Von Jürgen Heimann
Bis das Planungsrecht gegeben ist, wird vermutlich noch so manche Sturmbö die Wipfel der Westerwälder Bäume zersauseln. Aber: Der erste, entscheidende Schritt ist getan. Das Breitscheider Gemeindeparlament hat in der vergangenen Woche (erwartungsgemäß) dem Vorhaben der hiesigen Fallschirmsportler zugestimmt, am zur Landestraße hin gelegenen Rand des Flugplatzes ein neues Sprungzentrum zu errichten. Der Beschluss erfolgte einstimmig. Herzstück des Ganzen wird eine 50 Meter lange Hallenkonstruktion sein, die nicht nur ausreichend Raum für das neue Absetzflugzeug des Vereins, eine 20 Personen fassende Cessna “Supervan” bietet, sondern auch zeitgemäße Schulungs-, Sozial- und Lagerräume beinhaltet. Breitscheid dürfte nach Verwirklichung dieses Projektes die größte “Dropzone” in Hessen sein. Damit spielt “Skydive Westerwald” dann nicht nur sportlich, sondern auch von der baulichen Infrastruktur her in der ersten Liga.Der Bauausschuss hatte den Plan bereits in der Woche zuvor gebilligt. Die Entscheidung der Gemeindevertretung galt letztlich nur noch als Formalie. Bürgermeister Roland Ley sprach in diesem Zusammenhang von einem “richtungsweisenden Projekt”. Ein solches ist es für die Skydiver, aber auch für die Kommune. Die wird nun in Zusammenarbeit mit ihrem Planungsinstitut daran gehen, die baurechtlichen Weichen zu stellen. Der Flächennutzungsplan muss angepasst, ein gesonderter Bebauungsplan aufgestellt werden. Die Schirmsportler, auf deren Mitgliederliste inzwischen 120 Namen stehen, hoffen, bis zum Beginn der Saison 2017 Einzug in ihr neues Domizil gehalten zu haben – wenn alles gut läuft.
Damit geht ein jahrelanges Provisorium zu Ende. Die Verhältnisse auf dem Sprungplatz, der sich in der Verlängerung zu dem ehemaligen Flugplatzhotel befindet, sind doch sehr beengt. Die Luftsportler begnügen sich mit einer Holzhütte, die ihnen als “Zentrale” (Manifest) dient, und nutzen einen Container als Lagerstätte sowie das Untergeschoss des früheren Beherbergungsbetriebs als Pack- und Schulungsraum. Mit dem Neubau soll auch der gewachsenen Bedeutung der Stätte Rechnung getragen werden, die in den Sommermonaten Skydiver und Gäste aus ganz Deutschland sowie dem benachbarten europäischen Ausland anlockt. Das Sportzentrum ist ein echter “Frequenzbringer” und generiert Besucherströme. In Zukunft wohl noch mehr als heute.
Irgendwann in grauer Vorzeit hatte die Gemeinde einmal verfügt, dass an besagter Stelle grundsätzlich nicht gebaut werden dürfe. Aber dieser Beschluss, wann immer er erfolgt sein mag, ist nirgends mehr belegbar. Aber um auf Nummer sicher zu gehen, hob das Parlament diesen pro forma auf.
Campingplatz und eventuell Gewerbeflächen
Losgelöst von dem aktuellen Bauprojekt der Springer ist die Überlegung, im Anschluss an die neue Halle ein Areal für Wohnmobile auszuweisen. Die Verantwortlichkeit bzw. die Betreiberfrage wird zunächst offen gehalten und zu gegebener Zeit zu klären sein. Optional ist auf der „Hub“ ferner die Ausweisung zusätzlicher Gewerbeflächen im Gespräch, womit die Gemeinde Breitscheid ja nicht gerade überversorgt ist. Darüber hinaus wäre denkbar, dass sich am Platz weitere luftsportlich orientierte Gruppen oder Einzelpersonen etablieren und ansiedeln könnten. Bereits in den vergangenen Wochen hatte es hier eine nicht unerhebliche Wanderungsbewegung gegeben. Zahlreiche anderen Flugvereinen entstammende Piloten hatten dort mit “Sack und Pack” eine neue Heimat gefunden. Wobei mit “Pack” deren Fluggerät gemeint ist. Inzwischen haben sie auch zwei früher von der Westerwaldflug GmbH genutzte Hangars erworben. Und es gibt bereits weitere Interessenten, für die der Flugplatz als Standort lukrativ ist
Touristische Perspektiven
Der Verkehrs-Airport gilt ja nicht nur unter Luftfahrern als ein beliebtes Ziel. Vor allem an den Wochenenden geben sich hier viele Zuschauer, die mitunter von weit außerhalb kommen, die Ehre. Zumal es hier immer irgendetwas zu bestaunen gibt. Und die Gäste haben auch Bedürfnisse, in verpflegungstechnischer Hinsicht. Darüber freuen sich (nicht nur) die Betreiber des Flugplatz-Restaurants. An schönen Tagen ist die bewirtschaftete Besucher-Terrasse voll. Da tun sich gerade auch in touristischer Hinsicht einige Perspektiven auf. Zumal ja nicht nur Breitscheid, sondern die Region in Gänze an Sehenswürdigkeiten und Ausflugszielen eine Menge zu bieten hat.