Mit diesem Foto hat meine geschätzte Regionalzeitung, für mich und viele andere ein unversiegbarer Quell stilistischer und orthografischer Inspiration, die geneigte Leserschaft in ihrer Ostersonntags-Ausgabe beglückt und erfreut. Wobei es weniger die Aufnahme, denn der kurze Begleittext ist, der aufmerken lässt. Wie man/frau schon in so wenigen Zeilen heldenhaft so viel Unsinn hinein redigieren kann, bleibt das Geheimnis des Redakteurs. Aber selbigem, also dem Redaktör, ist ja bekanntlich nix zu „schwör“… Da hat doch wahrhaftig jemand das Kunststück fertig gebracht, einen Schnappschuss mit der Kamera im Bild festzuhalten. Das soll dem erst mal einer nachmachen. Dem Schnappschuss ebenso wie dem Jemanden. Von dem Bild wollen wir erst gar nicht reden. Hätte ich vorher nicht für möglich gehalten, dass so etwas geht.
Das ist nicht nur ein weißer Schimmel, sondern ein weißes Schimmel-Pferd, also gleich dreifach gemoppelt und gesattelt. Gib ihm die Sporen, Reitersmann! Wir sehen uns auf der nächsten Hengstparade. Da können selbst versierte Fotografen noch was hinzu lernen. Ein Schnappschuss wäre ja, behauptet zumindest unser polyglott aufgewachsener Bofrost-Mann, per se schon ein in sich abgeschlossener Vorgang, dessen Resultat ein Kind der Spontaneität wäre. Der muss es wissen, der Bofroster, nicht der Vorgang. Ersterer hat schließlich früher an der Volkshochschule in Waldaubach mal ein halbes Semester kreative Semantik für traumatisierte Zierfische aus dem Kosovo belegt.
Die Aufnahme ist im Kasten. Fertisch! Mit was soll diese aber denn gemacht worden sein, wenn nicht mit der Kamera? Mit dem Wasserkocher vielleicht? Oder mit einem Teelicht aus der Haushalts-Abteilung von IKEA? Dass dieser, der Schnappschuss, dann auch noch zu allem Überfluss im Bild, und nicht etwa im Ton, festgehalten wurde, hätten sich weder er selbst, noch der Reiter oder der Tripple-Gaul träumen lassen. Das darf als finale Krönung des komplexen Aktes gelten und rechtfertigt insofern schon eine explizite Erwähnung.
Um sicherzugehen, habe ich mal bei Wikipedia nachgeschlagen, was es denn genau mit dem Schnappschuss auf sich hat. Der Begriff stammt ursprünglich aus der Jägersprache und bedeutet „Schießen aus der Hüfte ohne sorgfältiges Zielen“. Volltreffer! Aber im Leben geht halt auch immer mal ein Schuss daneben….
Ach ja, die Behauptung, dass das Vögelchen, das für diese akribisch recherchierte journalistische Meisterleistung sein Köpfchen hinhalten musste, derzeit intensiv Nestbau betreibt, halte ich zumindest für gewagt. Da hinkt der Verfasser der/seiner Zeit etwas hinterher. Die Blaumeisen, auch die in unserer unwirtlichen Gegend, haben, ob mit oder ohne Hilfe von IKEA, ihre Wohnungen samt Kinderstube längst eingerichtet und bezogen und brüten mit Nachdruck.