Rotorman's Blog

Als Wein-Somalier zwischen beheizbaren
Frauen und freudig winkenden Gebärmüttern

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In Wort und Schrift: Stilblüten sind das Salz in der sprachlichen Suppe. Und da kann das Trojanische Wohnmobil schnell mal eine gewaltige Erektion bekommen.

Von Jürgen Heimann

Stilblüten sind das Salz in der sprachlichen Suppe, die Würze im verbalen und schriftlichen Einerlei des Alltäglichen. Sie gedeihen selbst auf den kargsten Böden und sind schäumende Ausflüsse, die aus Halb- und Nichtwissen, unfreiwilliger Komik und verunglückter Artikulation gespeist werden. Niemand ist dagegen gefeit. Im Eifer des Wort- oder Satzgefechtes ist so etwas schnell mal passiert. Laut Definition des Dudens sind unter dem Begriff “Stilblüten” Äußerungen und Formulierungen zu verstehen, die durch ungeschickte, falsche oder doppelsinnige Verknüpfungen von Redeteilen ungewollt komisch wirken. Wobei die Intention des Urhebers aber stets verständlich bleibt – meistens jedenfalls.   

Falsche Wortwahl, unsinnig kombinierte Metaphern, Doppeldeutigkeiten, falsche Satz- und Wortbezüge, Rechtschreib- oder Übersetzungsfehler – die Risiken, sich in den Ranken einer Stilblüte zu verheddern, sind allgegenwärtig. Und da ist das Beispiel des passionierten Petrijüngers, der, bevor er seine Angel auswarf, noch schnell einen Köter am Haken befestigt hatte, eher harmlos. Aber vielleicht wollte der Mann ja auch etwas viel Größeres fangen als einen profanen Karpfen…. Längst zum Klassiker geworden ist hingegen dieser Satz: “Seit zehn Jahren wohne ich in M., wo ich in einer Metzgerei als Gehilfe zum Ausweiden, Zerteilen und Bedienen der Kunden tätig bin…”
Ob in der Zeitung, in Bewerbungsschreiben, im Schriftverkehr mit Behörden, Ämtern oder Versicherungen, in von der Polizei aufgenommenen Unfallprotokollen, Schüleraufsätzen, vor Gericht oder in Beschwerdebriefen an die Haus- bzw. Sozialverwaltung, es kracht in dieser Hinsicht ständig im Wortgebälk. Ab und an werden solche “Ausrutscher” aber auch ganz bewusst als Stilmittel eingesetzt. Der unvergessene (nicht unvergessliche) Karl Valentin hat dieses fruchtbare Feld meisterhaft beackert: “Es ginge schon, aber’s geht nicht!” Sein später geborener bayerischer Landsmann und Augenbrauen-König Theo Waigel äußerte sich als Finanzminister dahingehend: “Es muss etwas passieren, aber geschehen darf nix”. Ob das Absicht war oder nicht, sei dahingestellt.

Doch im Meer der Stilblüten schwimmen wesentlich kapitalere und lustigere Fische. Wobei sich mitunter schon der Verdacht aufdrängt, dass die entsprechenden Zitate frei erfunden bzw. bewusst konstruiert worden sind. Kann sein, muss aber nicht.

Wortkarge und traurige Fußgänger

Die Brüller finden sich in den Aus- und Einlassungen von Unfallzeugen bzw.  Unfallbeteiligten. Auf unseren Straßen und Autobahnen wiehert das Blech. “Ich sah ein trauriges Gesicht langsam vorüber schweben, dann schlug der Herr auf dem Dach meines Wagens ein”, gab ein Unglücksfahrer zu Protokoll. Klingt jetzt nicht so, als hätte der Mann den Flug genossen. Dem steht die Schilderung eines anderen Verkehrsteilnehmers in nichts nach: “Ein Fußgänger kam plötzlich vom Gehsteig und verschwand wortlos unter meinem Wagen”. So ein Stoffel! Er hätte ja wenigstens vorher mal grüßen können.

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Wer traut sich? Standesbeamte können sehr bürgernah und kundenorientiert sein. Nach der Zeremonie mussten die Frischvermählten auf der Heiratsurkunde laut und deutlich ihren Namen schreiben.

Einmal zu früh abgebogen, und das Unheil nimmt/nahm seinen Lauf: “Beim Heimkommen fuhr ich versehentlich in eine falsche Grundstückseinfahrt und rammte einen Baum, der bei mir dort nicht steht”. Dumm gelaufen bzw. gefahren. Aber der umsichtige Automobilist sollte auch immer damit rechnen, dass Tiere seinen Weg kreuzen: “Auf halber Strecke rannte ein ortsunkundiger Hase in selbstmörderischer Absicht auf die Fahrbahn. Es gelang ihm, sich das Leben am Abschlussblech meines Fahrzeuges zu nehmen”.

Getöteter Hund ohne technische Mängel

Frau am Steuer: “Vom Fahrer des gegnerischen Fahrzeuges ist mir nur sein männliches Geschlecht bekannt”. Der andere Wagen sei absolut unsichtbar gewesen und dann wieder verschwunden. Immerhin: “Der Unfall wurde von einem netten jungen Bullen aufgenommen, der schon nach kurzer Zeit meine Unschuld unter Beweis gestellt hat”. Der andere Beteiligte war bei dem Crash nur leicht verletzt worden, wie die Lokalzeitung kurz nach dem Vorfall vermeldet hatte: “Nach ambulanter Behandlung konnte der junge Mann seinen Finger wieder mit nach Hause nehmen”.

Angesprochen auf sein hohes Tempo zum Zeitpunkt des Unglücks äußerte sich ein anderer Fahrer dahingehend: “Ich bin deshalb so schnell gefahren, um durch den Luftzug die Biene aus dem Auto zu kriegen”. Bei dem Zusammenstoß sei der freilaufende Hund Ajax getötet worden, bei dem man jedoch keine technischen Mängel festgestellt habe. “Gesucht wird jetzt der Halter des Hundes, der ca. 40 cm groß ist und
lange, schwarze Haare hat”. Ganz offensichtlich ein Liliputaner. Leichtere Blessuren hatte sich auch die im Fond sitzende und vielseitig einsetzbare Haushaltsgehilfin des Verursachers zugezogen: “Sie wird von mir teilweise im Betrieb und teilweise privat genutzt”.

“Jeder Mensch will sich selbst verwirklichen, das heißt, er will seine Invalidität entwickeln”, befand ein Wochenblatt in der Ankündigung eines Kreativseminars. Stolze Eltern schalteten dort eine Geburtsanzeige: “Auch unsere dritte Tochter ist ein Mädchen! Wir freuen uns riesig!”. Und wir alle mit ihnen. Gut, dafür kann die Redaktion nix, aber für folgende Meldung schon: “Infolge der Handlung des Täters fiel Rita Z. in Ohnmacht und rief einige Male um Hilfe.” Der Gauner sei durch einen Lichtstrahl ins Haus eingedrungen. Die Anzeigenabteilung einer großen Tageszeitung ließ folgende Annonce durchgehen: „Wir suchen für die Getränkeabteilung unseres neuen Marktes einen Wein-Somalier, männlich oder weiblich“.

Vor dem Richter die Genitalbereiche nur kurz berührt

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Spaziergang am Entbindungsheim vorbei. Eine Schülerin schildert in einem Aufsatz ihre Eindrücke.

Crime, Gewalt und Sex sind Themen, über die es sich immer zu berichten lohnt: “Bei den Befragungen vor dem Untersuchungsrichter wurden die Genitalbereiche nur ganz kurz berührt”. Besonders rigoros war ein Wohnungseinbrecher vorgegangen: “Da packte O. eine 40 cm hohe und 4 kg schwere Marmorstatue und schlug auf den Schlafenden ein, bis dieser erwachte”. Auf der richtigen Spur scheint die Polizei auch in einem anderen, besonders brisanten Fall zu sein: “Die Mordkommission schließt nicht aus, dass die bei Hannover gefundenen Teile eines menschlichen Körpers zu einer Leiche gehören”. So viel kriminalistischen Spürsinn hätten wir den niedersächsischen Schimanskis gar nicht zugetraut.
Ein in kleine Einzelteile zerlegtes Regal von IKEA zusammen zu schustern, ist schon nicht einfach. Aber wer sich dann an einen Bausatz für ein komplettes Haus wagt, muss erst recht mit Rückschlägen rechnen: “Bei dem von Ihnen gelieferten Fertighaus (zum Selbstbau) habe ich Schwierigkeiten. Immer wenn ich vor die Haustür trete, stehe ich auf dem Dach”. Da ist es gut, gegen alle Eventualitäten versichert zu sein. Auch gegen Todesfälle: „Eine Lebensversicherung ist das Geld das man bekommt, wenn man einen tödlichen Unfall überlebt“.

Sex bei Kerzenlicht ist brandgefährlich!

Bei der Hamburg-Mannheimer ist man/frau da immer gut aufgehoben und wird individuell betreut: “Ich lege Wert darauf, dass Sie mir Ihren Vertreter, Herrn Baumann, schicken, der es mir beim letzten Mal so schön gemacht hat”. Bei Schadensfällen wird schnell und unbürokratisch geholfen, wenn die Fakten plausibel geschildert werden: “Meine Frau hat eine Kerze auf der Buchablage des Bettes brennen lassen. Durch die ehelichen Erschütterungen flog die Kerze herunter und verbrannte die Bettwäsche”.  Aber die Versuchung, die Assekuranz übers Ohr zu hauen, ist allgegenwärtig, auch wenn der ein oder andere dabei die Rechnung ohne sein schlechtes Gewissen gemacht haben mag: “Ich kann nicht schlafen, weil ich Ihre Versicherung betrogen habe. Darum schicke ich anonym 500 EUR. Wenn ich dann immer noch nicht schlafen kann, schicke ich Ihnen den Rest”. Das ist doch mal ein Wort!   Den Sachbearbeiter der Aachen-Münchener dürfte auch folgende Nachricht gefreut haben: „Ich wollte Ihnen den Schaden vorsorglich melden, bezahlen brauchen Sie nichts, denn ich bin unerkannt entkommen“.

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Wenn es friert, zieht sich das Thermometer auf einen Ort zurück, den man gewöhnlich mit Null bezeichnet. Und bei der Wirbelsäule handelt es sich um einen zusammengesetzten Knochen, der den Rücken herunterläuft. „An ihrem oberen Ende sitzt der Kopf, am unteren Ende sitze ich“. An der Form des versteinerten Fisches sieht man genau, dass er kurz vor seinem Tod noch gelebt hat.

Die Liebe ist das Licht des Lebens, die Ehe die Stromrechnung, hat ein schlauer Mann mal gesagt. Zwar ist die Scheidungsrate in Deutschland leicht rückläufig, aber nach wie vor jedes dritte vor dem Standesbeamten geschlossene Bündnis wird vorzeitig aufgelöst. Ein Schlussstrich, der meist ein teurer ist.  “..und vermag ich nicht einzusehen, wieso ich an meine geschiedene Gattin Unterhaltsgeld zahlen soll, denn ihr Unterhaltungswert während unserer Ehe war wirklich gleich null”, beschwerte sich ein Ex in einem Schreiben ans Gericht. Von einem Leidensgenossen stammt der Satz: “Früher hat man immer die Auffassung vertreten, dass die Ehefrau auf den Herd gehört”. Doch diese Zeiten sind längst vorbei, auch die der Hexenverbrennungen. Aber es gibt auch Fälle, in denen Streitwert und/oder Verlust nach der Trennung nicht so hoch ist: “Meine Ehefrau lief mit meiner Wäsche, den Federbetten sowie ihrem Geliebten weg. Der Wert dieser Dinge beträgt etwa 700 EUR”.

Heimtückisch die Kuh geheiratet

“Mein Mann ist sehr heimtückisch”, führte eine Frau vor dem Scheidungsrichter aus. Sie begründete das so: “Mehrere Zeugen können beschwören, dass er mir immer dann die Zunge herausstreckt, wenn ich meine Brille putze”. In einem anderen Verfahren hieß es: “Paul S wohnt nicht bei seiner Frau. Es gibt daher keine Anhaltspunkte dafür, dass er geisteskrank ist”.

Aber ein Tausch der Ringe kann auch Zugewinn bedeuten: “Durch die Heirat mit meiner Frau bin ich zu einer weiteren Kuh gekommen, die ich bei Ihnen versichern will”. Man(n) muss immer das Beste aus der Situation machen: “Ich bitte um Gewährung einer höheren Brandbeihilfe, denn ich werde den Schnupfen nebst meiner Frau nicht mehr los”, stand in einem Schreiben an das Sozialamt.  In einem anderen Brief an die Behörde war zu lesen: „Beim Antrag habe ich vergessen, die Spalte der Ehefrau auszufüllen, weil wir erst verlobt sind“. Und: „Bitte lassen Sie es mich wissen, wenn Sie dieses Schreiben nicht erhalten haben.”

Keine artgerechte Haltung

Oft lösen sich die Probleme aber auch von selbst, beispielsweise dann, wenn der Menne/Männe es vorzieht, ins Gras zu beißen. Danach hatte er nämlich auch beim Ruinieren keine Schmerzen mehr. “Seit mein Mann gestorben ist, werden Stall und Scheune nicht mehr genutzt”, ließ die Witwe die Brandversicherung wissen. Artgerechte Haltung sieht allerdings anders aus. Aber was, wenn bei ihr der Strom ausfällt? „Bitte schicken sie mir schnell einen Elektriker, sonst muss ich wieder die Kerze heute Nacht nehmen“. Stirb die Frau zuerst, muss man(n) sich zu helfen wissen: „Trost finde ich bei meiner Nachbarin, die Freund und Leid mit mir teilt“.

Nach dem Orgeln Tohu und Bohu am Büfett

Mit dem Ja-Wort fängt das Unheil meist an. Siehe oben. Das pflegt man/frau sich in der Regel auf dem Standesamt zu geben und dann unter Zeugen per Unterschrift zu besiegeln: „Auf das Formular mussten wir laut und deutlich unsere Namen schreiben“. Das ist ein würdiger Ort, wie sich eine Schülerin in einem Aufsatz erinnerte: “Auf dem Standesamt geht es sehr feierlich zu. Während ein älterer Mann im Hintergrund leise orgelte, vollzog der Standesbeamte an meiner Schwester die Ehe”. So was nennt man Dienstleistung und Bürgerservice!  Nach der Zeremonie gab es ein festliches Essen: „Als alle zu dem lockenden Büfett strebten,  ging plötzlich das Licht aus. Da gab es ein großes Tohu und auch ein Bohu“.

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In vino veritas: Vom Horn von Afrika direkt hinter die Getränketheke des neuen Supermarktes.

Und ein anderer Schüler notierte: „Künftige Ehepaare werden vierzehn Tage lang in einem Schaukasten am Gemeindeamt ausgestellt“. Und er wusste auch: „Bei uns dürfen Männer nur eine Frau heiraten. Das nennt man Monotonie“. In anderer Hinsicht waren da die Schwertträger früherer Zeiten besser gestellt, denn: „…neben Prunksälen hatten die Ritter auch heizbare Frauenzimmer“. Die waren aber auch mit Vorsicht zu genießen, wie der Knappe Kunibert am eigenen Leib erfahren musste: „Er heiratete eine liebe Frau, die seinem einsamen Leben ein Ende bereitete“.

Wenn der Ätna eine Erektion bekommt

Es sind häufig Schüler, die die Dinge so unvergleichlich auf den Punkt bringen, dergestalt, dass  „der Ätna ist ein sehr tätiger Vulkan ist. Erst im letzten Jahr hatte er wieder eine gewaltige Erektion“. Und „das Trojanische Pferd war nur außen ein Pferd. Innen war es ein Wohnmobil“. Und dass man die Jahre, in denen der Februar 29 Tage hat, Wechseljahre nennt, war mir auch neu. Die aufgeweckten Buben und Mädels wissen, dass man das ungeborene Kind im Mutterleib “Sombrero” nennt und sind auch sonst in dieser Hinsicht dicht dran am Geschehen: „Wir gingen mit unserer Lehrerin im Park spazieren. Gegenüber dem Park war ein Haus, wo die Mütter ihre Kinder gebären. Eine Gebärmutter schaute aus dem Fenster und winkte uns freudig zu”. Ob er drei Nadelbaumarten aufzählen könne? Logo: “Fichte, Tanne, Oberkiefer” kam es wie aus der Pistole gespritzt. Während eine Mitschülerin, nach ihrer Konfession gefragt, “75 B” antwortete.

Prothesen, Reh-Kids und Fußlappen

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Zwischen Kiez und Kitzler: Junge Rehe nennt man „Reh-Kids“.

Die Nachkommen der Rehe heißen übrigens “Reh-Kids”, während es sich bei Salmonellen “um die kleinen Fischchen auf der Pizza handelt, von denen es mir immer schlecht wird”. Und dass 2017 ein ganz besonderes Jahr ist, das uns sogar einen zusätzlichen Feiertag beschert, weiß sowieso schon jedes Grundschulkind: “Vor 500 Jahren hatte Maddin Luther seine 95 Prothesen an die Wicküler Kirche genagelt”. Na bitte. Andere Völker, andere Sitten:  „In Lappland wohnen 2 Sorten Menschen. Die reichen Lappen fahren im Rentiergespann, die armen Lappen gehen zu Fuß. Daher der Name Fußlappen“.
Und was sagt die FDP?: “Wir haben unser Wahlziel zwar nicht erreicht, aber die Wahl insofern doch gewonnen, als uns unsere politischen Gegner eine noch größere Wahlniederlage gewünscht hatten”.

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