Rotorman's Blog

Skydiver schalten den Turbo ein: Himmlische
Workshops und ein Angriff auf die USS-Nimitz


Nicht kopflos, aber kopfüber ins wolkenreiche Nichts. Ringelpietz mit Anfassen. Während ihrer traditionellen Sprungwoche vom 22. bis 31. Juli wollen die Breitscheider Skydiver wieder den Turbo einschalten. Foto: Marcel Leicher

Von Jürgen Heimann

Es ist ja nicht so, dass die Breitscheider Fallschirmspringer die ganze Saison über nur auf der faulen Haut liegen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Da ist auf dem Sprungplatz neben dem frisch renovierten Flugplatz-Hotel in der Regel schon alles andere als Hängen im Schacht angesagt. An jedem Wochenende zwischen April und Ende Oktober geht es hier, sofern es das Wetter zulässt, mächtig  zur Sache. Freifaller (und Sprungpassagiere) aus ganz Deutschland haben sich die Koordinaten von „EDGB“ in ihren Navis markiert. Da herrscht Leben in und über der Bude.

Einmal im  Jahr drehen die Jungs (und Mädels) von „Skydive Westerwald“ für ein paar Tage aber noch mal besonders auf und zünden den Nachbrenner. Wenn das traditionelle „Sommerlager“ ansteht, boxt hier der Papst. „Ring frei“ heißt es auf der „Hub“ dieses Jahr wieder vom 22. bis 31. Juli. Und dabei gilt immer die Devise, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Den puren (Adrenalin-)Spaß mit dem Anspruch, noch etwas dazu zu lernen, zu kombinieren.

Namhafte Trainer der europäischen Jumper-Szene reisen an, um ihren Kollegen vor Ort auf die Sprünge zu helfen. High-Level-Hüpfer aus 6.000 Meter Höhe, bei denen es zusätzlichen Sauerstoffs an Bord des Absetzflugzeugs bedarf, Praxis-Workshops im Free-, Speed- oder Angel-Flying, im „Winkelfliegen“ oder im (Relativ-)Formationsspringen stehen auf der Agenda. Ist natürlich nur etwas für Fortgeschrittene, für Experten und Spezialisten. Aber daneben erhalten auch „Außenseiter“ die Möglichkeit, in die faszinierende Welt des Fallschirmspringens hinein zu schnuppern. Tandem-Gäste können sich zu ermäßigten Tarifen an einen erfahrenen „Master“ ketten und sich aus 4.000 Meter Höhe ins Bodenlose fallen lassen.

Krönender Abschluss und Höhepunkt der vieltägigen Sprung-Party ist das traditionelle Sommerfest, das diesmal auf den 30. Juli terminiert ist, bei dem es Rockmusic-mäßig stets gewaltig etwas auf die Ohren gibt, bei dem Grill und Zapfhähne glühen und zu dem natürlich auch Gäste der Fußgänger-Fraktion gerne gesehen sind.

Der Sause voran geht der traditionelle „Nimitz-Boogie”. Und um auf so etwas zu kommen, muss man/frau schon einen kleinen an der Naht haben. Die Wettbewerbs-Teilnehmer springen ganz normal aus der Luke der „Whisky-Whisky“, um dann später zu versuchen, bei der Landung einen in einem Pool herumdümpelnden, maßstabsgerecht nachgebauten und entsprechend verkleinerten Flugzeugträger zu versenken – wenn möglich durch eine mit den Füßen erzeugten Volltreffer. Und das ist gar nicht so einfach. Die  Springer haben bei der Landung je nach Größe des Schirms immerhin noch 50 bis 80 Klamotten auf dem Tacho. Wer da nicht aufpasst, landet weit jenseits des Ziels am Boden der Tatsachen. Ein sehenswertes Spektakel. Da bleibt kein Auge trocken – und die Kehlen tun es auch nicht.

Attacke: Luftangriff auf die USS Nimitz. Der älteste Flugzeugträger der Navy dümpelt maßstabsgerecht verkleinert in einem Pool. Es gilt, den Pott beim Landeanflug zu versenken. Foto: Lars Leinemann

Nicht weniger abgefahren, vielleicht sogar noch einen Tick schräger, ist die „Hit & Chuck“-Rallye. Ein ritualisierter, nicht ganz ernst gemeinter Wettkampf, der in der Westerwälder Adrenalin-Fabrik am Ende eines ereignisreichen Sprungtages die Überleitung zum gemütlichen Teil markiert. Das Ganze mag auf Außenstehende zunächst etwas befremdend wirken. Eine Flasche Bier, malerisch im Zentrum eines Zielkreuzes positioniert, spielt dabei eine nicht ganz unerhebliche Rolle. Dieses leckere, meist gut gekühlte Pils ist, wen wundert‘s, das Objekt der Begierde. Es kommt nun darauf an, nach dem Exit aus geringer Höhe möglichst nahe am Fläschchen zu landen. Die Uhr läuft ab dem ersten Bodenkontakt. Gestoppt wird dann die Zeit, die der Akteur benötigt, um den „Bölkstoff“ auf „Ex“ auszutrinken. Wohl bekomm’s.

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