Rotorman's Blog

Von Jungfrauen, großen Flugdrachen und
aero-tischen Glücksmomenten am Himmel

Spektakuläres Panorama: Pilot und Passagier genießen die Aussicht. Foto: Stephan

Ein lebenserfahrener Kabarettist hat einmal gesagt: Früher musste man Drachen töten und konnte dann die Jungfrau heiraten. Heute gibt es keine Jungfrauen mehr, man muss den Drachen heiraten. Ist halt so. Reden wir aber mal über die aerodynamische Variante dieser Spezies. Nicht jene aus der nordischen und griechischen Sagenwelt, sondern der des 21. Jahrhunderts: über Flugdrachen. In Pohlheim bei Gießen gibt’s ein ganzes Nest davon. Und sie breiten am kommenden Sonntag (19. Juli) ihre Schwingen aus.

Nachdem der Betrieb auf den meisten Flugplätzen Corona-bedingt wochenlang nahezu zum Erliegen gekommen war, ist hier jetzt, unter Beachtung der einschlägigen Hygienevorschriften, wieder ein Stück Normalität zurückgekehrt. Das gilt auch für die Pohlheimer Delta-Piloten, die mit ihren fragil wirkenden Rohrtuch-Konstruktionen inzwischen wieder ihre himmlischen Kreise über dem Gießener Land ziehen. Am Sonntag besteht hier die seltene Gelegenheit, sich als Passagier mit einzuklinken. Der Spaß ist gar nicht einmal teuer. Entschädigt wird der Erlebnishungrige mit Eindrücken, die er (oder sie) so schnell nicht vergisst.

Nase im Wind, Ohren auf Segelstellung

Futuristisches Design. Der „Atos VR 190“ bringt es auf eine Spannweite von 13,8 Metern. ist für zwei Personen ausgelegt, lässt sich aber natürlich auch „einspännig“ fliegen. Foto: Stephan

Drachenfliegen ist die urtümlichste und naturverbundenste Art unter allen luftsportlichen Disziplinen. Es gibt keine „aero-tischere“ Variante, bei der der Akteur so unmittelbar und hautnah am und im Geschehen ist. Keine Cockpitverglasung trennt von jenem Element, das ja bekanntlich ohne Balken auskommt. Man ist eins mit seiner Umgebung, verschmilzt mit der Luft, die einen trägt. Die Nase im Wind und die Ohren auf Segelstellung. Das kommt der Freiheit der Vögel schon ziemlich nahe.

Harry Stephan zählt in der Region zu den erfahrensten Akteuren dieses Genres. Sein Lieblingsspielzeug heißt „Atos“ – mit dem gleichnamigen global agierenden Konzern für digitale Transformationen aber weder verwandt noch verschwägert. Dabei handelt es sich um einen doppelsitzigen Hochleistungs-Starrflügler mit einer enormen Spannweite von 13,8 Metern. Wobei der Begriff „doppelsitzig“ aber ein klein wenig irreführend ist. Man sitzt ja nicht drin, sondern man hängt drunter – im Doppelpack. Was das Vergnügen aber nicht schmälert. Im Gegenteil.

Roll over Beethoven: Ein kleiner Startwagen erleichtert das Abheben. Der Spaß beginnt. Foto: StephanDie Aussicht ist, wenn man’s nach oben geschafft hat, spektakulär. Dafür, dass das Tandem in kürzester Zeit seine Dienstgipfelhöhe erreicht, sorgt ein motorbetriebenes Trike als Schlepper. In 1000 Metern Höhe wird dann die Nabelschnur gelöst, und der Spaß geht erst richtig los. Die reine Flugzeit beträgt locker 20 Minuten, bei Thermik entsprechend länger. Auch Passagiere, die etwas mehr auf den Rippen haben, sind für den VR 190 kein Problem.

Los geht es am Sonntag ab 9 Uhr. Ende: offen.  Feierabend ist bei entsprechender Nachfrage erst bei Einbruch der Dunkelheit. Um einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen, sind Voranmeldungen jedoch zwingend: harry-stephan@gmx.de. Oder: 0175-4061460. Guten Flug!

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