Rotorman's Blog

Ulrich Thielmann schreibt Flieger-Krimi
Der „Mittsommerflug“ bietet Spannung pur

Flieger-Krimi mit viel Lokalkolorit. Der neue Roman von Ulrich Thielmann spielt zum Teil auf der Breitscheider „Hub“ und in der Nachbarschaft. Doch die Location wird verklausuliert. Der Airport heißt in dem Buch „Flugplatz Sonnenwald“.

Ich habe keine Ahnung, wo der der Kerl das hernimmt. Aus welchen ergiebig sprudelnden Quellen er seine Ideen und Anregungen schöpft, die sich schließlich zu packenden, dramatischen und spannenden Handlungssträngen verdichten. Ulrich Thielmann weiß aber, wovon er spricht, pardon, schreibt. Der aus Breitscheid stammende Autor, Sohn eines Berufspiloten und frühere Segelflieger und UL-Pilot, hat unlängst seinen dritten Roman vorgelegt: „Mittsommerflug“. Und der spielt, der Titel lässt es erahnen, (wieder) im Piloten-Milieu.

Fliegerbücher finden sich, wenn man etwas danach sucht, zuhauf. Fliegerkrimis weniger bis gar nicht. Und um einen solchen handelt es sich bei diesem Buch. Es ist bereits in zweiter Auflage erschienen und auch als eBook erhältlich. Nach Thielmanns 2006 erschienenen, aber längst vergriffenen Debüt-Schmöker „Wolken kennen keine Grenzen“, auf den folgend 2014 „Der Brief aus Wisconsin“ verschickt wurde, verknüpft der Autor nun die Faszination Fliegen mit der hartnäckigen Ermittlungstätigkeit ehrgeiziger Polizeifahnder.

Die Geschichte des Breitscheider Flugplatzes

Zwischendurch, quasi nebenbei, hatte der heute 62-Jährige 2010 eine blendend recherchierte und aufbereitete Historie des Breitscheider Flugplatzes vorgelegt, eine Fleißarbeit, bei der er auf das Know-How und die Erfahrungsschätze des ehemaligen Erdbacher Luftwaffen-Offiziers, Oberstleutnant a.D. Manfred Thielmann sowie die des Luftkriegs-Historikers Mario Isack zurückgreifen konnte, die ihn nach Kräften unterstützten und ihm zuarbeiteten. Bis dato hatte man eine solch umfangreiche Dokumentation darüber, wie  die „Hub“ entstanden ist und wie sie wurde was sie heute ist, vermisst „Die Geschichte des Breitscheider Flugplatzes: Ehemaliger Einsatzhafen der Wehrmacht und heutiger Verkehrslandeplatz“. ISBN: 978-3981339130

„Der Brief aus Wisconsin“ ist ein (natürlich) im Fliegermilieu) angesiedelter Roman mit Love-Story, der inhaltlich auch die Auswanderbewegung streift. Viele Deutsche zog es ja im Lauf der Jahrhunderte über den großen Teich zu den Amis. Und als am 9. März 1945 in der Nähe des Breitscheider Lufthafens eine angeschossene  B-17 der US-Army Air Force crashte, wobei zwei der neun Besatzungsmitglieder starben, stellte sich heraus, dass sowohl der Pilot Carl Faust, also auch einer der Bordschützen, Paul-Walter Winkel, deutsche Wurzeln hatten. Wie sich unschwer schon an den Namen feststellen ließ. Rainer Klug vom Herborner Geschichtsverein hatte den Fall in seinem brillanten Buch „Der Luftkrieg im Dillkreis“ detailliert aufbereitet. Und das mit den deutschen Auswanderer-Namen wiederum gab ein paar Jährchen später für Ulrich Thielmann den Ausschlag, das Emigrationsthema in seinem zweiten Buch zu verwursteln.

Gangsterjagd auf dem Rollfeld

Und nun also „Kommissar X“, der im Buch natürlich ganz anders heißt, auf Gangsterjagd. Ich persönlich mag eigentlich keine Kriminalromane, aber hier habe ich mal eine Ausnahme gemacht und den 316 Seiten dicken Wälzer verschlungen – in einem Rutsch. Es ist schon erstaunlich, wie der hauptberuflich als Telekom-Projektmanager agierende Schriftsteller die Kurve kriegt, den Spaß am Fliegen, den er aus eigener jahrzehntelanger Praxis im mittelhessischen Breitscheid verinnerlicht hat, mit der Täterverfolgung hartnäckiger Kripo-Spürnasen zu verquicken. Da gibt es eine Fülle dramaturgischer Wendungen und falscher Spuren, die zunächst mal ins Nichts zu führen scheinen. Die Story ist fesselnd, die Dialoge stimmig, die handelnden Figuren authentisch Und, nebenbei bemerkt, der Mörder ist nicht der Gärtner!

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Ulrich Thielmann hat in Breitscheid Fliegen gelernt – bei Reinhard Göst und August Mötzing. Der Luftsport ließ ihn sein ganzen Leben nicht mehr los. Alle drei seiner bisherigen Bücher spielen im Piloten-Milieu.  

Zusammengefasst geht es um das Schicksal zweier eng miteinander befreundeter Pilotinnen, die mit einem grundüberholten Oldtimer-Flugzeug auf dem Weg zur niederländischen Insel Texel ins IJsselmeer stürzen und dabei ums Leben kommen. Ein tragischer Unfall? „Mr was es nit“! Den mit dem Fall betrauten Detektiven kommen jedenfalls Zweifel daran. Und sie sollen mit ihrem Argwohn Recht behalten. Mehr wird aber nicht verraten.

Die Story ist mit viel verklausuliertem Lokalkolorit gewürzt, was aber nur dem auffällt, der, wie der Erzähler auch, im hessischen Teil des Westerwaldes, wo der Wind bekanntlich so immens kalt pfeift, zu Hause war bzw. geboren ist. Für andernorts beheimatete Rezipienten ist dieser Umstand aber von zu vernachlässigender Bedeutung. Der Plot könnte genauso gut hoch im Norden, hinter den Udo-Lindenberg’schen Deichen, oder halt im oberbajuwarischen Outback, wo Markus Söder die Bäume umarmt, angesiedelt sein.

Für Kenner der Örtlichkeiten gibt es viele Hinweise, dass das Unheil eben nicht auf dem im Roman „Flugplatz Sonnwald“ genannten Airfield seinen Anfang nimmt, sondern auf der „Hub“. Ja, und der Rabenscheider Eisenbahntunnel, in dem während des 2. Weltkriegs „heimlich“ Motorkomponenten für den deutschen Parade-Jäger Focke-Wulf 190 gefertigt wurden und durch den bald die Radfahr-Fraktion strampeln soll, kommt auch eine entscheidende Bedeutung zu. Und da wäre auch unweit des Tunneleingangs auf der Langenaubacher Seite der frühere Basaltsteinbruch „Schönbühl“ mit seiner ganz speziellen mystischen Aura. Auch da geht die Post ab.

Ulrich Thielmann wohnt heute in Ransbach-Baumbach, einem knapp 8.000 Einwohner zählenden Städtchen im Westerwaldkreis. Groß geworden ist er aber quasi auf dem Breitscheider Flugplatz. 1973, an seinem 14. Geburtstag, absolvierte er über dem Westerwald seinen ersten Alleinflug und war fortan mehr in der Luft als am Boden. Er war dort durch eine gute Schule gegangen. Seine Fluglehrer hießen Reinhard Göst und August Mötzing. Zwei schon nahezu legendäre Figuren der heimischen Luftfahrerwelt. Eine Lehre zum Radio-und Fernmeldetechniker verschlug den jungen Mann vier Jahre später ins Koblenz’sche Outback. Im Aero-Club Koblenz-Winningen ist der fünffache Großvater seit 1981 Mitglied.

Einen Platz beim „Mitsommerflug“ kann man bei „Books on Demand“ für 14,99 Euronen buchen – Fensterplatz garantiert. Bei Nennung der  ISBN (978-3-75576-804-3 )  stellt jede Buchhandlung ein entsprechendes Mitflugticket aus. Unbedingt einsteigen! Das wird eine ereignisreiche und, ja, auch, hochdramatische himmlische Rundreise. Ready for Take-Off!

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