Rotorman's Blog

Unterstützung aus der Luft: Such- und
Spürhunde springen mit dem Fallschirm ab

Paradogs Breitscheid-klein

Ready for Take-off! „Rufus“ ist bereit. Dirk Rewald, der Ausbildungsleiter von Skydive Westerwald, mit einem seiner drei bellenden Schützlinge, aus denen sich die neue „Para-Dog-Abteilung“ in Breitscheid rekrutiert. Auch seine Kollegen haben die neuen vierbeinigen Kameraden inzwischen ins Herz geschlossen.

Die Rettungshundestaffel Lahn-Dill und die in Breitscheid beheimateten Skydiver machen gemeinsame Sache. Eine (derzeit noch kleines) Bereitschaftsteam Fallschirm springender Vierbeiner soll künftig das operative Einsatzspektrum der Helfer ergänzen und ausweiten. „Anja“, „Paul“ und „Rufus“, eine Golden Retriever-Hündin, ein Pudel-Cocker-Mischling und ein Bello mit undurchsichtiger Erbmasse,  waren in den vergangenen eineinhalb Jahren intensiv auf ihre neue, luftige Aufgabe vorbereitet worden.  Jetzt sind sie und ihre Herrchen/Frauchen “Fit for Jumping“. Die Idee ist so neu nicht. Die Briten hatten, wenn auch unter anderen Vorzeichen, bereits im 2. Weltkrieg sogenannte „Paradogs“ (Parachuting Dogs)  eingesetzt, die nach der Landung hinter den feindlichen Linien operierten und auch bei der Minensuche, Aufklärung oder Bewachung nützliche Dienste leisteten. Selbst am D-Day waren einige von ihnen mit dabei. Bei der Bundeswehr und dem Schweizer Streitkräften sind Fallschirm-Hunde ebenfalls gebräuchlich. Allerdings springen sie und Herrchen nicht allein und getrennt voneinander ab, sondern im Tandem.

Paradog Breitscheid

Ganz entspannt im Hier und jetzt: „Anja“ hängt in den Seilen, pardon, in den Gurten. Die Pudelmischlingsdame war erst nach einem strengen Auswahlverfahren für diese Aufgabe ausgewählt worden.

Das Breitscheider Pilotprojekt dient hingegen ausschließlich friedlichen, humanitären Zwecken. Es  wird von den Innenministerien aus Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gefördert. Auf Grund der exponierten Lage der „Hub“ im Dreiländer-Deck sollen die Teams im Bedarfsfall auch grenzüberschreitend eingesetzt werden – im Rahmen von Suchaktionen oder Fahndungen in unwegsamem Gelände beispielsweise. Wenn es einmal blitzschnell gehen muss, sind solche luftgestützten Einheiten wesentlich effizienter. Sie können deutlich zügiger am Einsatzort sein als ihre auf dem Land weg anreisenden Gefährten.

Strenges Auswahlverfahren

“Anja” “Paul” und “Rufus” hatten sich in einem strengen Auswahlverfahren für diesen ungewöhnlichen Job qualifizieren können. Einem abschließenden psychischen und physischen Eignungstest wurden sie in Folge durch Spezialisten der „Parachute Dog Training School” unterzogen, die eigens zu diesem Zweck aus dem britischen Hertfordshire in den Lahn-Dill-Kreis gereist waren. Das praktische und theoretische Training fand dann in den Sommermonaten des vergangenen Jahres parallel zum normalen Sprungbetrieb am Breitscheider Flugplatz statt. Dirk Rewald, der Ausbildungsleiter von „Skydive Westerwald“, hatte dem Vorhaben zunächst sehr skeptisch gegen über gestanden, seine anfänglichen Vorbehalte dann aber schnell aufgegeben. „Die Hunde lernen zum Teil schneller als unsere zweibeinigen Sprungschülern“, resümiert er.  Auch die Bedenken von Tierschützern konnten schnell ausgeräumt werden. Eine Delegation des Dillenburger Tierschutzvereins hatte sich vor Ort davon überzeugt, dass den Vierbeinern die Sache Riesenspaß macht und sie nicht unter Stress setzt. Rollt das Absetzflugzeug heran, können sie es meist vor unbändiger Ungeduld und Vorfreude gar nicht erwarten, an Bord klettern zu dürfen.

Gurtzeug und Flächenschirme der Hunde sind Spezialanfertigungen und deutlich kleiner als die der Menschen. Die Schirme lösen automatisch aus, müssen also nicht manuell aktiviert werden, was ja auch etwas zu viel verlangt wäre. Deren Steuerung erfolgt durch Herrchen, das sich in der Luft stets in Sichtweite befindet, per Funksignal. Die normale Absprunghöhe beträgt 1600 Meter.

Jeder der drei Hunde hat bereits 20 Absprünge hinter sich

Paul

Wie „Paul“ benutzen auch die beiden anderen Skydive-Waldis Spezialschirme. Es sind Sonderanfertigungen, die per Funk ausgelöst werden.

Alle drei Breitscheider „Paradogs“ haben inzwischen schon 20 Absprünge unfallfrei absolviert. Das ist freilich nichts im Vergleich zu ihrem kalifornischen Kollegen „Brutus“. Der kleine Dackel ist bereits mehr als 100 mal  aus einem (intakten) Flugzeug gesprungen – allerdings im Tandemgespann. Er tut das auch „Just for Fun“, während solches für die Breitscheider Wuffis hingegen ja irgendwie auch Dienst ist.  Für Dienstag, den 1. April, ist eine weitere Trainingsstunde angesetzt. Um 15 Uhr soll das bellende  Parachute-Trio über dem Breitscheider Flugplatz aus einem Hubschrauber der Bundeswehr hüpfen.

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