Rotorman's Blog

Darf’s ein Biss(chen) mehr sein? Totale
Finsternis im “Blauen Müllsack” in Kölle

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Den Gräbern entstiegen bittet Krolocks Fußvolk kommendes Jahr auch in Köln zum Tanz. Foto: Stage-Entertainment

Von Jürgen Heimann

Sie haben schon (fast) überall zugebissen, in vierzehn verschiedenen Ländern, in unzähligen Städten. U.a. in Wien, Stuttgart, Hamburg, Oberhausen, Berlin, München, Warschau, Tokio, Budapest, Osaka, St. Petersburg, Paris, Antwerpen, St. Gallen und Helsinki. Nur in Kölle waren die Untoten bisher noch nicht. Das wird jetzt nachgeholt. Derzeit noch in der Krawallstadt an der Elbe im Blutrausch, machen Draculas Erben im Rahmen ihrer Deutschlandtournee vom 14. Februar bis zum 30. Juni 2018 am Rheinufer Station. In der Gruft mit blauem Dach, die eigentlich schon vor Jahren hatte abgerissen werden sollen, aber zu den schönsten und außergewöhnlichsten Spielstätten des Michel-Landes zählt: dem Musical Dome. Der “blaue Müllsack” mutiert zum temporären Erstwohnsitz des Grafen von Krolock.  

Die Vampire, dem  Vernehmen nach unsterblich, formieren sich im Schatten der Kölner Kathedrale zum Schwof. Motto: “Darf’s ein Biss(chen) mehr sein?“ Ein Ringelpietz, der an wechselnden Schauplätzen seit 1997 andauert und dessen Ende immer noch nicht abzusehen ist. Wenn sich die steilen Zähne in der rheinischen Jecken-Metropole ausgetobt haben, zieht die Karawane weiter, in die nächste transsilvanische Kolonie. In Köln bittet bb-promotion, europaweit der bedeutendste Live-Entertainment-Anbieter, zum Tanz. Der Kartenvorverkauf für diese von der Stage Entertainment verantwortete Tour-Produktion hat inzwischen begonnen. Der Einlass schlägt mit zwischen 31.50 und 116.50 Euro plus Gebühren zu Buche,  je nach Blutspendetermin und Platzkategorie. Ticket-Hotline: 01806 – 101111.

Einen kleinen Vorgeschmack auf die vampirische Orgie vermittelt der folgende Trailer der Veranstalter. Ein  teilweise düsteres Fest aus Musik, Tanz und Farben:

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Da kann man schon mal Appetit auf eine kleine Blutkonserve bekommen.

 Spritzig, witzig, comedyhaft und etwas gruselig

“Tanz der Vampire” basiert auf Roman Polanskis gleichnamigem Film aus dem Jahre 1967. Dessen Storyline dürfte ja bekannt sein. Wer diese Horrorfilm-Parodie mochte, wird “TdV”, so das gängige Kürzel, lieben. Die Show ist spritzig und witzig, comedyhaft und gruselig zugleich. Selten hat ein Musical die Besucher so mit- und hingerissen. Über acht Millionen weltweit haben es schon gesehen.

Das Kult-Stück besticht vor allem (aber nicht nur) durch eine eingängige, abwechslungsreiche, zwischen wucherndem, treibenden Bombast-Rock und einschmeichelnden Popballaden angesiedelte Partitur. Eines der besten und bis heute unerreichten Beispiele für den gelungenen Einsatz von symphonischem Rock-Pop auf einer Theaterbühne. Die Musik stammt von Jim Steinman, dem “Wagner des Rock”. Buch und Texte sind das Werk von Deutschlands Libretto-Papst Dr. Michael Kunze (“Mozart!”, “Elisabeth”, “Marie Antoinette”).

Unstillbare Gier beim Mitternachtsball

TANZ DER VAMPIRE

Der Boss aus dem Schloss: Düster, verschlagen, lüstern und durstig. In der yschönen Wirtstochter Sarah findet der Graf ein williges Opfer. Doch er müsste dringend mal zum Friseur und zur Maniküre. Foto: Stage-Entertainment

Die Inszenierung versetzt die Besucher auch durch eine rasante Abfolge pompöser Szenenfolgen, die in nahezu filmischer Dichte daher kommen, in Erstaunen. Und es gibt Ohrwürmer en masse. Die dürften selbst jenen, die normalerweise einen großen Bogen um Musicalaufführungen machen, irgendwie bekannt vorkommen. Beispielsweise die “Totale Finsternis”. Im Original heißt bzw. hieß  der Song “Total Eclipse of the Heart”. Damit hatte  Bonnie Tyler 1983 einen Welt-Hit gelandet. Oder die “Unstillbare Gier”, die Meat Loaf für “Closer than they are” als Vorlage diente. Der frühere Fettkloß feierte weiland auch mit “Original Sin” Charterfolge. Daraus entnommen sind die Lieder “Gott ist tot”, “Einladung zum Ball” und “Tanzsaal”. Und das Finale schließlich, “Tanz der Vampire”, entstammt dem Soundtrack  zum Film “Straßen in Flammen”. Dort hieß das Stück “Tonight is what it means to be young”.

TdV war Sprungbrett für viele Musicalkünstler

Jürgen

Auch schon länger her: Backstage mit Graf „Maddin“ (Berger). Mein persönlicher Krolock-Favorit. Das österreichische Multitalent spielte den Ober-Vampir von 2001 bis 2002 in Stuttgart. Die beiden Herren auf dem Foto sind inzwischen (etwas) in Würde gealtert 🙂

Für viele namhafte Darsteller der deutschsprachigen Musicalszene sollte ein TdV-Engagement zum Karrieresprungbrett werden. Und das Privileg, die anspruchsvolle Rolle des “Grafen von Krolock” übernehmen zu dürfen, kam einem Ritterschlag gleich. Eine Aufgabe, der nur die Besten ihres Fachs gewachsen waren und sind. Steve Barton ist da unvergessen, aber auch Kevin Tarte, Martin Berger, Thomas Borchert, Felix Martin, Ian Jon Bourg, Jan Ammann, Drew Sarich und zuletzt Mathias Edenborn machten  als Gruftie-Bosse eine exzellente Figur.

Jetzt freuen sich die Fans auf ein bissiges Wiedersehen mit dem unheimlichen und lüsternen Grafen, der schönen Sarah, Professor Abronsius, dessen Gehilfen Alfred, Koukol, dem Buckeligen, dem Wirtsehepaar Chagal und Rebecca sowie deren Magd Magda. Die Einladung zum Mitternachtsball steht.

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