholten Oldtimer auf dem Weg nach Texel ins Ijsselmeer und überleben das unfreiwillige Bad nicht. Ein tragischer Unglücksfall? Oder steckt mehr dahinter? Hat da jemand vorsätzlich an diversen Stellschrauben gedreht? Die Ermittler, Kriminalhauptkommissar Karl Doesburg und seine Kollegin Sophie Müller, glauben nicht an einen Zu- und Unglücksfall und graben in Folge ganz tief. Sie sind auf der richtigen Spur. Mehr soll hier nicht verraten werden. Nur so viel: Der Mörder war nicht der Gärtner.

Inzwischen arbeitet Ulrich Thielman bereits an seinem vierten Buch. Dafür sind natürlich umfangreiche Recherchen erforderlich. Worum es genau geht, verrät er nicht. Aber wir können sicher sein: Flugplätze und Flugzeuge werden eine zentrale Rolle spielen. Ready for Take-Off!

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