“Kölle am Roi” bekommt wieder eine En-Suite-Produktion und meldet sich damit auf der Landkarte der großen deutschen Musicalstandorte zurück. Und wo? Im guten alten Musical-Dome, der inzwischen auch schon 18 Jährchen auf den Planen hat, oft totgesagt wurde, aber als Theater-Spielstätte immer noch lokal konkurrenzlos und in Blüte dasteht. Und daselbst wird sich ab November des kommenden Jahrs ein wackerer Leibwächter um einen extravaganten Superstar kümmern.
Auf der Kinoleinwand tat das mit vollstem Körpereinsatz einst Kevin Kostner alias Frank Farmer uns sorgte sich rührend um Whitney Housten, die in dem Blockbuster natürlich anders hieß: “Rachel Marron”. Die Romanze zwischen beiden ungleichen Charakteren hatte weiland allein in Deutschland über sechs Millionen Zuschauer in die Kinos gelockt. Und da war es nur eine Frage der Zeit, bis “Bodyguard”, so der Originaltitel, als Musical adaptiert werden würde.
Im Londoner Westend begeisterte die packende Lovestory zwischen dem Security-Hengst und der Diva in Folge das Publikum mehr als zwei Jahre lang, wobei die Grenzen zwischen Musical, einem Popkonzert und einer Whitney Houston Tribute Show fließend waren. Der Erfolg beruhte zu einem wesentlichen Teil auch auf der Partitur: Sie beinhaltet alle von Whitney Housten interpretierten Songs des Grammy-prämierten Soundtracks, der den Film einst weltberühmt gemacht hatte. Oft ist es ja umgekehrt. Der Tonträger verkaufte sich weltweit 44 Millionen mal. Allein der Titelsong “I Will Always Love You” avancierte zu einem der größten Hits aller Zeiten und ging als Single über zwölf Millionen Mal über die Ladentheke. Aber da gab und gibt es der Gassenhauer ja noch mehr: “So Emotional”, “One Moment in Time” oder “Saving All My Love” beispielsweise. Und das ist erst die Spitze des klangvollen Eisberges.
Musical, Pop-Konzert, Tribute-Show
Angereichert wurde die Set-List dann noch zusätzlich mit weiteren Hits der 2012 verstorbenen Soul- und Pop-Prinzessin. Funktioniert immer, oder meistens. In diesem Fall auf jeden Fall. Und jetzt hat sich bb-promotion die Rechte für diesen preisgekrönten Bühnenerfolg (“Best New Musical”, “WhatsOnStage-Award”) gesichert. Dass er auch in Köln zu einem solchen wird, davon sind die Verantwortlichen überzeugt. Sie zeigen in deutscher Erstaufführung die Londoner Originalproduktion – natürlich mit deutschen Texten und Dialogen. Bis zur Premiere wird zwar noch eine Menge Wasser den Rhein hinunter fließen, doch gibt es bereits Tickets für das Spektakel. Der Kartenvorverkauf hat schon begonnen.
Laufzeitprognosen sind vor dem Start selbst einer international so renommierten Produktion immer schwer. Aber zumindest der inzwischen von “Mehr! Entertainment” betriebene “Dome” mit seinen 1769 Sitzplätzen wird danach noch für mindestens eineinhalb Jahre als musical-ische Spielstätte der Platzhirsch bleiben. Bis das Staatenhaus im Rheinpark, das zur ersten Kölner Spieladresse werden soll, nach seiner Renovierung bezugsfertig und nutzbar ist, dauert noch. Frühestens im Sommer 2017 gehen hier die Lichter (wieder) an. Und so lange ist und bleibt das von den Kölnern respektlos “Blauer Müllsack” genannte Zelt unweit des Hauptbahnhofs unverzichtbar.
Erst fing es ganz langsam an….
Die glitzernde, die Rhein-Skyline prägende, 58 Meter breite und 77 Meter lange Konstruktion war anno 1996 in einem sechsmonatigen Hauruck-Verfahren errichtet worden, erlebte aber gleich mit der ersten von Elmar Ottenthal getragenen Inszenierung einen finanziellen Flop: “Gaudi” von Eric Woolfson lief nicht annähernd so gut, wie man sich das erhofft hatte. Doch in Folge ging es steil aufwärts. “Saturday Night Fever”, “Jekyll & Hyde” und (vor allem) “We Will Rock You”, das es hier auf eine Laufzeit von fast vier Jahren brachte, waren in Folge die Abräumer, die sich auf Dauer hielten und für volle Säle sorgten.
“WWRY” ist ja immer noch der Renner und derzeit im Deutschen Theater in München zu sehen. Und vom 19.7. bis 16. 8. 2015 kehrt das Ben Elton-Stück an jenen Ort zurück, an dem sein (deutscher) Ruhm begründet wurde: in den Musical-Dome.
Das letzte Long-Run, das in Köln reüssierte, war “Hairspray” (Dezember 2009 bis September 2010). Danach immer mal wieder, überwiegend als Tournee- oder Kurzzeitproduktionen ausgelegte Inszenierungen wie “Cats”, “Vom Geist der Weihnacht”, “Elisabeth”, die unverwüstliche “Rocky Horror Show” sowie Einzelgastspiele aus dem Comedy- oder Dance-Bereich. Seit März 2012 ist der Musical-Dome zudem als Interimsspielstätte “Außenstelle” der sanierungsbedürftigen Oper und firmiert offiziell auch als “Oper am Dom”.