Nach einer ereignis- und flugbetriebsreichen Saison 2014 ist es auf der Breitscheider “Hub” inzwischen verdächtig still geworden. Der ansonsten stark frequentierte, von der Luftsportgruppe Breitscheid-Haiger betriebene Verkehrslandeplatz hält Winterschlaf, kann aber, sobald es das Wetter zulässt, jederzeit wieder in den Wake-up-Modus wechseln. Die Hauptverkehrszeit, in denen der Westerwälder Airport auch von auswärtigen Maschinen angesteuert werden kann, endet hier jeweils am 31. Oktober. Im Gegensatz zum großen Bruder auf der anderen Seite der Landesgrenze. Der auch mit einem Instrumenten-Landessystem (ILS) ausgestattete Siegerlandflughafen ist als Verkehrsflughafen ganzjährig geöffnet.
Ab 1. November ist der Tower in Breitscheid hingegen nicht mehr regelmäßig, sondern nur noch sporadisch besetzt. Die Fachsprache kennt diese Situation als sogenannten “PPR”-Status (=Pre Permission Required), was so viel bedeutet, dass der Flugplatz nur nach vorheriger Rücksprache mit den Verantwortlichen nutzbar und anfliegbar ist. Mitglieder des Vereins dürfen außerhalb der offiziellen Betriebszeiten zwischen Ende Oktober und Anfang März noch starten und landen, sofern ein Flugleiter anwesend ist, Auswärtige aber nur dann, wenn ein vom Regierungspräsident autorisierter „Lotse“, ein sogenannter BfL’er (Beauftragter für Luftaufsicht), auf dem Turm die Dinge im Auge behält. Das ist wie bei der Seefahrt: Auf jeden Schiff, ob’s dampft, ob’s segelt. gibt’s einen, der die Sache regelt.
Die Zahl der 2014 registrierten Flugbewegungen unterstreicht die Bedeutung der “Hub” als öffentliche Einrichtung der Luftfahrt. Knapp 10.000 Starts und Landungen allein von Motorflugzeugen sind in den Büchern verzeichnet, 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Großteil geht auf die Kappe auswärtiger Piloten, bei denen Breitscheid ein beliebtes Ziel ist. Aber auch die am Platz beheimateten Springer von “Skydive Westerwald” sowie die neue, im Frühjahr eröffnete Flugschule haben ihr Scherflein zu dieser stattlichen Bilanz beigetragen. Hinzu kommen noch einmal 1948 Segelflugzeugstarts und -landungen.
Vize-Weltmeister dominierte den Ziellandewettbewerb
Die LSG pflegt ihr flugsportliches Jahr jeweils mit dem sogenannten “Abfliegen” ausklingen zu lassen. Ein sowohl geselliges, als auch sportliches Ereignis mit langer Tradition. Die jeweils letzte Möglichkeit, “aero-tisch” noch mal aus dem Vollen zu schöpfen. Danach bleibt der Himmel den Aktiven meist verschlossen.
Die Motorfraktion übt sich bei diesen Gelegenheiten noch einmal im Peilen, Einschätzen und Zielen. Von letzterem leitet der sportliche Spaß auch seinen Namen ab: Ziellandewettbewerb. Es gilt, möglichst punktgenau auf einem kleinen, eng definierten Feld aufzusetzen. Patzer werden mit Abzügen in der B-Note geahndet. Und bei diesem Wettstreit ließ Robert Deppe seinen Kameraden nicht den Hauch einer Chance. Kein Wunder: Der Mann beherrscht sein Handwerk, was er in diesem Jahr im Team mit seiner Schwester Carla Moses auch bei den Rallye-WM im polnischen Torun demonstriert hatte. Der Airbus-Ingenieur und sein weiblicher Co. hatten sich dabei den Titel des Vize-Weltmeisters sichern können. Der zweite WM-Platz ist der bislang größte Erfolg für die ambitionierten Motor-Aeronauten von der „Hub“. (Hinzu kommt noch ein Deutscher Meistertitel beim
Navigations-Flug-Championat, den das Ehepaar Astrid und Marcus Ciesielski nach Breitscheid holte.)
Auf dem zweiten Rang des Ziellandewettbewerbs landete (im wahrsten Sinne des Wortes) LSG-Motorflugreferent Thomas Gerke, der 50 Strafpunkte mehr kassierte als sein WM-erfahrener Kollege. Den dritten Platz holte sich Winfried Czilwa, während der 1. Vorsitzende des Vereins noch mächtig üben muss, um nächstes Jahr wenigstens annähernd mithalten zu können.
Auch die Wind- und Thermik gestützten Piloten haben sich inzwischen temporär aus dem Westerwälder Luftraum verabschiedet. Sie nutzen das letzte sonnige Wochenende, um noch einmal ausgiebig ganz hoch hinaus zu gelangen. Inzwischen sind alle Maschinen “abgerüstet” und werden in den Werkstatthallen überholt. Die nächste Saison kommt ja bestimmt. 974 Starts hatten die “Wellenreiter” in der zu Ende gegangenen Saison hingelegt, 260 mehr als im Jahr zuvor. Die Vereinssegler waren insgesamt 433 Flugstunden in der Luft und legten 28.633 Kilometer zurück. Das entspricht gerundet 31 mal der Luftlinien- Strecke Breitscheid-Kiel und zurück.
Und jetzt sammeln die “Hub”-Piloten erst einmal neue Kräfte für künftige Taten. Am 29. und 30. August 2015 steht in Breitscheid wieder eine Internationale Airshow ins Haus. Dieses Großereignis erfordert eine generalstabsmäßige Planung und den Einsatz jedes einzelnen. Die Vorbereitungen dafür laufen seit Monaten. Erwartet werden die besten Showpiloten Europas mit zahlreichen raren Oldtimern, Klassikern der Lüfte, “Warbirds” und modernstem Fluggerät.